Kategorie: "Adolf Neugschwandtner"
Kandidaten der NSDAP bei NÖ-Landtagswahl 1932
Oktober 7th, 2024Merkwürdig für mich ist oft, dass Opfer des Nationalsozialismus ohne Rücksicht auf deren Privatsphäre immer mit vollem Namen genannt werden, die Namen von NSDAP-Politikern, besonders auf lokaler und regionaler Ebene, aber nicht. Aus Rücksicht auf deren Familien, heißt es häufig. Ein Beispiel findet man im Buch "Am Anfang war das Lager" über die Gmünder Neustadt von 2014. Auf die Frage: "Wer waren die Nazis?" folgt eine Liste von NSDAP-Parteiangestellten, nennt deren Funktion in Gmünd, ihre Angehörigkeit bei Partei, SA oder SS, aber vom Familiennamen nur die Initiale. Selbst die Namen höchster Funktionäre werden nicht ausgeschrieben, fast 70 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus! Ich konnte auf die Schnelle nur die Kreisleiterin der Frauenschaft, die das Amt auch in der Zeit der Illegalität innehatte, identifizieren: Leyrer wird als Theresia L. geführt.
Lange war ich auf der Suche nach der Liste der NSDAP-Bewerber für die NÖ-Landtagswahl vom 24 April 1932. Für die Geschichte des Nationalsozialismus von besonderem Interesse, sind es doch frühe, höchste Vertreter der Partei. Darunter sollte sich auch Adolf Neugschwandtner befinden. Erst heute fand ich die Liste durch Zufall – bisher war sie mir entgangen, weil Adolf mit Neugschwandner geschrieben wurde.
Und hier ist sie:
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Der Wahlkampf in Niederösterreich.
Die Wahlwerberlisten der N. S. D. A. P. Hitler-Bewegung. Wie wir erfahren, hat die N. S. D. A. P. Hitler-Bewegung für die Landtagswahlen in Niederösterreich folgende Wahlwerberlisten aufgestellt:
Wahlkreis Eisenwurzen (Amstetten).
Lehrer Emmo Langer, Justizoberaktuar Rudolf Till, Fahrdienstleiter August Heger, Pächter Franz Schörghuber, Rechnungsrat Wilhelm Grunert, Lehrer Josef Heinisch, Holzwarenerzeuger Franz Pfister, Landwirt Ferdinand Voglauer, Zimmermeister Josef Haider.
Wahlkreis Traisengau (St. Pölten).
Lehrer Emmo Langer, Kaufmann Karl Raab, Landwirt Johann Bugl, Gärtner Ludwig Aufreiter, Weinhauer Alois Neuhold, Militärbeamter Georg Stahl, Landwirt Anton Reithner, Arzt Dr. Jury, Landwirt Johann Weigl, Modelltischler Josef Frank, Ingenieur Schöber, Bahnadjunkt Leopold Grasl, Oberpostverwalter Rudolf Schadn.
Wahlkreis Steinfeld (Wiener-Neustadt).
Magister Walter Rentmeister, Postamtsdirektor Franz Schmid, Forstrat Ing. Leo Parzer, Generalmajor Robert Rigel, Schlossergehilfe Julius Widek, Kaufmann Dr. Leopold Walter, Oberrevident Richard Slama, Arzt Dr. Gustav Pum, Landwirt Johann Koglbauer, Arbeiter Robert Pahr, stellenloser Beamter Rudolf Kremmel, Ing. Max Schäffler, Bundesbahnschaffner Franz Morgenbesser, Hauptschullehrer Max Mörbe, Gastwirt Josef Frank.
Wahlkreis Wiener Boden (Baden).
Magister Walter Rentmeister, Postamtsdirektor Franz Schmid, Fabriksportier Franz Ernst, Müller Adolf Neugschwandner [so!], Bahnbeamter Franz Erben, Finanzoberrevident Eduard Buhl, Hilfsmonteur Franz Schier, Bundesbahnrevident Konrad Hawel, Landwirt Matthias Payer, Schlosser Alfred Stanzl, Notariatssubstitut Dr. Walter Gottsleben, Oberlehrer Walter Martinek, Industriebeamter Sackl, Bundesbahninspektor Leopold Schnittchen, Zollrevident Julius Uhl, angestellter Baumeister Josef Wurzberger.
Wahlkreis Marchfeld (Mistelbach).
Notariatsanwärter Dr. Otto Möstl, Oberstleutnant Rudolf Saliger, Lehrer Hermann Reschny [21.05.1932–02.06.1932, danach in den Bundesrat entsandt] , Kleinbauer Franz Kneuß, Bundesbahnschaffner Franz Rausch, Gastwirt Gottfried Lewitschnigg, Lehrer Josef Habrich, Bundesbahnangestellter Edmund Huber, Hilfsarbeiter Franz Rupp, Kaufmann Johann Loos, Landwirt Oskar Högner, Theodor Hörmann, Elektriker Karl Brenner.
