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74-facher Treueschwur auf Hitler im Pertholzer Schloss 1939
Wenn man heutzutage durch Bad Großperholz fährt, dann bemrkt man nicht, dass sich dort ein ganzes Schloss versteckt. Direkt vor unseren Augen. Es ranken sich keine Dornen herum, das Schloss duckt sich einfach hinter Mauern und verschlossenen Toren und ist erfolgreich darin, nicht aufzufallen.
Es gehört seit 1. Jänner 1926, so wie das ganze Gut mit großem Waldbesitz, der Großindustriellenfamilie Pfleiderer. Die vorigen Gutsherren, die Hackelberg-Landau, hatten das Schloss des öfteren bei besonderen Anlässen für die Bevölkerung geöffnet.
Jetzt erfahre ich, dass es auch Zeiten gab, in denen die Pfleiderer ihre Schlosstore aufmachten. Aber lesen Sie selber:
"Gr. Pertholz
Unser Schwur... Der schöngegliederte barocke Innenhof des Schlosses in Groß- Pertholz hat Festschmuck angelegt. Er hat heute seinen großen Tag! Es wird Abend und Hunderte nehmen den Weg zum Schloßhof und nehmen Aufstellung in den Arkaden. Hochauf lodern drei mächtige Pylonen und tauchen den ganzen Hof in rötliches Licht. Marschmusik… Stramm vollzieht sich der Einmarsch, in tadelloser Haltung wird angetreten. Von der Hauptfront des Hofes grüßt auf rotem Grund das Hoheitszeichen und das Führerbild und viele Hakenkreuzfähnchen schmücken die Fenster des Arkadenhofes. Feierlicher Ernst liegt über dem Hof, mächtig flammen die Feuersäulen und leise plätschert der Springbrunnen seine uralte Melodie... Von oben aber grüßt uns der dunkle Sternenhimmel... Da treten die Sprecher vor, da klingen die Lieder auf. Und dann spricht der Ortsgruppenleiter. Was soll er wohl an diesem, für uns alle so denkwürdigen Tage sagen? Er spricht vom Führer, von seiner großen Liebe zu seinem deutschen Volk; er spricht von den Pflichten und Rechten der politischen Leiter ... Die Rechte besitzen wir nur, um unsere Pflichten leichter erfüllen zu können… Und dann kam der Schwur! 74 politische Leiter, Walter und Warte, Frauenschaftsleiterinnen und Walterinnen, Hilfsstellenleiterinnen von Mutter und Kind heben die Hand zum Schwur. Der feierliche Augenblick des Tages war gekommen… Nun heben sich fast eine Million Hände im ganzen großen, weiten, herrlichen Deutschland, um für immer und ewig dem Führer treue Gefolgschaft zu loben. Feierlich spricht Rudolf Heß – feierlich sprechen wir ihm nach – feierlich klingt der Schwur auf im ganzen Deutschen Reich! Wieviel mögen es gewesen sein, die unseren Schwur miterlebten? Sicher 500 Volksgenossen, vielleicht mehr. Auch sie standen im Banne dieser einmaligen Stunde.
… Und weiter rauscht der Brunnen in die nun stille Nacht im Schloßhof und wer genau hinhört, der hört eine neue Melodie erklingen – stolz, frei und voll Zuversicht – und die ewigen Sterne leuchten auf die verlöschten Pylonen.
Karl Hafner“ Land-Zeitung 1939, Nr. 18
Die Pfleiderer werden doch keine Nazi gewesen sein, davon hätte man doch sicher schon gehört! Man hat doch gar nichts gehört von irgendwelchen Nazis in unserer Gegend.
Übrigens war das am Abend des Führergeburtstages und Rudof Heß wurde aus dem Berliner Sportpalast per Radio übertragen. Angeblich wurden deutschlandweit fast eine Million NSDAP-Organe vereidigt. Der Schwur als Unterwerfungsversprechen:
"Ich schwöre Adolf Hitler unerschütterliche Treue,
ich schwöre ihm und den Führern,
die er mir bestimmt,
unbedingten Gehorsam!"
Wahrscheinlich übertrug sich die Ekstase auch hinauf ins Pertholzer Schloss, als Heß sich in sprituelle Verzückung steigerte:
"Wir wenden unsere Gedanken in feierlicher Gemeinschaft zum Allmächtigen, der uns den Befreier aus tiefster Not und uns den Erlöser aus tiefster Schmach gegeben hat. Wir wenden unsere Gedanken zu ihm mit der einzigen inbrünstigen Bitte, die uns beseelt:
Herrgott, sei auch fernerhin mit unserem Volk. Wir wollen uns mühen, mit all unseren Kräften würdig zu sein Deines Wesens. Wir wollen uns mühen, mit all unseren Kräften würdig zu sein des Führers, den Du uns gesandt."
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass eine Partei in Österreich anfängt, sich auch dieser pseudoreligiösen Sprache zu bedienen.