Cousin von SA Brigadeführer Adolf Neugschwandtner endete 1943 im KZ Dachau
September 3rd, 2024SA-Brigadeführer Adolf Neugschwandtner, der nach dem Krieg erfolgreich als Adolf Neumann in Deutschland untertauchte, hatte einen jüngeren Cousin in Wien. Er hieß Josef Neugschwandtner und war der Sohn seiner Tante Anna, die in die Hauptstadt gezogen war, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten. Diese heiratete 1907 den um mehr als 40 Jahre älteren Franz Hauk. Am 29. Mai 1917 gebar sie Sohn Josef, der aber nachträglich gerichtlich für „unehelich“ erklärt wurde.
Josef erlernte den Beruf des Galvaniseurs bzw. Metallschleifers. Er schloss sich den seit Februar '34 verbotenen Sozialisten an und wechselte darauf zur KPÖ. Im Jahr 1937 ging er, wie viele andere seiner Gesinnung, nach Spanien und kämpfte in der XI. Internationalen Brigade auf Seiten der Republikaner.
Nach dem Sieg der Nationalisten unter General Franco im Jahr 1939 flüchtete Neugschwandtner über die Grenze nach Frankreich und kam dort zusammen mit vielen anderen Flüchtlingen in die überfüllten Lager in Gurs bzw. Argelès.[1]
Nach der Niederlage gegen Nazideutschland 1940 wurden die Franzosen verpflichtet, alle Deutschen auf Verlangen ausliefern. In Deutschland gab es den Erlass vom September 1940, dass alle ehemaligen „Rotspanienkämpfer“ zumindest auf Dauer des Krieges in Schutzhaft zu nehmen sind. Dies dürfte in den französischen Lagern nicht bekannt gewesen sein, denn Neugschwandtner entschloss sich zusammen mit etwa 140 anderen Österreichern im Frühjahr 1941 zur Rückkehr. Alle kamen jedoch ohne Umwege am 1./2. Mai 1941 ins KZ Dachau.
Obwohl die Überlebensrate für Spanienkämpfer in Dachau an sich hoch war, starb Josef am 24. Februar 1943 im Lager laut Todesmeldung an „Versagen von Herz und Kreislauf bei Unterleibstyphus“[2]. Die Entbehrungen und üblen Zustände des Lagers brachten ihn und etwa 20 weitere ehemalige Spanienkämpfer zwischen 1942 und 1945 in Dachau um.[3] Diejenigen, die sie diesen Bedingungen unterwarfen, haben ihren Tod verschuldet.
Nach dem Krieg suchte seine Mutter als Opfer des Naziterrors beim K.Z.-Verband um Unterstützung an. In einem Brief vom 11. April 1946, der erhalten ist, bittet sie darum, dass man sie aufsuche, um ihr die versprochene Bekleidungsunterstützung zu überbringen. Sie schreibt, es fehle ihr die Kraft, selbst vorzusprechen, um ...
„… Sie herzlich zu bitten, denn ich war den ganzen Winter sehr krank, bin ich auch in ärztlicher Behandlung bei H. Dr. Hirsch-Zeiler gestanden und es ist mir nicht möglich persönlich mit Ihnen in Verbindung zu treten, so schwach bin ich noch, und so ausgehungert. Ich muss Sie bitten, mir jemand zu senden. Der sich überzeugt, und es auch aufnimmt. Ich bin seit 21./2. 1945 vollständig ausgebombt, ausgebrannt, habe keine richtig gehende Uhr, wohne in einem bombenbeschädigten Haus in Wien X., Buchengasse 4, Tür 7a und kann mit dem besten Willen Ihre Amtsstunden nicht einhalten. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, die Tür förmlich zersplittert so dass ich gezwungen bin, alle Gesuche und Bitten auf brieflichem Weg zu erledigen. Bitte! Bitte senden Sie jemand Verlässlichen zu mir, bevor es zu spät ist.“[4]
Die Mutter starb am 4. September 1954 mit 74 Jahren. Im Grab ist sie mit ihrem Sohn und zwei Schwestern vereint.
[1] ÖsterreicherInnen für Spaniens Freiheit 1936-1939. Online: https://www.doew.at/erinnern/biographien/spanienarchiv-online/spanienfreiwillige-n/neugschwandtner-josef
[2] Sterbeurkunde Nr. 401 Standesamt Dachau vom 25. 2. 1943. Online: https://collections.arolsen-archives.org/en/document/10219885
[3] Hans Landauer: Weg und Blutzoll der österreichischen Spanienkämpfer in den Jahren 1939-1945, S. 158
[4] Mildschütz Anna schreibt an KZ Verband. Dass ihr Sohn NEUGSCHWANDTNER JOSEF Spanienkämpfer war und 1943 im KZ Dachau gestorben ist. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Signatur 20.100/8129
Nachrichten aus einer verdrängten Zeit Gmünds
August 29th, 2024Nachrichten aus Gmünd, stammend aus den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Bis auf zwei gekennzeichnete Beiträge stammen sie aus der parteinahen „Land-Zeitung“ des Kremser Verlegers Josef Faber. Thema der Auswahl: Judenhass und Judenverfolgung
1938
Eingesperrt wurde der hiesige Sohn des Josef Schwarz, da er sich in nicht wiederzugebender Weise über die jetzige Bewegung ausdrückte. Auch andere „Standespersonen“ wurden in Schutzhaft genommen, einige aber nach kurzer Zeit wieder entlassen. Bei dem früheren Regime hätten sie nichts zu lachen gehabt, wenn sie sich so verhalten hätten. Frau Birgfellner (Riehl) welche wegen nat.-soz. Betätigung seinerzeit als Postbeamtin entlassen wurde, wurde wieder beim Postamt Gmünd 2 eingestellt. Wie überall, wurde die Gemeinde, Sparkasse, Fürsorge usw. von den Nationalsozialisten übernommen und die früheren Amtswalter enthoben. Überall aber ging man äußerst human vor. Unsere früheren SS und SA-Männer waren sofort zur Stelle und versehen ihren Dienst. Von Deutschland sind SS-Männer nach Gmünd per Auto gekommen, welche in ihren schmucken Uniformen Aufsehen erregen. Auch die jüdischen Rechtsanwälte stehen unter Aufsicht. Auch die jüdischen Ärzte erhielten eine Aufschrift, damit Fremde sie als Juden erkennen. Auch die Kanzleien der Juden Friedmann und Pollak stehen unter Aufsicht. Doktor Glaser ist bereits von Gmünd abgefahren. Der frühere Heimatschützer Dr. Michl wurde zu drei Monat Haft verurteilt, da er sich in unanständiger Weise gegen die Bewegung aussprach.