Wahlkreis Weingau (Korneuburg).
Sepp Autrith, Gewerbetreibender Mechaniker Alois Barthe, Landwirt Dr. Johannes Hardegg, Landwirt Anton Aringer, Hauptschullehrer Anton Leithner, Vorarbeiter Ernst Holletschek, Notariatskandidat Doktor Fritz Gerstner, Bauer Alois Kurz, Weinhauer Franz Fürnkranz, Kaufmann Ludwig Hambek, Baupolier Matthias Donabauer.
Wahlkreis Waldviertel (Gmünd).
Hauptmann Josef Leopold, Lehrer Josef Reisinger, Bauer Franz Pind, Lehrer Johann Deringer, Viehhändler Fritz Obenaus, Lehrer Hans Eibensteiner, Handelsschullehrer Wilhelm Hanisch, Landwirt Anton Kugler, Bauer Heinrich TrappI, Revierverwalter Ing. Friedrich Robausch.
Wahlkreis Wachau (Krems).
Hauptmann Josef Leopold, Wirtschaftsbesitzer Doktor Josef Höfinger, Stadtrat Karl Rohrhofer, Arzt Dr. Hans Famira, Kellermeister Karl Straßmayer [03.06.1932–23.06.1933], Wirtschaftsbesitzer Leopold Pirringer, Kaufmann Franz Liebenberger, Steueramtsvorstand Leopold Mittereder, Wirtschaftsbesitzer Franz Kauel.
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Die NSDAP erhielt 110.808 Stimmen, das war ein Anteil von 14,15 %, und zog mit 8 Mandataren in den Landtag ein. Diese sind im obigen Text mit der Kurzbiografie auf noe-landtag.gv.at verlinkt.
Quelle für die Liste ist die Ostdeutsche Rundschau (Deutschösterreichische Tages-Zeitung S. 2) vom 22. März 1932.
Adolf Neugschwandtners Ehefrau in NS-Jahren
September 26th, 2024Hilde Kapinánffy, geb. Dietinger, war Adolf Neugschwandtners Ehefrau in NS-Jahren gewesen. Vierzig Jahre später veröffentlichte sie in Innsbruck einen Gedichtband. Hier ihr Vorwort samt von mir erweiterter Kurzbiografie.
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Du wünscht Dir zugetan ein Herz. Mein Dank an Stadt und Land (Innsbruck 2003)
In Wien geboren, hatte ich in der Geborgenheit des Elternhauses und auf dem Landbesitz meiner Großeltern in Niederösterreich eine schöne Kindheit.
In der Wiener Privatklinik Sanatorium Löw am 23. Dezember 1918 als Tochter von Robert Ferdinand Dietinger, damals Oberstleutnant, 38 J., und dessen Ehefrau Ernestine Elisabeth, geb. Fürnkranz, 25 J., geboren. Der Vater stammte aus einer angesehenen Marburger [heute: Mariborer] Juweliersfamilie, wurde in den 20er Jahren Leiter der „Staatsfabrik“, einer Waffenfabrik des Bundesheeres, welche 1938 als Heereszeugamt in die Wehrmacht eingliedert wurde. Er brachte es in der NS-Zeit zum Generalmajor der Deutschen Wehrmacht und wurde Leiter der eroberten Waffenschiede in Le Creusot in Frankreich, vergleichbar mit Krupp in Deutschland.
Die Mutter stammte aus einer ebenso angesehenen Mühlendynastie in Asparn an der Zaya.
Dort, „auf dem Landbesitz ihrer Großeltern“, lernte Hilde Anfang der 30er Jahre den Müllergesellen Adolf Neugschwandtner kennen, dessen ganze Leidenschaft der S.A. galt, welcher er schon seit 1925 angehörte. Damals schon war er mit einem Anschlag auf einen mit Juden besetzten Zug hervorgetreten. Neugschwandtner kam 1934 wegen seiner illegalen Tätigkeiten für zweieinhalb Jahre (!) zuerst in Untersuchungshaft dann ins Anhaltelager Wöllersdorf. Nach dem „Anschluss“ ans Dritte Reich machte er in der SA weiter Kariere, er galt als rau aber herzlich und wurde schließlich zu einem der wenigen „österreichischen“ SA-Brigadeführer befördert. Hildegard und Adolf heirateten Ende des Jahres 1939, sie war fast 20 Jahre jünger als er.
