« Vielleicht war alles doch ganz anders – und die ganze Arisierungstheorie ist Humbug! | Welche Firmen profitierten von der Arisierung? » |
Nach dem Krieg einfach erschwindelt?
Während bisher in allen Verkaufsverträgen immer nur von den Grundstücken die Rede war, niemals von Gebäuden und Maschinen, wird plötzlich nach dem Krieg so getan, als würde man das ganze Sägewerk rechtmäßig von der bösen „Ostmärkischen Holzverwertung KG“ des Ing. Timmel zurückbekommen. Im Rückstellungsvertrag vom 22. Dezember 1948 heißt es nämlich:
Die Ostmärkische war Eigentümerin des Sägewerkes Joachimstal
Diese Aussage ist durch keinen grundbücherlichen Vertrag belegt, und trotzdem ging sie im Jahr 1948 einfach so durch? Die Taktik ist perfide: Man stellt sich selbst als Geschädigter dar und holt sich im Zuge der Rückabwicklung gleich noch ein ordentliches Stück jüdischen Eigentums dazu. Die Vorbemerkung des Rückstellungsvertrages zeigt diese Eigensicht sehr deutlich:
Die seinerzeit bestandene Verkaufsbüro österreichischer Waldbesitzer registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung wurde unter der Herrschaft des Nationalsozialismus in Österreich nach zwangsweisem Ausschluß für dieses Regime untragbarer Genossenschafter in eine Kommanditgesellschaft unter der Firma Ostmärkische Holzverwertung Dipl. Forst-Ing. Timmel Kommanditgesellschaft im Wege eines am 20. Oktober 1941 abgeschlossenen Gesellschaftsvertrages, in welchem die Genossenschaft ihr gesamtes Vermögen (Aktiven und Passiven) als Kommanditeinlage eingebracht hat, umgewandelt. An die Stelle der Genossenschaft traten nach deren Auflösung die Genossenschaftsmitglieder als Kommanditisten.Mit 31. Juli 1945 wurde die Verkaufsbüro österreichischer Waldbesitzer registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung wieder ins Leben gerufen, ein neuer Genossenschaftsvertrag errichtet und die Genossenschaft im Firmenregister des Handelsgerichtes Wien registriert. Die Ostmärkische Holzverwertung Dipl. Forst-Ing. Timmel Kommanditgesellschaft, im Folgenden kurz Ostmärkische genannt, hatte Ihr Vermögen, welches aus dem Vermögen der seinerzeit bestandenen Verkaufsbüro österreichischer Waldbesitzer registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung, im Folgenden kurz Verkaufsbüro genannt, bestanden hat, an das Verkaufsbüro rückzuleiten und sich nach Durchführung einer stillen Liquidation aufzulösen. In diesem Sinne hat denn auch der öffentliche Verwalter der Ostmärkischen seine Tätigkeit ausgeübt und eine Reihe von Aktiven der Ostmärkischen an das Verkaufsbüro gegen volle Vergütung übertragen, und zwar mit Wirksamkeit für den 1. August 1945 als den Stichtag für die Liquidationseröffnungsbilanz der Ostmärkischen.
Zu den an das Verkaufsbüro übertragenen Aktiven gehört unter Anderem auch das Sägewerk Joachimstal.
Die Bauwerke veranschlagt man mit etwa 39 000 Schilling, einen Ochsenstall mit 2 000 S, bewegliche Sachwerte mit 30 000 S, was einem Gesamtwert von etwa 71 000S entspricht. Demgegenüber sollen zufällig genau so hohe Verbindlichkeiten gestanden haben, die ebenfalls übernommen wurden, und es musste kein einziger Groschen gezahlt werden. So finden wir im Grundbuch Gmünd den bekannten Eintrag:
25. Juni 1949, 236.
Auf Grund des Rückstellungsübereinkommens vom 22. Dezember 1948 wird das Eigentumsrecht einverleibt für die Verkaufsbüro österreichischer Waldbesitzer registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung zur Gänze
Interessant wäre der wahre Wert der Grundstücke, Bauwerke und Mobilien schon! Später finden wir im Grundbuch Pfandrechte einverleibt, die bis zu 2,5 Millionen Schilling hoch gehen, und das in Zeiten, in der das Sägewerk längst abgetragen war und nur noch Grundstücke und Wohnbauten belehnt werden konnten!
Interessant wird auch werden, wer das andere beträchtliche Eigentum der jüdischen Besitzer Löwy und Winterberg in Österreich geraubt hat! Es handelt sich dabei um Werte in Zusammenhang mit der Flötzerei an Salza und Enns, um das wirklich große Dampfsägewerk in Mauthausen und um das 290 ha (!) große Landgut Oberhammer mit Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden in Ritzenedt in der Mühlviertler Gemeinde Weitersfelden. Wir finden zum Glück den ganzen Besitz schwarz auf weiß mit Fotos in der Denkschrift aus dem Jahre 1928 aufgelistet!
Dieser Eintrag wurde verfasst am 25 Nov 2011 um 19:12 von prinzeps und ist abgelegt unter Dampfsägewerk von Löwy und Winterberg in Joachimstal.
Noch kein Feedback
Formular wird geladen...