[Heimatschützer: Mitglied des Heimatschutzes, einer paramilitärischer Einrichtung der den Nazis verhassten Vaterländischen Front Österreichs.]
Verschiedenes. Die jüdischen Firmen Löwy, Reich und J. Schwarz wurden unter arischer Leitung gestellt. – Unsere stramme SS erhielt bereits schmucke Uniformen, welche den schlanken jungen Männern vorzüglich passen. Die Sammlungen in den einzelnen Ortschaften werden planmäßig durchgeführt und fließen die Spenden der diensthabenden SA und SS zu. Pg. Herr Oberlehrer Bründl, ein geborener Gmünder, ist unermüdlich tätig, die Bevölkerung aufzuklären und hält massenhaft besuchte Versammlungen ab. Er wurde von dem früheren Regime mit Hass und Maßregelung verfolgt. Als Dietwart des Deutschen Turnvereines Gmünd ist er allen in bester Erinnerung, da er ein vorzüglicher, mit großem Wissen ausgestatteter Redner ist. Pg. Walter Weiner, welcher ebenfalls ein strammer Turner war, ist in Wien NSBO [Nationalsozialistische Betriebszellenorganisations]-Leiter seiner Firma, welche seit Jahren die größte Reklame (Lichtreklame)-Firma Wiens ist. Der einzige arische Rechtsanwalt in Gmünd ist Pg. Dr. E. Wais, in dessen Kanzlei auch Pg. Dr. Schrattel, dessen schneidigen Reden den Gerichtssaalbesuchern bekannt sind. – Der nächste Jahrmarkt findet am 12. April in Gmünd 2 (Neustadt) statt und wird hoffentlich von vielen arischen Marktfieranten [Marktfahrer] und Käufern besucht. Es ist ja die Osterwoche. Das städt. Museum ist wieder jeden Sonn- und Feiertag geöffnet und versäume keiner den Besuch desselben. Er wird dadurch unsere deutsche Stadt besser kennen lernen. Unsere strammen SA- und SS-Männer und die Hitlerjugend, zu der ein großer Zulauf herrscht, veranstaltete am 24. d. abends einen großen Propagandazug durch die Stadt. Die Beteiligung bewies wieder glänzend, dass die neue Zeit in Gmünd verstanden und freudig begrüßt wird.
[Pg.: Parteigenosse, Mitglied der NSDAP]
Nun sind auch in Gmünd alle jüdischen Geschäfte durch das Anbringen von großen Zetteln mit der Aufschrift „Jüdisches Geschäft“ erkenntlich gemacht. Alle werden dadurch ihre Kunden verlieren, denn die Parole heißt: „Kauft nur bei Ariern!“ Wie wir hören, wollen manche Juden Gmünd verlassen. Nur wissen sie nicht, wohin. Auch die jüdischen Kaufhäuser in den Städten der Umgebung, z. B. in Schrems, Weitra, Litschau u. a. tragen ähnliche Kennzeichnungen. Die Bäcker drüben [in der Tschechei] klagen schon, dass ihnen jetzt das Brot übrigbleibt, das früher Staatsangestellte und Pensionisten herübertrugen.
Abgezogen. Wie uns mitgeteilt wird, verlässt Rechtsanwalt Dr. Mayer-Friedmann unsere Stadt. Die beiden jüdischen Anwaltsanwärter Dr. Glaser und Dr. Tellmann haben ebenfalls unsere Stadt verlassen. Sie zeichneten sich durch anmaßendes Benehmen auch bei Gericht aus, sodass sie der Richter ermahnen musste; ein Staatsanwalt von Krems sagte sogar einmal zu Dr. G.: „Benehmen Sie sich anständig, Ihre Manieren müssen Sie sich abgewöhnen, wir sind nicht in Tarnopol.“
[Tarnopol/Ternopil: Stadt in Galizien, von wo viele Juden zugezogen waren]
Zum Nachweis der arischen Abstammung teilt das Pfarramt im Pfarrblatt mit, dass alle Bewerber im Matrisenscheine [„um Matrikenscheine“?] von der Stadt Gmünd nur nachmittags von 2 bis 5 Uhr in der Pfarrkanzlei vorsprechen mögen, um den auswärts wohnenden Bewerbern, die vielfach schon mittags wegfahren müssen, die Möglichkeit zu geben, ihre Scheine vormittags erhalten zu können. Bekanntlich soll jeder eine arische Abstammung bis zu den Großeltern nachweisen können. Besonders wichtig ist dies für Bewerber um eine Staatsanstellung.
Was ist Rasse? Es gibt auch hier noch Personen, welche die Rassengesetze nicht anerkennen wollen und sagen, wir alle sind Menschen. Menschen sind wir zwar, aber nicht alle gleich. Was ist nun Rasse? Rasse ist die Gemeinschaft von Menschen, welche gleiche geistige und körperliche Merkmale haben, die vererblich sind. Es können sich die guten und auch die schlechten geistigen Eigenschaften geradeso vererben, wie die körperlichen Eigenheiten. Will sich eine Rasse rein erhalten, so darf sie sich mit einer anderen Rasse nicht vermischen. Der Mischling erbt auf die schlechten Eigenschaften der Rasse. Darum hat Deutschland die Nürnberger Rassengesetz [so!] geschaffen. Nur der Internationale kennt keine Rasse, dem ist Mensch, Mensch; er weiß aber, dass gerade er, der meist von Juden geführt wird, die Eigenschaften dieser Rasse mitvererbt. Zu welchem Schaden, ersehen wir ja jetzt besonders deutlich an dem vergangenen Elend, wo die internationalen demokratischen Regierungen herrschten, bei denen meist das jüdische Großkapital und jüdische Akademiker herrschten. Ihnen war ihr Ich Hauptsache, das Volk aber, die Rasse, nebensächlich. Sie wollten es vermischen und indifferent machen. Es ist ihnen dies leider durch den Lauf der Jahre gelungen. Dies soll nun anders werden. Jede Rasse, auch die jüdische, soll sich unter sich vermehren, aber auch sich selbst verwalten und erhalten. Land ist hiezu genug auf Erden!
