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Adolf Neugschwandtner am NS Volksgericht
Im Frühjahr 1944 wird Adolf Neugschwandtner von der obersten SA-Führung dem Reichsminister der Justiz als ehrenamtliches Mitglied für den Volksgerichtshof vorgeschlagen, die Parteikanzlei in München bekommt am 12. Mai von der Gauleitung Wien Adolfs Eignung wegen seiner politischen Zuverläsigkeit bestätigt.1
Der Volksgerichtshof Berlin verhandelte in verschiedenen Städten, so auch in Wien, Fälle von Hoch- und Landesverrat, Wehrmittelbeschädigung, Spionage, Öffentliche Zersetzung der Wehrkraft, Vorsätzliche Wehrdienstentziehung und unterlassene Denunziation. Die Senate bestanden aus zwei Berufs- und drei Laienrichtern, die nach ihrer politischen Zuverlässigkeit (SA-, SS- und NS-Funktionäre) ausgewählt wurden.
Von mehr als 2100 Österreichern und Österreicherinnen, deren Fälle vom Volksgerichtshof verhandelt wurden, bestrafte man etwa 800 mit dem Todesurteil, zumindest 681 davon wurden vollstreckt. 451 Personen wurden im Landgericht Wien durch das Fallbeil hingerichtet, die restlichen Urteile wurden in anderen Städten wie Graz, Berlin oder München vollstreckt.
Ich konnte die genaue Karriere Neugschwandtners beim Volksgerichtshof noch nicht erforschen. Dass er zumindest für drei himmelschreiende, unmenschliche und Unrecht darstellende Todesurteile mitverantwortlich ist, lässt sich aus zwei online zugänglichen Akten des Volksgerichtes ersehen:
Bei der Hauptverhandlung am 1. November 19442 stellen Dr. Merten als Vorsitzender, Dr. Makart, SA-Brigadeführer Neugschwandtner, NSKK-Obergruppenführer Seydel und Abschnittsleiter Seydel den Senat. An diesem Tag wurden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ die 54jährige Krankenpflegerin Anna Ecker zu zwei Jahren Zuchthaus, die 62jährige Witwe Rosa Janku und der 57jährige Straßenbahnangestellte Rudolf Fellner zum Tod verurteilt. „Die Kosten des Verfahrens tragen die Angeklagten“.
Bei der Hauptverhandlung am 23. November 19443 waren die Berufsrichter Dr. Lämmle und Dr. Köhler und die Laien Gauamtsleiter Holezius, SA-Obergruppenführer Heß und SA-Brigadeführer Neugschwandtner der Senat. An diesem Tag wurde der 35jährige Pfarrer Heinrich dalla Rosa4 wegen einer Nichtigkeit zum Tode verurteilt: er habe unter Missbrauch seines Seelsorgeramtes Wehrkraftzersetzung betrieben, indem er eine kritische Bemerkung zum Kriegsausgang einer ihn denunzierenden Prethalerin (Stmk.) gegenüber gemacht hatte. Der ursprünglich aus Südtirol stammende dalla Rosa gilt heute in der katholischen Kirche als Märtyrer.
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1) Archiv der Republik (AT-OeStA/AdR), BMI/Gauakten, Gauakt Adolf Neugschwandtner, Blätter 9 und 10.
2) Online: <http://www.doew.at/cms/download/42g9p/19793_36.pdf>
3) Online: <http://www.doew.at/cms/download/8917s/19793_151.pdf>
4) Zu Heinrich dalla Rosa siehe Google
Dieser Eintrag wurde verfasst am 21 Jun 2018 um 11:21 von prinzeps und ist abgelegt unter HeimatForschung, Geschichte des Nationalsozialismus, Neugschwandtner.
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