Ein halbes Jahr später ging Adolf zur Wehrmacht, man sah sich nur kurz bei Heimaturlauben, wodurch die zu erwartende Konfrontation hinausgeschoben wurde. Nach einer Verwundung wurde Adolf im Herbst 1942 aus dem Militär entlassen und man lebte ab jetzt gemeinsam in einem Haushalt. Anfang 1943 kam ein „gesunder, kräftiger Bub“ zur Welt. Doch die Ehe gestaltete sich für Hilde äußerst unerfreulich. Schon bald nach der Hochzeit war es zu ersten Szenen gekommen. Der mehr rau als herzliche, cholerische SA-Brigadeführer, aus ärmlichen Waldviertler Verhältnissen stammend, passte so gar nicht zu der gefühlvollen, weltgewandten, gebildeten und kulturinteressierten Frau der gehobenen Gesellschaft. Wie sollte Hilde, die mit 18 Jahren knapp vor ihrer Matura im Jungkomitee des Opernballes debütiert hatte, zu dem Haudegen passen, dessen Familie nur reich an Kindern war?
Ein kurzer Scheidungskrieg beendete im Dezember 1944 diese Ehe. Hilde zog kurz zu ihrer Mutter, dann in eine eigene Wohnung und schließlich setzte sie sich nach Kärnten ab.
Im Zweiten Weltkrieg wurde meine Wohnung im Bombenhagel völlig zerstört, und ich fand mit Mann und Sohn eine neue Heimat in Tirol, wo ich ein Vierteljahrhundert im Büro einer weltweiten Firma der Elektroindustrie arbeitete.
Die vormals eheliche Wohnung in der Reichsratsstraße hinter der Universität wurde im Februar 1945 teilweise beschädigt, Adolf konnte aber die Einrichtung noch in die arisierte Galerie seines Bruders verlagern, bevor er in Deutschland unter falschem Namen untertauchte.
Die elterliche Wohnung befand sich in der Türkenstraße 25, im „Palais Schlick“. Im „Kriegsschädenplan“ aus dem Jahr 1946 ist dieses Haus als unbeschädigt eingezeichnet.
Hildegard hat als Adresse in dieser Zeit auch die Türkenstraße 1 angegeben, welche in diesem Plan als „leicht beschädigt“ markiert ist.
„Ich fand mit Mann und Kind eine neue Heimat“: Hilde vermeidet zu erwähnen, dass der Mann, mit dem sie nach Innsbruck kam, nicht der Vater des mitgebrachten Sohnes war. Sie war Ende 1944 nach Kärnten gegangen, um den Bomben und den „Russen“ zu entgehen. Entweder hatte sie selber durch ihre Stellung bei den „Steyrischen Gußstahlwerken“ oder durch ihren Vater Kontakte nach Heft bei Hüttenberg, wo sie im Bereich des ehemaligen Hüttenwerkes Unterkunft fand. Sie lernte dort den ehemals ungarischen Offizier Albin Kapitánffy (eigentlich: Kratzner) kennen, den sie im Februar 1949 heiratete. Kapitanffy war unter den faschistischen Pfeilkreuzlern Major in der Geheimdienstabteilung des Generalstabes gewesen. Nach dem Krieg engagierte er sich für die militärische Befreiung Ungarns von den Sowjets und er verdiente sein Geld als Agent der französischen Spionageabwehr in Innsbruck.
Und: Ein Schelm, der bei der „Weltweit agierende Elektrofirma“ an die CIA denkt!
Geprägt von der christlich-sozialen Weltanschauung des Elternhauses, war mir das Engagement in der ÖVP ein besonderes Anliegen.
Hildegard Dietinger trat am 13. Dezember 1939, kurz vor ihrer Heirat, aus der katholischen Kirche aus. Andererseits wurde sie trotz großem Druck ihres Mannes nie Mitglied der NSDAP.
Ihr Vater galt laut deutschnationaler „Deutschösterreichischer Tageszeitung“ seinen Vorgesetzten 1933 „als zu wenig schwarz“, also zu deutschnational. Dem entgegen findet man den General 1936 als Kulturreferenten der Vaterländischen Front Niederösterreich. In der Wehrmacht hatte er den Rang eines Generalmajors, ist also sicher nicht durch christlichen Widerstand aufgefallen.
In der Frauenbewegung fand ich ein Betätigungsfeld, das meinen Idealen entsprach.
In der Zeit des Nationalsozialismus war Hilde durchgehend Mitglied bei der NS-Frauenschaft der Ortsgruppe Rossau.
Mein besonderes Interesse galt der Kultur und der Presse. Ich warb für Theater, Museumsbesuche und schrieb Artikel über die inhaltsreiche Arbeit in allen Tiroler Ortsgruppen. Alljährlich organisierte ich Fahrten in die verschiedenen Festspielorte, deren Aufführungen stets zu sommerlichen Höhepunkten wurden.
In meinem lyrischen Schaffen fanden Ereignisse, Beobachtungen und Begegnungen während des Jahreslaufs in Innsbruck, aber auch im Land Tirol ihren Niederschlag. Eine Auswahl der Gedichte ist in diesem Bändchen zusammengefasst.
Allen liebenswerten Menschen, die mir ihre Zuneigung schenkten, möchte ich hiermit herzlich danken. Im Lauf der Jahre waren es auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Kunst und der Literatur, in der Gegenwart besonders Tirols Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa und dessen Frau Luise sowie die Innsbrucker Bürgermeisterin Hilde Zach.
