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Adoption der großjährigen Anna Glasl und deren Kind Joseph Glasl
Symbolbild
Ich konnte heute im Salzburger Landesarchiv eine besondere Mappe einsehen. Es handelte sich um Akten des aufgelassenen Bezirksgerichtes Radstadt, die seit mehr als 160 Jahren in aller Stille darauf warteten, geöffnet zu werden!
"Registraturs Act X1. 1860
Gegenstand: Hörer Joseph Zolleinnehmer in Radstadt und Maria um Bewilligung der Adoption der großjährigen Anna Glasl und deren Kind Joseph Glasl."
Als wären sie erst gestern geschlossen worden, las ich auf gefalteten, mit Feder und schwarzer Tinte beschriebenen Bögen, was viele gerne früher gelesen hätten. Anfang Mai hatte ich beim Salzburger Landesarchiv angefragt. Der finale Fund ist ist dem besonderen Eifer und Wissen einer Mitarbeiterin des Landesarchivs Salzburg zu verdanken.
In kurzen Worten der Inhalt der vielen Seiten:
Im Jahr 1860 erst entschlossen sich Josef und Maria Hörer, zuerst die großjährige Anna Glasl und gleich darauf auch deren minderjährigen Sohn Josef zu adoptieren.
Josef Hörer, geboren 1793 in Linz, war im 67. Lebensjahr, seine Frau Maria, geborene Damberger, war 1796 in Engelhartszell zur Welt gekommen und daher im 64 Lebensjahr.
Von Anna Glasl ist Schicklgruber/Hitler-Biografen eine Taufurkunde bekannt: Geburt im Jahr 1823 in Theresienfeld bei Wiener Neustadt als Tochter des Steuereinnehmers ("Tabak- und Stempelgefällaufseher") Josef Glasl und seiner Frau Elisabeth, geborene Pfündl.
Die Adoption wurde genehmigt, da der Altersunterschied groß genug war und die Hörer keine eigenen Kinder hatten und aufgrund ihres Alters auch keine mehr bekommen konnten.
Aus den Akten erfährt man, dass das Paar Josef und Maria Hörer die kleine Anna schon mit etwa 8 Jahren zu sich nahmen, als deren Eltern im Jahr 1831 Opfer der damaligen großen Choleraepidemie wurden. Sie starben in Rohrau bei Bruck an der Leitha. Die Stadt war zur Abwehr der Seuche zu der Zeit militärisch zerniert, heute würde man sagen, sie stand unter Quarantäne.
Gleich nach der Bewilligung der Adoption Annas suchten die Adoptionseltern auch um die Erlaubnis an, deren unehelich 1851 in Radstadt geborenen Sohn Josef Glasl adoptieren zu dürfen. Dies wurde ebenfalls vom "hochlöblichen kk Landesgericht zu Salzburg" 1860 bewilligt. Josef Glasl war von Geburt an in der Obsorge des Paares gewesen, Josef Hörer war der Vormund des vaterlosen Kindes.
Somit ist alles geklärt.
Ich habe endlich den vorehelichen Namen Maria Hörers erfahren: Damberger. Damit ist definitiv sicher, dass ein schon länger gefundener Trauungseintrag tatsächlich die beiden Adoptiveltern betrifft. Sie heirateten am 22 September 1822 in Wien in der Kirche St. Augustin im ersten Bezirk. Er war damals "Musicus", sie Köchin, beide lebten in derselben Pfarre.
Bisher war nicht klar, wie Anna Glasl und das Ehepaar Hörer überhaupt zusammen kamen. Nun ist plausibel, dass der Vater von Anna ein Kollege des Josef Hörer war. Vielleicht lässt sich dazu noch ein Beleg finden. Und wir wissen nun auch, welch tragisches Ende die Eltern von Anna gefunden haben. Ich konnte bisher keine Sterbeeinträge für die beiden finden. Jetzt genügte ein Blick in die Sterbematrikel von Rohrau, Jahr 1831: Mutter Katharina [so!] Glasl, kk. Aufsehersfrau, starb am 2. August an Cholera, Vater Josef Glasl, kk. Aufseher, am 9. August, zusammen mit vielen anderen an diesem Tag.
Soviel dazu heute, geschrieben auf der Fahrt im Zug von Salzburg heim nach Wien.
Übrigens, 36 Kreuzer in Stempelmarken mussten damals bei jeder Eingabe an das Gericht geklebt werden.