Weitra.
Warnung! Zu meiner Empörung wurde von schmutzigen Elementen das Gerücht verbreitet, dass ich und meine Frau anlässlich der Abstimmung nicht wahlberechtigt waren, weil ich Judenstämmling sei; hingegen wäre mein Sohn, Dr. Felix Freund, Rechtsanwalt in Weitra, schon abstimmungsberechtigt gewesen. Mittels in meinen Händen befindlichen Dokumenten weise ich nach, dass meine Urahnen und Ahnen beiderseitiger Elternteile, schon vor dem Jahre 1600 in Kehrbach, Arbesbach, Frauenwies und Streith bei Langschlag, also ausschließlich im Bezirk Gr.-Gerungs, als Bauern ansässig waren. Der Stammhof, der meinen Ahnen seit mehr als 150 Jahren gehört, wird derzeit von meinem Vetter Franz Freund, Bauer in Streith Nr. 6, bewirtschaftet. Aus den Taufmatriken des Pfarramtes Gr.-Gerungs können obige Tatsachen jederzeit geprüft werden.
Ich warne jedermann nachdrücklichst, künftighin Gerüchte, dass meine Abstammung nicht rein arisch sei, zu verbreiten, da ich gegen solche Gerüchtemacher energischest vorgehen werde.
Alois Freund, Postamtsdirektor a. D., Weitra, N.-Oe. 1189
Alles war verjudet. Der Lebensmittelgroßhandel Österreichs (auch die Konsumvereine) war geradezu jüdisches Monopol. Beim Zentralviehmarkt waren mehr als die Hälfte der Kommissäre, welche schwer verdienten, Juden. Die übrigen, d. h. die Arier bildeten nur Staffage. Ein Großteil des österreichischen Landbesitzes war in jüdischen Händen. Diese hatten sich den Besitz bei Zwangsversteigerungen usw. ergaunert. Auch im Waldviertel ist dies hier leider vorgekommen. Diese Besitzverhältnisse dürften sich schon in allernächster Zeit erheblich ändern. Es haben sich schon in einer ganzen Reihe von Orten Arbeitsgemeinschaften arischer Händler gebildet, um die Viehmärkte (auch den Wiener Markt) judenfrei zu machen. Deutschland wird seinen Brotkorb in die eigenen Hände nehmen und nicht mehr rassenfremden Elementen zur Ausbeutung überlassen. Es wird auf allen Gebieten gründlich Reinigung eintreten. Und dies alles, die ganze Verjudung geschah unter der Protektion der christlichen Schuschniggregierung. Dies war ja begreiflich, da ja der Chef derselben eine Jüdin heiraten wollte und Starhemberg von den Juden auf Kosten des Volkes saniert wurde.
Eine betrügerische Judenfirma. Bekanntlich besitzt die Steinindustriefirma Carl Benedikt, Wien 3., Rennweg, in Gmünd ein größeres Steinbruchswerk (Werkstätten) und in der Umgebung Steinbrüche. Nun wurden der Chef der Fa. Carl Benedikt und sein Bruder Leo Benedikt dem Gericht wegen betrügerischer Kirda [so! Krida] eingeliefert. Die jüdische Firma verstand es, seit 1918 durch betrügerische Buchungen Aktivität vorzutäuschen, obwohl sie schon zu dieser Zeit mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Nun wurde ein Schuldenstand von 150.000 Reichsmark festgestellt. Die Firma kaufte seinerzeit das Werk von der Firma Neuwirth in Gmünd. Das Gmünder Werk soll einstweilen unter kommissarischer Leitung fortgeführt werden.
Arisierung. Wie uns mitgeteilt wird, soll die Holzwarenfabrik „Bobbin“ in eine arische Firma umgewandelt werden und von einem arischen Konsortium erworben worden sein. Seit dem Umbruch beschäftigte die Fabrik nur eine geringe Anzahl Arbeiter. Hoffentlich tritt nun wieder Vollbetrieb ein. Die Bobbin war auch früher eine Aktiengesellschaft.
Großes Aufsehen erregte am 18. d. ein kleiner Zug. Zwei Personen aus der Umgebung (ein Bursch und ein Mädel) kauften in einem jüdischen Geschäft eine geringfügige Ware (Blaudruck). Zwei SS-Leute in Zivil führten die beiden mit einer großen Spotttafel durch Gmünd 1 und 2, was begreiflicherweise Aufsehen erregte. Jedenfalls war der Umzug für die beiden keine angenehme Sache.
Arisierung. Die jüdische Großhandlung E. Löwy und Sohn ging käuflich in den Besitz der Herren Speil und Hudler über, wodurch die Firma arisiert ist. Das große Handlungshaus befindet sich bekanntlich am Hitler-Platz in Gmünd 1. Das Kaufhaus Kohlseisen in Gmünd 2 ist geschlossen und wird jedenfalls ebenfalls in Kürze arisiert werden. Es sind mehrere Interessenten vorhanden. Die Lederhandlung Reich in Gmünd 1 wurde unter arische Leitung (kommissarisch) gestellt. Der jüdische Schuhmacher Neufeld in der Kirchengasse, Gmünd 1 hat sein Geschäft geschlossen und Gmünd verlassen. Der jüdische Rechtsanwalt Doktor Mayer Friedmann soll sich auf Kur nach Baden begeben haben. Auch die jüdischen Rechtsanwaltsanwärter Dr. Glaser und Dr. Tellmann haben Gmünd ebenfalls verlassen. Die jüdischen Geschäfte haben gar keine Kunden und wird ihnen nichts übrigbleiben, als die Geschäfte an Arier abzutreten. Meistens haben sie ohnehin geschlossen. Der ehemalige GR. und „Inhaber“ mehrerer Funktionen in allen möglichen Ämtern, Karszewsky, hat ebenfalls Gmünd verlassen; dieser Herr hatte auch in der IBK., Arbeitslosenamt usw. ein gewichtiges Wort zu reden und war der Ansicht, dass Ausgesteuerte nicht bei öffentlichen Arbeiten verwendet werden dürfen. Auch in der Gemeindestube spielte er oft die erste Geige. Er soll jüdischer Abstammung sein.