Hilde Kapitánffy
Im Herbst 2002
Mit 24 Jahren schon warf Adolf Neugschwandtner Steine auf Juden
September 21st, 202417. August 1925. Adolf Neugschwandtner warf zusammen mit drei anderen Steine auf einen Schnellzug, in welchem er Juden vermutete. Sieben Fenster zersplittert, eine Person verletzt. Milde Strafe: 4 Wochen auf Bewährung.
Nach Zusammenstößen mit der Polizei bei der Demonstration gegen die Eröffnung des 14. Zionistenkongresses in Wien lassen er und drei andere junge „Deutsche Turner“ aus Himberg faustgroße Steine in die Fenster eines vorbeifahrenden D-Zugs fliegen, weil sie denken, dahinter säßen hauptsächlich Juden auf der Heimfahrt.
Die Eröffnung des 14. Internationalen Zionistenkongresses in den Wiener Sophiensälen war für den Abend des 17. August 1925 festgesetzt. Der „Deutsche Volkstag“, eine von deutschnationalen und christlichsozialen Vereinigungen geplante Gegendemonstration, die ab 7 Uhr abends von der Votivkirche ausgehend über den Ring führen sollte, wurde von der Polizei untersagt.
Man verwies unter anderem auf Tumulte und Gewalttätigkeiten, die erst drei Tage davor eine Anti-Zionistenkongress-Veranstaltung der NSDAP in Meidling hervorgerufen hatte. Und man verkündete, dass man umfassende Vorkehrungen getroffen habe, um zu verhindern, dass sich größere Menschenmengen in der Gegend der Votivkirche versammeln.[1]
Doch das kümmerte die organisierten Antisemiten nicht. In Massen strömten sie am 17. August in Richtung des angekündigten Versammlungsortes vor der Votivkirche. Auch aus Himberg bei Wien kamen einige „Deutsche Turner“, darunter der 24jährige Adolf Neugschwandtner. Später werden sie behaupten, dass sie nichts von dem Verbot der Versammlung gewusst haben. Sie fuhren mit dem Zug nach Wien, kamen am Ostbahnhof an und wollten mit der „Elektrischen“ zur Votivkirche. Am Ring war kurz vor dem Parlament Halt, die Wache hatte die Straße abgeriegelt, die Turner stiegen aus und versuchten zu Fuß weiterzukommen. Die Polizei ließ aber kein Weiterkommen zu, ging energisch vor und ritt einige Male auch mit blanken Säbeln in die Demonstrantenmenge, um diese zu zerstreuen. Einer der Himberger soll dabei an einem Ohr verletzt worden sein. Der Ring und der Platz vor der Votivkirche wurden zur Kampfzone, es kam zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und erhitzten Antisemiten.
Die Presse berichtete am nächsten Tag über Vorkommnisse, an denen auch die Himberger beteiligt waren: „… bei der Bellaria [knapp vor dem Parlament] machten sich größere Ansammlungen von Demonstranten bemerkbar. Auch diese bestanden zumeist aus jugendlichen Elementen, viele davon in den nun schon typisch gewordenen Windjacken, in Kniehosen und mit starken Stöcken ausgerüstet. Sie bildeten kleine Trupps, zumeist um die dort postierten Wachleute, die sie zu ihrem Standpunkt zu bekehren suchten. Andere wiederum scharten sich um einen Redner, der heftige antisemitische Brandreden hielt. Ähnliche Gruppen standen auch vor dem Parlament. Bisweilen aber kam es auch zu heftigen Zusammenstößen mit der Wache, wenn der Aufforderung ‚nicht stehen zu bleiben und weiterzugehen‘ nicht Folge geleistet wurde. Diese Tumulte endigten dann gewöhnlich mit der einen oder anderen Verhaftung, worauf die Kameraden des Verhafteten nachdrängten und die Wache beschimpften.
