Kategorie: "Geschichte des Nationalsozialismus"

Diese Drei machen aus Schicklgruber Hitler

August 1st, 2023

Am 6. Juni 1876 bezeugen drei Männer aus Spital beim Notar Penkner in Weitra, dass Georg Hitler (1792-1857, Familienname sonst üblich als Hiedler, Hüttler, Hirdler usw. geschrieben) der leibliche Vater des Alois Schicklgruber gewesen sei. Am nächsten Tag trägt daraufhin der Döllersheimer Pfarrer die posthume Legitimierung ins Taufbuch ein. Der Zollbeamte Schicklgruber kann sich ab nun Hitler nennen.

Wer waren die drei Zeugen?

Joseph Romeder

Er ist am nächsten mit den Spitaler Hiedlern verbunden. Geboren ist er am 21. Februar 1834 in (Ober) Windhag 10 als Sohn des Bauern Jakob Romeder und seiner Frau Barbara, geborene Pölzl, die aus Schöllbühel stammt. (↑)

Am 25. Jänner 1853 heiratet er 18-jährig die 20-jährige Walpurga Hüttler (↑) (im Trauungsbuch so geschrieben), die Tochter des Johann (Nepomuk) Hüttler, des Ziehvaters von Alois Schicklgruber auf Spital 36. Alois Schicklgruber, geboren 1837, ist vor kurzem ausgezogen und nach Wien gegangen, bzw. es ist möglich, dass er zu dieser Zeit noch im Haus Spital 36 wohnt.

Da Johann (Nepomuk) Hüttler ohne Sohn ist, seine älteste Tochter Johanna 1848 schon auf den Nachbarhof des Johann Pölzl geheiratet hat und die jüngste Tochter Josepha ehelos 1859 stirbt, übernimmt Romeder zusammen mit seiner Frau den Hof.

Walpurga stirbt am 30. November 1900 (↑) noch am Hof in Spital 36, Joseph Romeder allerdings nicht mehr dort, sondern am 18. Mai 1911 als Ausnehmer in Walterschlag 4 (↑). Die Ehe war kinderlos geblieben, Romeder hatte das Haus an Anton Stütz aus Harmannstein verkauft.
[Dorferneuerungsverein „Spital Aktiv“: Spital und seine Bewohner (Spital 2004) S.: /Ahnen/Ahnen/ab3556.htm. Im Eigenverlag herausgegebene CD, unter anderem mit umfassender Dokumentation aller Einwohner und ihrer Lebensdaten.]

Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des notariellen Schreibens ist er 42 Jahre alt.

Johann Breiteneder

Zeitlich kommen zwei Personen in Frage(1774-1816):
[Spital und seine Bewohner  S.: /Ahnen/Ahnen.htm#Breiteneder.]

  1. Johann Breiteneder, Kleinhäusler und Weber, geboren 1800 auf Spital 47 und gestorben 1886 als Armenhauspfründler auf Spital 41.
    Sein Vater ist Martin Breiteneder (1774-1859), seine Mutter Maria (1774-1816) war eine geborene Ledermüller.
    Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des notariellen Schreibens wäre er 76 Jahre alt gewesen.
  2. Johann Breiteneder, geboren am 5. Juli 1822 auf Spital 34 (↑). Seine Taufpaten sind Martin und Theresia Prinz, geborene Hüttler, die Eltern des späteren Taufpaten von Adolf Hitler. Johann ist der Sohn des Anton Breiteneder aus Spital und dessen Frau Juliana, geborene Klein aus Langfeld.
    Am 20. November 1869 heiratet er in Weitra (↑). Seine Braut Theresia ist eine Nichte des Lehrherren von Alois Schicklgruber, Anton Ledermüller. Theresia ist nämlich die Tochter von Antons Schwester Josefa Ledermüller, welche 1831 den Weber Josef Pautsch geheiratet hat. (↑)

    Johann Breiteneder stirbt am 29. Juni 1896 (↑) mit 74 Jahren als Hausbesitzer und Tagelöhner in Weitra in der Bergzeile 41.
    Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des notariellen Schreibens wäre er 42 Jahre alt gewesen.

Engelbert Pautsch

Engelbert Pautsch gehört, wie obiger Johann Breiteneder, ebenfalls mittelbar zur Familie der Ledermüller. Er ist ein Neffe des Lehrherren Alois Schicklgrubers, Anton Ledermüller. Engelberts Vater, der Weber Josef Pautsch, hat, wie oben beschrieben, 1831 die Schwester Antons, Josefa Ledermüller, in Spital geheiratet. Engelbert am 18. Oktober 1834 (↑) wurde aus dieser Ehe geboren und war als Erwachsener Schmid auf Spital 16, später Kleinhäusler in Spital 49.

Er stirbt an dieser Adresse am 14. Februar 1917 (↑).

Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des notariellen Schreibens ist er 41 Jahre alt.

Über das Motiv der drei Herren wird seit dem Bekanntwerden des Vorgangs vor etwa hundert Jahren gerätselt.

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Wir haben zwei Kinder des Paares Josef Pautsch und Josefa Ledermüller von Spital 16 kennengelernt. Nebenbei sei erwähnt, dass eine Tochter von ihnen, Juliana Pautsch, geboren am 24. Mai 1839, samt der großen Familie ihres Mannes Franz Bruner (↑) nach Wisconsin / USA emigrierte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Alois Schicklgruber als Schusterlehrling 1850 bis 1852 in Spital

Juli 25th, 2023
Alois Schicklgruber als Schusterlehrling 1850 bis 1852 in Spital

Im Stadtarchiv Weitra befindet sich unter der Inventarnummer 11/20 das „Handwerksbuch bei der Innung der bürgerlichen Schuhmacher Meister Stadt Weitra, errichtet 1839“.