[IBK. Industrielle Bezirkskommission, paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besetzt, regelte Arbeitsmarktfragen, zahlte Notstandsunterstützung aus]
Arisierung. Bezugnehmend auf den in Folge 27. vom 6. Juli Ihrer Zeitung unter „Arisierung“ erschienenen Artikel, betreffend die Firma E. Löwy u. Sohn, Gmünd, N.-Ö., teile ich Ihnen zur Richtigstellung mit, dass die gemachten Ausführungen nicht den Tatsachen entsprechen. Wenn auch der Verkauf bereits eingeleitet ist, kann von einer erfolgten Arisierung erst dann die Rede sein, wenn die Bewilligung seitens der Vermögensverkehrsstelle erteilt ist. Der Herr Berichterstatter möge in Hinkunft nur dann über solch heikle Angelegenheiten schreiben, wenn er über dieselben genauest informiert ist. Der kommissarische Leiter: Franz Zelenka.
Arisierung? Die Gattin des Kaufmannes S. Frühwirt in Gmünd 2, welche Jüdin war, hat Gmünd verlassen. Ihr Gatte führt sein Geschäft weiter. Mehrere Geschäfte, welche nichtarisch sind, werden von den Besitzern verkauft und sind hiefür mehrere arische Interessenten vorhanden.
Bubikopf. Unsere lieben Leser werden sich vielleicht erinnern können, dass wir schon vor Jahren gegen den jüdischen Bubikopf schrieben. Leider ohne Erfolg. Nun geht uns das Altreich mit gutem Beispiel voran. Der Bubikopf entbehrt jeder Eigenart der Trägerin und soll nun verschwinden. Unsere Jungmädelschaft lässt sich das Haar wieder wachsen und flicht es in Zöpfe. Dass dadurch die Friseure etwas weniger einnehmen werden, ist sicher. Deshalb geht man im Altreich daran, Friseure zu anderen Gewerben umzuschulen (Schlosser, Mechaniker usw.). Auch die Ostmark wird bald diesem Beispiel folgen und der von den Juden eingeführte Bubikopf wird verschwinden und die alte, schöne Tracht der langen Haare wieder erscheinen. Früher war ja das Haar eine Hauptzierde der deutschen Frau und des deutschen Mädchens. Der zerzauste Wuscheltopf geht also seinem Ende entgegen; es ist wahrlich nicht schade darum. Erfreulicherweise sieht man auch hier schon Jungmädel, welche sich die Haare wieder wachsen lassen, wie es die Natur in prächtiger Weise vollzieht. Auch der „Gestank“, welcher manchmal aus dem Haar der jetzigen Modedame entströmt, ist sicherlich kein natürlicher Duft, wie er dem gepflegten langen Haar eigen ist. Die Natur hat sicherlich dafür herrlich gesorgt. Nur sind leider die Geruchsnerven vieler Menschen verdorben worden. Arische Mädchen brauchen wahrlich den Duft nicht durch Pomaden usw. verbergen, wie es vielleicht andere Rassen müssen, denen man keinen besonders guten Geruch nachsagt.
Achtung! Die Bezirksvertretung für die Gerichtsbezirke Gmünd und Weitra der bekannten arischen Versicherungsgesellschaft Victoria zu Berlin hat Herr Hans Botzi in Gmünd 2 übernommen. Die genannte Versicherungsgesellschaft ist eine rein arische und im nationalsozialistischen Sinne geleitete Gesellschaft, welche besonders auch den Landwirten zu empfehlen ist, da sie dadurch eine Steuerbefreiung oder niedrigere Steuerleistung erreichen können. Herr Botzi gibt jedermann gerne Auskunft und ist als guter, nationalgesinnter Volksgenosse bekannt. Wir können den Landwirten raten, sich von ihm in Versicherungsangelegenheiten beraten zu lassen. Meiden Sie die jüdischen Versicherungen, welche zwar manchmal jetzt ein deutsches Mäntelchen umgehängt haben. Die Victoria-Versicherungsgesellschaft ist ein einwandfreies arisches Unternehmen. Wir werden in einer der nächsten Folgen besonders günstige Arten der Versicherungen und deren Vorteile unseren Lesern mitteilen.
Bestrafung. Wir berichteten über die Verhaftung des Bezirksrichters OLGR. Dr. Feucht von Weitra, welcher dem Bezirksgericht wegen Missbrauchs der Amtsgewalt - er behandelte die verhafteten Nationalsozialisten besonders schlecht - eingeliefert wurde. Dieser Tage wurde nun der ehemalige Richter mit seinen Konsorten (Kerkermeister usw.) nach Dachau bei München eingeliefert und kann dort über seine „hervorragenden“ Taten während der Systemzeit, deren verbissener Anhänger er war, nachdenken. Dr. Feucht war schon während der Verbotszeit wegen vieler Prozesse sehr unbeliebt. Er stellte sich äußerst bigott, ging täglich in die Kirche und auf den Friedhof. Alle Parteien, die mit ihm zu tun hatten und die im Geruche standen, Gegner der Schreckensherrschaft zu sein, bestrafte er strenge und auch oft ungerecht. Mancher Bauer hat den Verlust seines Hofes ihm zu verdanken. Die Verhafteten fuhr er stets grob an, witterte in jedem einen Schwerverbrecher. Die Kost im Kerker war miserabel, besonders die politischen Häftlinge wurden elendig gefüttert. Bereits nie erlaubte er eine Zubesserung. Nun kann er Gefängniskost versuchen. Auch sein getreuer Kerkermeister stand ihm in der Ausübung der Drangsalierungen treu zur Seite. Auch er hat nun den verdienten Lohn erhalten. Feucht ist mehrfacher Wirtschaftsbesitzer; sein Amt als Richter wird er wohl nie wieder ausüben. Sein Charakter erhält dadurch Beleuchtung, dass er sich nach dem Umbruch als Nazi gebärdete; es wurde ihm aber seine Umstellung nicht geglaubt. Die Weitraer, aber auch die Gmünder kannten den Herrn besser.