Schon in der Umgebung des Parlaments kam es so manchmal zu bedrohlichen Situationen, in denen ein einzelner Wachmann sich einem größeren Trupp gegenübersah und, um sich gegen einen tätlichen Angriff zu schützen, den Säbel zog.“
Insgesamt kam es an diesem Tag bis spät in den Abend zu mehr als hundert Verhaftungen und mehreren Verletzten auf beiden Seiten. Für die nationale „Deutschösterreichische Tages-Zeitung“ war es eine gute Gelegenheit, den Hass gegen die Juden weiter zu schüren und berichtete am nächsten Tag auf der Titelseite sogar von angeblich getöteten Demonstranten. „Blutiger Auftakt zum Zionistenkongress. Polizeiattacken gegen die bodenständige Bevölkerung. Menschenjagd auf der Ringstraße. Zahllose Verwundete.“
Unsere Deutschen Turner machten sich nach den für sie durchaus aufwühlenden Kämpfen erst spät auf den Heimweg. Am Ostbahnhof stießen sie vorgeblich noch auf einen zur Abfahrt bereiten Zug voller „flüchtender Juden“. Im Polizeibericht liest man: „Sämtliche zur selben Zeit am Ostbahnhof anwesenden Fahrgäste, unter ihnen auch die 8 Turner von Himberg, schrien und pfiffen auf die im Schnellzug befindlichen Juden, weshalb einige hiesige Turner von den Letzteren angeblich angespuckt wurden.“
Die Turner kamen mit der Ostbahn kurz nach 23:00 Uhr in Himberg an. Der Großteil von ihnen ging noch ins Gasthaus Stöckl um den heutigen Kampftag abzuschließen. Jemand erzählte, dass man in der Wachau ein Ausflugsschiff, auf dem sich hauptsächlich Teilnehmer des Zionistenkongresses befanden, mit Steinen beworfen habe. Anscheinend dachte man, dass in dem Schnellzug nach Budapest, der etwa um 24:00 die Station Himberg passiert, ebenfalls viele Juden „flüchten“ würden, denn einer meinte plötzlich, dass es eine Hetz wäre, wenn man diesen mit Steinen bewerfen würde.
Der Müllergehilfe Adolf Neugschwandtner, der 21jährige Handelsgehilfe Leopold Schmid, der 20jährige Student Karl Pichl und der 18jährige Elektriker Franz Nußbaum machten sich auf den Weg zum Bahngleis knapp außerhalb Himbergs, sammelten faustgroße Steine und warteten auf den Zug, der bald darauf im Dunkeln herannahte. Die Stelle bei Bahnkilometer 14.3, etwa 1,2 km vom Bahnhof Richtung Osten, war strategisch gut gewählt, denn die Burschen konnten auf einer Böschung stehend waagrecht in die Fenster zielen. Insgesamt trafen sie sieben Scheiben von vier verschiedenen Waggons, welche klirrend zersplitterten. Wie sich später herausstellte, war durch großes Glück nur ein Reisender durch Glassplitter an einer Hand leicht verletzt worden.
Man lief nach Hause, Adolf Neugschwandtner kam um 0:30 Uhr verschwitzt, keuchend und mit stark verschmutzten Schuhen ins Burschenzimmer der Dreherschen Mühle, das er mit einem Kollegen teilte.
Er war über die Felder gelaufen, und die Spuren, die er hinterlassen hatte, führten den Gendarmeriekommandanten von Himberg, Maximilian Petz, tags darauf bis vor die Mühle. Vom Obmann des Turnvereins erfragte er danach die Namen derer, die nach Wien gefahren waren – von der Mühle war das nur der Gehilfe Neugschwandtner gewesen. Zur Rede gestellt, gestand dieser angeblich sofort und nannte auch gleich die Namen der drei Mittäter. So steht es im Protokoll.
Die Hauptverhandlung fand am 31. Oktober 1925 vor einem Einzelrichter am Landesgericht II in Wien statt. Die Vier rechtfertigten sich, dass sie die Tat in begreiflicher Aufregung und Erregung begangen hätten. Als Gründe für ihre Beunruhigung nannten sie das brutale Vorgehen der Polizei in Wien, die Verletzung eines Kollegen und den Vorfall am Ostbahnhof, wo sie von Juden bespuckt worden seien. Sie stellten den Hergang so dar, als hätten sie sich gar nicht zur Tat verabredet, sondern spontan und unüberlegt gehandelt, ohne bösen Willen. Erst als die Fenster klirrten, sei ihnen zu Bewusstsein gekommen, was sie getan haben.
Das Strafgesetz sah in der ursprünglichen Fassung von 1852 für boshafte Beschädigung an Eisenbahnen und dazugehörenden Anlagen und Gegenständen schweren Kerker von einem bis zu zehn Jahren vor.[2] Milderungsgründe konnten dieses Strafmaß stark reduzieren.
Vom Erstgericht wurde Neugschwandtner zu 2 Monaten, ein Mittäter zu 3 und zwei Mittäter zu 1 Monat strengen Arrest verurteilt. Die Strafe wurde auf Bewährung mit einer Probezeit von zwei Jahren ausgesprochen. Nach einer Berufung wurde das Strafmaß im Dezember 1925 jeweils auf etwa die Hälfte reduziert.
Auffallend ist, dass im Urteil zuerst noch stand, dass die Täter „die körperliche Sicherheit von Reisenden gefährdet und ein Reisender durch die Splitter auch leicht verletzt“ worden sei. Diese Sequenz wurde herausgestrichen, es blieb nur der relativ geringe Sachschaden stehen. Mildernd zählte man das schnelle und reumütige Geständnis, die bisherige Unbescholtenheit, und die „durch Alkoholgenuss und politischen Parteihader hervorgerufene Gemütserregung“.