Der Schuhmachermeister Anton Ledermüller in Spital war von 1839 bis 1863 Mitglied der Weitraer Innung.

Es finden sich in diesem Handwerksbuch zwei Einträge zu Hitlers Vater Alois Schicklgruber.

Anton Ledermüller nahm ihn am 19. Mai 1851 nach einem Probejahr als Lehrbuben auf:

Alois Schicklgruber als Schusterlehrling 1850 bis 1852 in Spital

[1]851 Am 19. Mai [...]
Nach 1 Probejahr {Lässt Anton Ledermüller v. Spital den Alois Schicklgruber v. Döllersheim aufdingen und zahlt 1 f. 30 x}

 

Anton Ledermüller erklärte ihn am 28. März 1852 feierlich zum Gesellen und sprach ihn von seinen Pflichten als Lehrjungen frei:

Alois Schicklgruber als Schusterlehrling 1850 bis 1852 in Spital

[1]852 Am 28. März [...]
Lässt Anton Ledermüller v. Spital seinen Lehrjung Alois Schicklgruber v. Döllersheim freisprechen und zahlt 1 f. 30 x

 

Die eineinhalb Gulden waren für diese Anlässe die festgelegte reguläre Gebühr.

Anton Ledermüller wurde am 12. Juni 1805 in Spital 28 als Sohn des Josef Ledermüller und der Anna, geb. Klein, geboren. Erst mit 40 Jahren heiratete er 1845 als Schuhmachermeister in Spital 28 die drei Jahre jüngere Josefa Fuchs aus Mistelbach. Die Ehe blieb kinderlos. Er starb am 4. April 1880 als Ausnehmer in Spital 49 an Altersschwäche.

 

 

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Mit großem Dank an Dr. Wolfgang Katzenschlager, dem Stadtarchivar von Weitra, der diese Einträge entdeckt hat!

 

Josef Glasl-Hörer (1851-1918), Sohn von Hitlervater Alois Schicklgruber erster Ehefrau

Juni 6th, 2023

Ich habe einnmal alles zusammengeschrieben, was man über den von mir entdeckten, natürlichen Sohn der Anna Glasl in Erfahrung bringen kann. Es ist doch einiges. Ob es Zusammenhänge mit der Familie Schickgruber/Hitler gibt: es sieht auf den ersten Blick nicht so aus. Es war jedenfalls kein leichtes Leben, das der Mann gehabt hat.

  josef_glasl_hoerer.pdf 

Wer hat's gefunden?

Mai 5th, 2023

Das erste und letzte Mal hat Konrad Heiden 1936 ein Papier in der Hand gehabt, das Alois Schickelgrubers (alias Hitler) erste Heirat dokumentierte. Der Antifaschist Heiden hat in der ersten Auflage seines Adolf Hitler : eine Biographie noch nicht darüber berichten können, erst in der Neuauflage 1937: Alois Schicklgruber habe 1864 Anna Gassl-Hörer geheiratet. Viele Hitler-Biographen nannten 1873, weil die "Zeitzeugin" und Plaudertante Maria Pernstein dies 1938 so angab. Und viele nur die Erstausgabe von Heidens Biografie gelesen haben.
Roman Sandgruber schreibt in Hitlers Vater, dass natürlich eher Heiden zu vertrauen sei, aber die Sache nicht entschieden sei, weil bis heute kein Heiratsdokument gefunden wurde, weil man nicht wisse, wo die beiden geheiratet haben. In Braunau jedenfalls nicht und man wisse nicht, wo man überall nachschauen sollte.

Bis gestern fand man kein Dokument darüber. Gestern hab ich die Heiratsmatrik gefunden. Heiden hat recht gehabt:

Salzburg-Nonntal Trauungsbuch | TRB3, 1825–1866, fol. 116

Am 26. April 1864 heiraten in der Kirche Salzburg Nonntal Alois Schicklgruber und Anna Glassl-Hoerer.

https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/salzburg-nonntal/TRB3/?pg=112

Ich freue mich, damit einen kleinen Baustein für die Schicklgruberbiographie beitragen zu können.

Wien, am 5. Mai 2023     Mag. Martin Prinz

Wer hat's gefunden?

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Konrad Heiden: Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit (2. Auflage, Zürich 1937)
Maria Pernstein: Privataufzeichnungen
Roman Sandgruber: Hitlers Vater Wie der Sohn zum Diktator wurde (Wien 2021)

Ein schöner Tag

Juli 9th, 2018

im Archiv der Republik! Habe zwei Gauakte eingesehen, darin viel mehr erfahren als erwartet und deswegen fast zwei Stunden die Luft angehalten!


Es ist jetzt klar, wer der Stiefvater von Helene Jäger war und es ist klar, dass Max Fitzthum, der Nazilehrer in Weitra, einer der berüchtigten Fitzthumbrüder war, die nach dem Anschluss ordentlich abgeräumt haben. Nach 1945 hat dann einer dieser Brüder, der Rechtsanwalt Norbert Fitzthum, zufällig Helene Jäger bei ihrem NS-Verfahren vertreten.

Inhaltlich wird später davon berichtet!