Verhaftung zweier Systembonzen im Waldviertel. Im ganzen Bezirk Gmünd hat die Verhaftung von zwei Systembonzen, die viele Familien von Nationalsozialisten ins Unglück gebracht haben, Befriedigung hervorgerufen. Die beiden sind der frühere Leiter des Bezirksgerichtes in Weitra, Oberlandesgerichtsrat Dr. Feucht, der ein wahres Schreckensregiment ausgeübt hat, und der Bindermeister Pen[n]inger in Gmünd, der sich während der Verbotszeit als „Nationalsozialist“ gebärdete, um gegen ansehnliche Prämien als Polizeispitzel Nationalsozialisten zu verraten und den Systemgerichten auszuliefern. Die beiden wurden vorläufig in Dachau untergebracht.
Bote aus Mistelbach, 2. September 1938, S. 3
[Landesgerichtsrat Dr. Heinrich Feucht]
Verhaftung. Das hiesige Ehepaar Herr und Frau F., Kaufmann in Gmünd 2, wurde wegen unerlaubten Grenzverkehres verhaftet. Die Gattin des F. ist Jüdin. Das Geschäft ist derzeit gesperrt. Das Ehepaar befindet sich in Wittingau.
[F: Frühwirth]
Schächten. Bekanntlich ist nach dem Talmud den Juden vorgeschrieben, nur Fleisch von geschächteten Tieren zu essen. Das Schächten ist eine arge Tierquälerei, denn den Tieren wird der Balg bei lebendigem Leib herabgezogen. In Großdeutschland ist das Schächten verboten. Dieser Tage ließ eine Jüdin einen Haushasen von einem Eisenbahner schächten. Diese Marterei wurde gesehen und dem Tierschutzverein angezeigt, welche die gerichtliche Anzeige erstattete. Viele Juden essen jetzt Schweinefleisch usw. von ungeschächteten Tieren und hat sicherlich Frau M. auch schon Fleisch von ungeschäch-…
Flucht. Der Kaufmann Frühwirth, welcher in Gmünd 2 ein gutgehendes Geschäft hatte und dessen Frau Jüdin ist, reiste bei Nacht u. Nebel ab und soll sich jetzt wie eine Karte meldet in Prag befinden. Das Geschäft ist geschlossen. Der jüdische Schuhmacher Neufeld ist abgereist und will nach Amerika wandern. Auch der Schuster Polonsky ist bereits von Gmünd verschwunden. Er war ein polnischer Jude!
Ein Kartenkünstler. Franz Weinrich, ein herumziehender Zigeuner, stand am 6. d. vor dem Richter, um sich wegen betrügerischen Kartenspielens zu verantworten. Er führte in einem Gasthaus in Gmünd mehrere Kartenkunststücke vor, u. a. auch legte er drei Karten auf und der Mitspieler sollte sich eine Karte merken. Der Zigeuner warf dann die drei Karten durcheinander und man sollte die gemerkte Karte erraten. Zuerst wurde um kleine Beträge gespielt, welche der Zigeuner gewinnen ließ. Waren die Beträge höher, so gewann natürlich er. Die Karten waren gekennzeichnet, aber so dass Mitspieler…
Am 22. erhielten alle Juden den Befehl binnen 24 Stunden das Grenzgebiet zu verlassen. War ein Jude mit einer Arierin verehelicht, so konnte die Frau und die Kinder hierbleiben. Die Ausweisung geschah aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Betroffenen. Der Arzt Dr. Gold hat Gmünd endgültig verlassen. Er soll einstweilen nach Wien übersiedelt sein und gedenkt später nach Prag zu reisen. Ob er dortbleiben kann, ist bei den dermaligen Verhältnissen wohl zweifelhaft.
Gmünd ohne Juden. Auch der jüdische Advokat Pollak musste Gmünd verlassen. Er blieb solange hier, als er durfte. Nun hat auch für ihn die Stunde geschlagen. Freunde dürfte er wenig hinterlassen haben. Auch alle anderen Juden mussten Gmünd binnen 24 Stunden verlassen; man traut ihnen eben nicht einmal solange, als man sie sieht. Auch die bekannte Jüdin Münz ist abgereist. Sie glaubte, hier bleiben zu können. Ihr Mann ist bekanntlich wegen seiner schönen Taten in Dachau. Er war als Ratgeber mancher Steuerträger bekannt; wie er dieselbe ausübte ist bekannt. Nach echt jüdischer Manier. Auch Tschechen spielen hier noch den Steuerratgeber, obwohl sie als Steuerspitzel gerichtlich festgestellt wurden. Auch ihre Tätigkeit wird ein Ende nehmen.
Die Welt wehrt sich gegen Juda
Einwanderungsverbote und Konzentrationslager gegen jüdische Emigranten.
Ein Jude hat geschossen. Die Kugel traf einen deutschen Beamten, der den jüdischen Verbrecher in Ausübung seines Dienstes empfangen hatte. Das deutsche Volk gab die klare eindeutige Antwort dem jüdischen Volk, dem der Mörder entstammt, in dessen Auftrag er gehandelt hat. Die deutsche Reichsregierung ergriff Sofortmaßnahmen gegen die Juden, die in Deutschland durch Jahrzehnte gehaust haben, die das Deutsche Reich und Volk bis an den Abgrund brachten.
Nun brüllt die Presse der demokratischen Länder, sie klagt Deutschland vor aller Welt an: die armen Juden – die grausamen, barbarischen Deutschen! Das sagt die Presse, das heißt das sagen die Juden, denn niemand anderer macht die Presse in den demokratischen Ländern!