Die Lebenslaufbahn von Adolf Neugschwandtner lässt an der Reumütigkeit seines Geständnisses zweifeln. Man kann sich vorstellen, dass die Burschen herzlich über das milde Urteil lachten und zu weiteren Taten motiviert wurden.
Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gerichtsakt III Vr 3335/1925
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[1] Neue Freie Presse, 17. August 1925, S. 2.
[2] Verbrechen der öffentlichen Gewalttätigkeit StG § 85 lit. c in Verbindung mit § 86 StG. Strafreduktionsmöglichkeit § 54.
Fadenscheiniger Strafakt / Straflos in Bad Mergentheim?
Juni 24th, 2018Der Akt zum Volksgerichtsverfahren gegen Adolf Neugschwandtner1 wirkt befremdlich. Seine Aktenzahl stammt aus dem Jahr 1955, zehn Jahre „Danach“, das Verfahren wurde damals neu aufgenommen, aber anscheinend nur, um es wegen der in der Zwischenzeit geltenden Amnestien und Gesetzesänderungen gleich wieder beenden zu können. Ohne dass man Neugschwandtner jemals aufgestöbert, geschweige man ihm den Prozess gemacht hätte! Eine gewisse innerfamiliäre Ungerechtigkeit liegt ganz besonders in diesem Fall, denn der Bruder Adolfs, Sepp, war zwar nicht unschuldig, bewegte sich jedoch nicht annähernd in den NS-Sphären von Adolf, versteckte sich nicht nach dem Krieg, stellte sich vielmehr seiner Verantwortung und wurde schließlich zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, währenddessen Adolf untertauchte, 1955 sozusagen amtlich amnestiert wurde und keinen einzigen Tag ins Gefängnis musste. Es wurde nie eine gerichtliche Untersuchung durchgeführt, in der etwaige Vergehen durchleuchtet worden wären. Er wäre allein wegen seines hohen SA-Ranges in der Verbotszeit zu einer längeren Haftstrafe verurteilt worden. Nach unüberprüfbaren Informationen ist er unter dem Namen „Adolf Neumann“ nach Deutschland geflüchtet und konnte dort bis zu seinem Tod (etwa um 1975) unerkannt und unbehelligt in der Gegend von Bad Mergentheim mit seiner Familie leben.
Aber wieder zum Volksgerichtsakt Vg 8e Vr 105/55:
Die Staatsanwaltschaft Wien ersuchte am 19. April 1955 um folgende Erhebungen:
Beischaffung der Strafkarte, Leumundserhebungen am letzten Wohnort, Anfrage an das BMI, Abt. II und „Widerruf der Ausschreibung“.
Schon am 3. Mai 1955 widerrief das Landesgericht für Strafsachen Abt. VG 8 die Ausschreibung im staatspolizeilichen Fahndungsblatt 1119/46 „über Antrag der Staatsanwaltschaft Wien vom 19.04.1955. (letzte Anschrift: Krems a.d.D., Dienstlstraße 14.)“.
Dann ist im Akt eine Karte, welche dem Gauakt bei der Zusendung durch das BMI an das Volksgericht beigelegt war:
„In der Anlage wird der Gauakt 146.367 (21 Blatt) betr. Adolf Neugschwandtner (20.4.1901) zur Einsichtnahme mit dem Ersuchen um ehesten Rückschluss übermittelt.
In den Unterlagen bei der Polizeidirektion Wien, Abt. I, unter Zl ZE 34.089/46, wird der Genannte als Angehöriger der österr. Legions-SA seit Sept. 1925 als Obersturmbannführer und Mitglied der NSDAP (Migl.Nr. 52.118) seit März 1925 beschrieben. 13. Mai 1955“
Am 3. Oktober 1955 schrieb schließlich die Staatsanwaltschaft Wien an den Untersuchungsrichter im Landesgericht für Strafsachen,
„dass kein Grund zu einer weiteren Verfolgung des Adolf Neugschwandtner wegen §§ 10, 11 VG 1947 gefunden wird (§ 90 StPO, Entschließung des Bundespräsidenten vom 19.9.1955). Beigefügt wird, dass der Adolf Neugschwandtner betreffende Gauakt vom Bundesministerium für Inneres, Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit, zurückbehalten wurde.“
Im Akt liegt ein 25-seitiges Konvolut mit älteren Anzeigen und Schriftstücken ein.
Die ältesten Dokumente stammen vom 25. März 1946, nicht ganz ein Jahr nach der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus. Ein Herr Freis vom Referat I/C in der Polizeidirektion Wien notiert unter dem Betreff Alois Neugschwandtner:
„Erhebungsbericht.
Nach Aussagen des SA-Sturmbannf. Amann war der Posten des Führers der SA-Brigade 92 von SA-Brigadef. Adolf Neugeschwandtner [so!] besetzt.