Was aber sagen die Völker, was sagen die Staatsmänner? Die wissen, warum sich Deutschland zur Wehr gesetzt hat, sie wissen, warum das deutsche Volk die jüdische Bestbeule an seinem Körper nicht mehr länger duldet. Sie sagen es zwar nicht aber, sie handeln nach ihrem Wissen und ihrer Verantwortung dem eigenen Volk gegenüber: Schließung der Grenzen gegen das jüdische Emigrantengesindel, Konzentrationslager für unerwünschte, lästige jüdische Volksschädlinge! Das ist das wahre Echo auf die deutschen Maßnahmen gegen die Juden. Und das können auch die jüdischen Hetzer und Schreier in den Redaktionsstuben nicht übertönen. Beweis dafür eine kleine Blütenlese:
Die Judenorganisation der tschechischen Agrarier in Mähren verlangt die …
[„Ein Jude hat geschossen“: Attentat auf den den Botschaftsmitarbeiter Ernst Eduard vom Rath durch Herschel Grynszpan in Paris am 7. November 1938]
Gmünd – judenrein! Gmünd ist seit einiger Zeit wirtschaftlich judenrein. Auch hier sind Personen, welche sagen, das Vorgehen gegen die Juden sei etwas hart. Denen sei aber gesagt, dass die Juden immer Volksfeinde waren. Das zeigten auch die letzten Hausdurchsuchungen nach dem Mord an Botschaftsrat vom Rath. Man fand bei den Juden zahlreiche Waffen, Auslandsvaluta und kommunistisches Propagandamaterial; auch selbst in den Synagogen wurde staatsfeindliches Material gefunden, was zeigt, dass die Juden alles daransetzen wollen, um zu hetzen und zu schüren. Sie sind eben Staatsfeinde! Die Empörung der deutschen Bevölkerung ist deshalb berechtigt. Es gibt keine unschuldigen Juden, wie manche behaupten. Besonders hier an der Grenze musste man umfangreiche Vorsichtsmaßregeln ergreifen, da die Juden mit den Kommunisten und Tschechen in Verbindung standen. Sie mussten deshalb von der Grenze entfernt werden. Nun ist dies endlich restlos gelungen.
[Ernst Eduard vom Rath wurde am 7. November 1938 in Paris von Herschel Grynszpan angeschossen, er verstarb an den Folgen am 9. November. Die Tat wurde zum Anfachen der laufenden, grauenhaften Novemberpogrome benutzt.]
23.11.1938
Versammlung. Die Ortsgruppe der NSDAP. veranstaltete am 17. d. im Kinosaal Gmünd 2 eine große Versammlung. Der geräumige Saal war bis auf das letzte Plätzchen gefüllt, ja viele konnten keinen Platz mehr vorfinden. Die einzelnen Formationen waren in Uniform ausgerückt, was der Versammlung ein lebhaftes Bild bot. Ortsgruppenleiter Pg. Ing. Birgfellner eröffnete die Versammlung und begrüßte u. a. den Kreisleiter Pg. Lukas und den erschienenen Gauredner Pg. Scheriau. Unter Fanfarenklängen zogen die Fahnen auf und wurden lebhaft begrüßt. In mehr als eineinhalbstündiger Rede schilderte der Redner den Werdegang der Partei. Er verstand es mit glänzenden Worten, das Vorgehen der Systemregierungen im Altreich und auch in der Ostmark zu schildern. Atemlos lauschten die vielen Zuhörer den Ausführungen. Besonders scharf kritisierte der Gauredner das Vorgehen der politisierenden Priester, die Politik des Vatikans, welche durch Jahrtausende stets für das deutsche Volk ein Unglück war. Scharf nahm er die Juden unter die Lupe, erörterte an Beispielen das volksfeindliche Verhalten dieser Rasse. Überall, wo Geld zu verdienen war, u. zw. mühelos durch Spekulation, war der Jude. Bei der Arbeit fand man ihn nie. Die Ausführungen wurden oft von lebhaftem Beifall unterbrochen, was bewies, dass Pg. Scheriau allen aus dem Herzen sprach. Er verstand es auch, die Meckerer und Nörgler zu zerzausen, die es verstehen bzw. es versuchen, Zwietracht unter die Volksgenossen zu säen. Die Brieftasche halten die Herren zu, die Wohltat der Partei aber wollen sie genießen. Sie sind keine Nationalsozialisten, wenn sie auch ein noch so großes Hakenkreuz auf der Brust tragen und wenn sie auch noch so laut Heil Hitler schreien; einen klaren Beweis erbrachte in dieser Hinsicht das Vorgehen der Herren Bischöfe, welche seinerzeit predigten, dass der Nationalsozialismus mit der katholischen Religion unvereinbar sei. Als sich der Umbruch vollzog, waren es aber gerade sie, welche sich sofort anbiederten. Es trieb sie wohl die Furcht dazu. Jetzt hat ihnen aber Gauleiter Bürckel die gehörige Antwort gegeben und sie sind wieder in den Hintergrund verschwunden. Tosendes Händeklatschen zeigte, dass die Zuhörer mit dem Redner eines Sinnes sind. Der Verlauf der Versammlung war ein überaus erhebender. Als Pg. Birgfellner dieselbe mit den Worten schloss, Pg. Scheriau möge bald wiederkommen, erfüllte er wohl den Wunsch aller Anwesenden. Nach einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer und dem Absingen der Deutschen Hymnen wurde die erhebende Versammlung geschlossen. Wir sagen mit unserem Ortsgruppenleiter: Auf Wiedersehen!
Beschlagnahmt wurden auch hier die Realitäten einiger Juden. Einige derselben sind stark überschuldet, da die Besitzer es verstanden, Geld aufzunehmen. Geld war ja für diese Rasse immer die Hauptsache.
Dass die Maßregeln gegen unsere Juden an der Grenze notwendig waren, beweist das Vorgehen des früheren Präsidenten Benesch, welcher am 4. Oktober einen Staatsstreich plante. Er wollte mit Hilfe der Juden und Kommunisten Tschechien als Sowjetstaat ausrufen. Dass die Juden damit einverstanden waren, ist leicht begreiflich. Dass es ihnen nicht gelang ist nur ein Verdienst der Vorsicht, welche man gebrauchte. Man konnte also die Juden als Staatsfeinde an der Grenze nicht dulden. Wenn ein harmloser Jude dabei war, so konnte man keine Ausnahme machen; denn hätten Benesch gesiegt, so hätten diese Harmlosen sicher seine Partei ergriffen.
Neuer Arzt. Bekanntlich musste Dr. Gold Gmünd verlassen und war bis jetzt kein Arzt in Gmünd 2. Nun hat erfreulicherweise Herr Dr. Rudolf Lanser seine ärztliche Praxis in Gmünd 2 aufgenommen und ordiniert täglich im großen Neubau in Gmünd 2. Herr Dr. Lanser ist den Gmündern fein Fremder. Er wirkte als Assistenzarzt im hiesigen Spital, wo er sich das Vertrauen der Patienten bald erwarb, sodass Gmünd 2 nun wiederum einen tüchtigen Arzt besitzt. Wir begrüßen Herrn Dr. Lanser auf das herzlichste und hoffen, dass es ihm in Gmünd gut gefällt und er sich in unserer Mitte recht wohl fühlen wird. Gmünd 2 ist ein großer Stadtteil und war ein Arzt eine Notwendigkeit, welcher Wunsch nun in Erfüllung gegangen ist. Also nochmals herzlich willkommen. Selbstredend ist Dr. Lanser rein arisch.
Geschäftsverlegungen. Auf dem Hauptplatz befand sich früher eine mechanische Strickerei der Firma Löwy. Nach dem Verschwinden des jüdischen Geschäftsinhabers aus dem Weichbilde unserer Stadt brachte der Automechaniker Vinzenz Rzepa den Besitz an sich, um hier eine für ihn praktischer gelegene Werkstätte einzurichten. Aus diesem Anlass musste der erste Stock, wo sich die Strickerei befand, geräumt werden. Sie übersiedelte ins Schloss in die ehemalige Milizkaserne und untersteht jetzt der Führung des Illegalen Felix Habel, dem wir zur Geschäftseröffnung Glück wünschen!
St. Pöltner Bote, 6. September 1951, S. 24
Geschäftsverlegung. Die bekannte tüchtige Modistin Frl. Else Wendl hat ihr Modistengeschäft von Gmünd 2 nach Gmünd 1, Kirchengasse 84, verlegt. (Ehem. Geschäft des H. Neufeld-Küchler).
1939
Auch im Nachbarlande, in der Tschechei, wurde die Zählung der Juden beschlossen. Als Grundlage der Zählung soll die Rassenzugehörigkeit gelten, nicht das Religionsbekenntnis. Also getaufte Juden werden in der Tschechei den Hebräern gleich gehalten. Auch in der Tschechei macht also der Antisemitismus Fortschritte. An der Preßburger Universität waren im letzten Semester noch 600 Juden eingeschrieben. Im jetzigen Wintersemester wurden nur mehr 38 Juden zum Studium zugelassen. Die Professorenschaft ist jetzt dort völlig judenrein. In der Slowakei dürfen jüdische Lehrer nur an jüdischen Schulen unterrichten. Recht so! Die Tschechoslowakei hat seit dem Verschwinden des Giftmischers Benesch einen anderen Kurs eingeschlagen. Die Vernunft hat gesiegt und man hat die Schädlinge aller Nationen auch dort erkannt.
4/1939
Einige der früheren Gmünder Juden zogen nach dem Umbruch in die Tschechoslowakei. Nun hat aber die Tschechei am 1. d. ein Gesetz erlassen, wonach alle jüdischen Emigranten binnen 6 Monaten das Staatsgebiet verlassen müssen. Es werden also die Herren wieder auswandern müssen. Sie mag eben niemand mehr. Auch werden alle seit 1918 erteilten Staatsbürgerrechte überprüft. Teilweise werden die Juden in Anhaltelager untergebracht werden. Von Gmünd 3 sind die Gmünder Juden, welche dorthin übersiedelten, schon abgereist.
7/1939
Die Wirkwarenfabrik wieder in arischem Besitz.
Wie bereits berichtet, ist die Wirkwarenfabrik vormals Schüller u. Co. aus jüdischem in arischen Besitz übergegangen. Einer von den vier Besitzern ist der Wiener Polizeipräsidentstellvertreter Pg. Fitzthum. Bei seinem ersten Besuch versprach er der Gefolgschaft der Fabrik bei ihrer Betriebsfeier anlässlich des Besitzwechsels nach Litschau zu kommen. Diese fand am 25. Mai im Saale Skolek statt. Voi[!] der Gefolgschaft waren 200 Heim- und Betriebsarbeiter mit Direktor Schwarzmüller erschienen, von der Partei war Ortsgruppenleiter Pg. Dr. Mayer, von den Besitzern Pg. Fitzthum und außerdem ein Vertreter der DAF. aus Wien erschienen. Pg. Fitzthum begrüßte alle Erschienenen und hoffte auf ein wirksames Zusammenarbeiten.
23/1939
„Arisierung der Wirkwarenfirma Schüller u. Co.“ In unserer Ausgabe vom 7. d. berichteten wir, dass Polizeivizepräsident Fitzthum einer der vier Besitzer der Firma Schüller. Co. geworben sei. Dies ist selbstverständlich ein Irrtum, denn es liegt auf der Hand, dass ein hauptamtlicher Staatsbeamter nicht nebenbei eine Firma arisieren kann. Es handelt sich vielmehr am dessen Bruder Karl Fitzthum.
30/1939
74-facher Treueschwur auf Hitler im Pertholzer Schloss 1939
August 26th, 2024Wenn man heutzutage durch Bad Großperholz fährt, dann bemrkt man nicht, dass sich dort ein ganzes Schloss versteckt. Direkt vor unseren Augen. Es ranken sich keine Dornen herum, das Schloss duckt sich einfach hinter Mauern und verschlossenen Toren und ist erfolgreich darin, nicht aufzufallen.
Es gehört seit 1. Jänner 1926, so wie das ganze Gut mit großem Waldbesitz, der Großindustriellenfamilie Pfleiderer. Die vorigen Gutsherren, die Hackelberg-Landau, hatten das Schloss des öfteren bei besonderen Anlässen für die Bevölkerung geöffnet.