Die Erhebung ergab, dass N. am 20.4.1901 in Storwitz [richtig Strobnitz] bezw. Grotzen [richtig Gratzen] geb., gesch., ggl., als SA-Brigadef. in Wien I., Reichsratstrasse 8/32 gemeldet, im Hause als SA-Brigadef. bekannt und geflüchtet ist.“
Am selben Tag schreibt Freis noch eine Anfrage an das BMI, Abt. 2, betreffend Adolf Neugeschwandtner, ob dort Unterlagen über dessen Verhältnis zur NSDAP vorhanden sind, man führe Erhebungen wegen § 10 und 11 Verbotsgesetz.
Am 2. April 1946 gibt die Polizeidirektion Wien für einen Alois Neugeschwandtner den Festnahmebefehl mit den bekannten Geburtsdaten aus.
Am 10. April, kaum eine Woche später, folgt das Fahndungsersuchen an das Staatsamt für Inneres, Abt. 2. Alois Neugeschwandtner solle im staatspolizeilichen Fahndungsblatt zur Verhaftung ausgeschrieben werden, da er im Verdacht stehe, sich während der Verbotszeit des Hochverrats schuldig gemacht zu haben. Dem Ersuchen folgte der Eintrag im Fahndungsblatt 11/1946 mit der Nummer 1119. (Siehe älteren Beitrag.)
Eine zweite Anzeige erfolgte am 8. März 1947, diesmal von der Kriminalabteilung des Magistrates der Stadt Krems. In dieser sind erstmals Name und Geburtsort richtig!
„Nr. 789a46 / Ra.
Anzeige wegen Verbotsgesetz §§ 10,11,12.
Bezug: ohne.
Anzeige. 1. Nationale:
Neugschwandtner Adolf, am 20.4.1901 in Strobnitz, - Bezirk Budweis, CSR. geboren, zuständig nach Langschlag, Bezirk Zwettl, N.Ö., österr. Staatsbürger, hauptamtlicher SA.-Führer, in Krems a.d. Donau, Dienstlstrasse 14 wohnhaft gewesen, derzeit unbekannten Aufenthalt, weitere Nationale unbekannt.
Tatgeschichte.
a) Darstellung der Tat:
Adolf Neugschwandtner war SA.Brigadeführer der SA.-Gruppe Donau Wien und ist Träger des Blutordens der NSDAP. sowie der Erinnerungsmedaille an den 13. März 1938.
b) Beweismittel:
Adolf Neugschwandtner ist am 14.1.1939 von Wien X., Fasergasse 23-29 nach Krems a.d.Donau zugezogen und war bis zum Jahre 1940 in Krems a.d. Donau, Dienstlstrasse 14 wohnhaft. Laut Vermerk beim polizeilichen Meldeamt der Stadt Krems war der Genannte hauptamtlicher SA.-Führer und ist am 28.5.1940 nach Stammersdorf zur Wehrmacht eingerückt.
Über eine illeg. Parteizugehörigkeit und Tätigkeit des Neugschwandtner konnte nichts ermittelt werden, da derselbe während seines Aufenthaltes in Krems in den Kanzleiräumen der SA.-Brigade wohnhaft war und daher sehr wenig unter der Bevölkerung bekannt war. Als einzige Zeugin konnte die in Krems a.d. Donau, Dienstlstrasse Nr. 6 wohnhafte Marie Hasenzagel ausgeforscht werden, welche für kurze Zeit während der Kriegsjahre Aufräumungsarbeiten in den Kanzleiraumen der SA.-Brigade durchführte und dadurch den Beschuldigten näher kannte. Dieselbe gab nach Befragen an, dass Neugschwandtner der SA.-Gruppe Donau-Wien IV. (Prinz Eugenstraße 36) angehörte, hauptamtlicher SA.- Führer war und den Blutorden der NSDAP sowie die Erinnerungsmedaille an den 13. März 1938 besaß.
Da Adolf Neugschwandtner derzeit unbekannten Aufenthaltes ist, wurde am 8. März 1947 von ha. dem Staatsamt für Inneres ein Fahndungsersuchen zwecks Verhaftung des Genannten vorgelegt.
An den Hr. Bürgermeister der Stadt Krems a.d. Donau in Krems / Donau. Vorstehende Anzeige wird zur gefälligen Kenntnisnahme und mit der Bitte um weitere Veranlassung überreicht.
Der Sicherheitsreferent: [gez.] Leiter der Kripo.Abt.: [gez.]“
Dem erwähnten Ersuchen wurde durch den Eintrag im Fahndungsblatt Nr 9, StaPo 1947 unter der Nummer 754 entsprochen. (Siehe älteren Beitrag.)
Viel mehr ist nicht im Akt vorhanden. Mit der letzten Erwähnung im Völkischen Beobachter am 28. August 1944 verliert sich die Spur Adolf Neugschwandtners. Der Anlass, eine „Kundgebung des Kampfwillens“ in St. Pölten, liest sich wie der letzte Akt einer Wagnerschen Oper:
„In zahlreichen Stürmen waren die Männer der Stadtortsgruppen St. Pöltens zum ersten Appell der Kriegshilfsmannschaften auf dem Trabrennplatz angetreten. Tausende deutscher Männer waren dem Rufe gefolgt und stellten sich in Reih und Glied. Auch wegen ihres Alters nicht mehr teilnahmepflichtige Männer und Körperbehinderte waren erschienen. So gestaltete sich der Aufmarsch der Kriegshilfsmannschaften zu einer Demonstration der Einsatzbereitschaft aller deutschen Männer von St. Pölten. Kreisleiter Mühlberger war in Begleitung von SA.-Brigadeführer Neugschwandtner erschienen, um zu den Männern dieser Kampfgemeinschaft der Heimat zu sprechen.“ (Völkischer Beobachter, 28. August 1944)
Der große SA-Brigadeführer erscheint noch einmal bei der Mobilisierung der Alten und Behinderten für den totalen Krieg.3 Vielleicht waren auch Jugendliche und halbe Kinder dabei, so wie es beim Volkssturm üblich war. Schickt noch die letzten als männlich erkennbaren Gestalten in den Krieg verschwindet danach im Nebel der Endzeitwirren.
Falls jemandem weitere Hinweise bekannt sind, so ersucht der Autor um Zusendugen an hp@prinzeps.com oder um einen Kommentar gleich hier unterhalb des Artikels.
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1) Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Landesgericht für Strafsachen, Vg 8e Vr 105/55.
2) Ebd., Blatt 31.
3) Das Bild eines solchen Sturmes (ohne Zusammenhang mit der St. Pöltner Kundgebung) zur Veranschaulichung in der Wiener Illustrierten.
1955: „kein Grund zu einer weiteren Verfolgung“
Juni 23rd, 2018Der Akt zum Volksgerichtsverfahren gegen Adolf Neugschwandtner wirkt irgendwie befremdlich. Er trägt zum Beispiel eine Aktenzahl aus dem Jahr 1955, das Verfahren wurde also in diesem Jahr neu aufgesetzt, aber anscheinend nur, um es wegen der in der Zwischenzeit geltenden Amnestien und Gesetzesänderungen auch sofort beenden zu können, ohne dass man Neugschwandtner auch nur wenigstens aufgestöbert hätte. Eine gewisse innerfamiliäre Ungerechtigkeit liegt jedenfalls in diesem Fall, denn der Bruder von Adolf, Sepp, war zwar auch nicht unschuldig, bewegte sich jedoch nicht annähernd in den Sphären wie Adolf, versteckte sich nicht nach dem Krieg, stellte sich seiner Verantwortung und wurde schließlich zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, währenddessen Adolf untertauchte und 1955 schließlich sozusagen amtlich amnestiert wurde und keinen Tag Gefängnis erleben musste.
Aber eins nach dem anderen:
Die Staatsanwaltschaft Wien ersucht am 19. April 1955 um folgende Erhebungen:
Beischaffung der Strafkarte, Leumundserhebungen am letzten Wohnort, Anfrage an das BMI, Abt. II und „Widerruf der Ausschreibung“.1
Schon am 3. Mai 1955 widerruft das Landesgericht für Strafsachen Abt. VG 8 die Ausschreibung im staatspolizeilichen Fahndungsblatt 1119/46 „über Antrag der Staatsanwaltschaft Wien vom 19.04.1955. (letzte Anschrift: Krems a.d.D., Dienstlstraße 14.)“.2
Dann ist im Akt eine Karte, welche der Zusendung des Gauaktes durch das BMI an das Volksgericht beigelegt war:
„In der Anlage wird der Gauakt 146.367 (21 Blatt) betr. Adolf Neugschwandtner (20.4.1901) zur Einsichtnahme mit dem Ersuchen um ehesten Rückschluss übermittelt.
In den Unterlagen bei der Polizeidirektion Wien, Abt. I, unter Zl ZE 34.089/46, wird der Genannte als Angehöriger der österr. Legions-SA seit Sept. 1925 als Obersturmbannführer und Mitglied der NSDAP (Migl.Nr. 52.118) seit März 1925 beschrieben. 13. Mai 1955“
Am 3. Oktober 1955 schreibt schließlich die Staatsanwaltschaft Wien an den Untersuchungsrichter im Landesgericht für Strafsachen, „dass kein Grund zu einer weiteren Verfolgung des Adolf Neugschwandtner wegen §§ 10, 11 VG 1947 gefunden wird (§ 90 StPO, Entschließung des Bundespräsidenten vom 19.9.1955). Beigefügt wird, dass der Adolf Neugschwandtner betreffende Gauakt vom Bundesministerium für Inneres, Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit, zurückbehalten wurde.“
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1) Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Landesgericht für Strafsachen, Vg 8e Vr 105/55, Blatt 1.
2) Ebd., Blatt 31.