Jetzt erfahre ich, dass es auch Zeiten gab, in denen die Pfleiderer ihre Schlosstore aufmachten. Aber lesen Sie selber:
"Gr. Pertholz
Unser Schwur... Der schöngegliederte barocke Innenhof des Schlosses in Groß- Pertholz hat Festschmuck angelegt. Er hat heute seinen großen Tag! Es wird Abend und Hunderte nehmen den Weg zum Schloßhof und nehmen Aufstellung in den Arkaden. Hochauf lodern drei mächtige Pylonen und tauchen den ganzen Hof in rötliches Licht. Marschmusik… Stramm vollzieht sich der Einmarsch, in tadelloser Haltung wird angetreten. Von der Hauptfront des Hofes grüßt auf rotem Grund das Hoheitszeichen und das Führerbild und viele Hakenkreuzfähnchen schmücken die Fenster des Arkadenhofes. Feierlicher Ernst liegt über dem Hof, mächtig flammen die Feuersäulen und leise plätschert der Springbrunnen seine uralte Melodie... Von oben aber grüßt uns der dunkle Sternenhimmel... Da treten die Sprecher vor, da klingen die Lieder auf. Und dann spricht der Ortsgruppenleiter. Was soll er wohl an diesem, für uns alle so denkwürdigen Tage sagen? Er spricht vom Führer, von seiner großen Liebe zu seinem deutschen Volk; er spricht von den Pflichten und Rechten der politischen Leiter ... Die Rechte besitzen wir nur, um unsere Pflichten leichter erfüllen zu können… Und dann kam der Schwur! 74 politische Leiter, Walter und Warte, Frauenschaftsleiterinnen und Walterinnen, Hilfsstellenleiterinnen von Mutter und Kind heben die Hand zum Schwur. Der feierliche Augenblick des Tages war gekommen… Nun heben sich fast eine Million Hände im ganzen großen, weiten, herrlichen Deutschland, um für immer und ewig dem Führer treue Gefolgschaft zu loben. Feierlich spricht Rudolf Heß – feierlich sprechen wir ihm nach – feierlich klingt der Schwur auf im ganzen Deutschen Reich! Wieviel mögen es gewesen sein, die unseren Schwur miterlebten? Sicher 500 Volksgenossen, vielleicht mehr. Auch sie standen im Banne dieser einmaligen Stunde.
… Und weiter rauscht der Brunnen in die nun stille Nacht im Schloßhof und wer genau hinhört, der hört eine neue Melodie erklingen – stolz, frei und voll Zuversicht – und die ewigen Sterne leuchten auf die verlöschten Pylonen.
Karl Hafner“ Land-Zeitung 1939, Nr. 18
Die Pfleiderer werden doch keine Nazi gewesen sein, davon hätte man doch sicher schon gehört! Man hat doch gar nichts gehört von irgendwelchen Nazis in unserer Gegend.
Übrigens war das am Abend des Führergeburtstages und Rudof Heß wurde aus dem Berliner Sportpalast per Radio übertragen. Angeblich wurden deutschlandweit fast eine Million NSDAP-Organe vereidigt. Der Schwur als Unterwerfungsversprechen:
"Ich schwöre Adolf Hitler unerschütterliche Treue,
ich schwöre ihm und den Führern,
die er mir bestimmt,
unbedingten Gehorsam!"
Wahrscheinlich übertrug sich die Ekstase auch hinauf ins Pertholzer Schloss, als Heß sich in sprituelle Verzückung steigerte:
"Wir wenden unsere Gedanken in feierlicher Gemeinschaft zum Allmächtigen, der uns den Befreier aus tiefster Not und uns den Erlöser aus tiefster Schmach gegeben hat. Wir wenden unsere Gedanken zu ihm mit der einzigen inbrünstigen Bitte, die uns beseelt:
Herrgott, sei auch fernerhin mit unserem Volk. Wir wollen uns mühen, mit all unseren Kräften würdig zu sein Deines Wesens. Wir wollen uns mühen, mit all unseren Kräften würdig zu sein des Führers, den Du uns gesandt."
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass eine Partei in Österreich anfängt, sich auch dieser pseudoreligiösen Sprache zu bedienen.
Reichsarbeitsdienstlager für Frauen in Spital bei Weitra
August 19th, 2024War es eine Auftrag von ganz oben oder haben regionale Größen untergebendst dem winzigen Örtchen Spital bei Weitra Gutes zukommen lassen?
Bereits im Mai 1938 errichtete man im Dorf eine Postablage, vergleichbar vielleicht mit den heutigen "Postpartnern", welche dem Postamt Weitra zugeordnet war.
Ein viel größeres Geschenk an das Dorf war die Errichtung eines Reichsarbeitsdienstlagers, in dem 48 junge Frauen aus allen Gauen Deutschlands untergebracht wurden, welche täglich sieben Stunden den Bäuerinnen des Dorfes zu Diensten sein mussten.
Dieses Arbeitsdienstlager der Gruppe XXI, Lager Nr. 4/210, war unter den ersten sieben, welche schon am 1. Juli 1938 in der "Ostmark" eröffnet worden waren. Die Feierlichkeit dazu fand allerdings erst ein Jahr später durch Gauleiter Jury statt. [Völkischer Beobachter, 24. Juli 1939]
Angeblich war es eine besondere Freude, dass die dortigen Maiden "auf den Hof einer Tante des Führers gehen können und dort der heute 76 Jahre alten Frau durch ihre Mithilfe einen kleinen Teil des Dankes abstatten können, den das ganze deutsche Volk dem Führer schuldet." [St. Pöltner Bote, 7. Juli 1938] Es handelte sich dabei um Therese Schmidt, geb. Pölzl. Die Freude konnte allerdings nur kurz dauern, da Therese bereits kurz danach am 15. August mit 70 [nicht 76!] Jahren verstarb. Im Sterbebuch vermerkte man: "Die Verstorbene ist die Tante d. Adolf Hitler d. jetzigen Führers Deutschlands. Beim Begräbnis waren auch Abordnungen d. N.S.D.A.P. da. (Weitra - Zwettl.)"
Von Therese und ihrem Ehemann Anton sind übrigens Fotos überliefert, die um das Jahr 1932 von Elisabeth Reich gemacht worden waren und 1933 im Buch "Aus Hitlers Heimat" von ihrem Mann Albert Reich veröffentlicht wurden:
Wir haben den Erlebnisbericht einer Frau, welche in Spital ihren Arbeitsdienst leistete. Sie erzählt von ärmlichsten Wohnstätten und schrecklichen sanitären Zuständen: Bericht einer Frau im Reichsarbeitsdienst. Mit Elisbeth Reich können wir einen Blick in den Hof der Familie Schmidt werfen:
Fotos aus der Illustrierten "Ostmark-Woche" Nr. 48 von 1939: