Kategorien: "HeimatForschung"
Gedruckte Publikation des Ansichtskartentextes von 1920
Mai 4th, 2005Ich bin über das Internet auf die Beziehung Kafkas zu Gmünd gestoßen. Besonders interessant für Gmünd wäre die Ansichtskarte, die der Schriftsteller von dieser Stadt seiner Schwester Ottla schickte, als er sich hier mit Milena im August 1920 traf.
Der Editor der Internetdokumentation der Kafkabriefe, Werner Haas, konnte mir leider keine Auskunft über den derzeitigen Aufbewahrungsort dieser Ansichtskarte geben. Er verwies auf Klaus Wagenbach, einen der beiden Herausgeber der "Briefe an Ottla und die Familie", der mehr wissen müsste.
Ich habe mir erst einmal über die Städtische Bücherei ein Exemplar dieses Buches besorgt. Auf Seite 94 ist die Karte dokumentiert:
Nr. 87
[An Ottla Kafka: Ansichtspostkarte: Gmünd]
[Gmünd, 14. oder 15. August 1920]Liebe Ottla, es geht mir hier sehr gut, ich huste überhaupt nicht und ich komme morgen früh und das Ganze ist diktiert
Franz
Er konnte damit nicht fertig werden. Ich grüße Sie herzlichst
Leider findet sich unsere Karte nicht unter den im Buch in Faksimile wiedergegebenen Ansichtskarten. Nur auf Seite 196 im Anhang folgende Anmerkung:
Aus verschiedenartigen Angaben in Kafkas an Milena gerichteten Briefen läßt sich erschließen, daß das Zusammentreffen in Gmünd am 14. und 15. August 1920 stattfand.
Milena hatte die von ihr geschriebene Nachschrift zunächst unterschrieben, den Namenszug dann aber wieder ausgestrichen. Doch war Kafka diese Vorsichtsmaßnahme (Milena war verheiratet) immer noch nicht ausreichend genug, so daß er offensichtlich die Karte als geschlossenen Brief nach Prag schickte (sie weist weder Briefmarke noch Stempel auf). Zum Inhalt vgl. auch FK 203.
FK ist das Kürzel für: Max Brod: Über Franz Kafka. Franz Kafka, eine Biographie. Franz Kafkas Glauben und Lehre. Verzweiflung und Erlösung im Werk Franz Kafkas (Frankfurt/Main 1966).
Aus dem "Editionsbericht" ab Seite 217 erfährt man, dass, abgesehen von drei Ausnahmen, der Ausgabe die aus Ottlas Nachlass stammenden Originale zugrunde lagen. Von den vorhandenen 37 Ansichtspostkarten war die Gmünder die einzige, die aus den genannten Gründen nicht als Postkarte verschickt worden war. Sie gehört nicht zu den im Buch aufgezählten kolorierten oder farbigen Ansichtskarten, muss also monochrom gewesen sein.
Wo sich der Nachlass Ottlas heute befindet? Vielleicht im Deutschen Literaturarchiv Marbach, das Werner Haas in seinem Mail bereits als möglichen Aufbewahrungsort nannte!
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Franz Kafka. Briefe an Ottla und die Familie. Hrsg. v. Hartmut Binder u. Klaus Wagenbach (Frankfurt/Main 1974)
Franz Kafka, drei seiner Geliebten, und: Gmünd!
April 17th, 2005Wahrscheinlich weiß es jeder Gymnasiast in der Stadt, für mich ist es eine atemberaubende Entdeckung: Franz Kafka hatte eine ganz besondere Beziehung zu Gmünd! In diese Stadt wollte er 1914 seine beiden Geliebten Grete Bloch und Felice Bauer einladen. In dieser Stadt an der Franz-Josefs-Bahn traf er 1920 für einige Stunden heimlich seine Geliebte Milena Jesenská, die aus Wien anreiste, wo sie mit ihrem Mann lebte. Wie aus einem Brief aus dem August 1920 hervorgeht, hat er Milena in Gmünd das Manuskript seines berührenden Briefes an den Vater übergeben. Die kurze gemeinsame Zeit in der Grenzstadt dürfte aber verhängnisvoll für die Beziehung gewesen sein. Danach sahen sie sich für ein ganzes Jahr nicht, um nicht noch mehr zu zerstören. Aber lesen Sie mehr im Originaltext von Kafkas Briefen...
Sie finden hier 31 Briefe Kafkas mit jeweils einer Fundstelle zu Gmünd samt Verknüpfung zum vollen Text.
Eine Ansichtskarte vom Gmünder Bahnhof um 1900
Als letztes Zitat eine Besonderheit, der noch weiter nachzugehen sein wird: Es ist eine Ansichtskarte aus Gmünd erhalten, die Kafka seiner Schwester Ottla gesendet hat! Noch weiß ich nicht, wo diese aufbewahrt wird, aber es kann doch nicht so schwer sein, sie zu finden!
Sonnenuhr Johannesberg?
April 10th, 2005Der Vermessungsplan des Johannesberggipfels hat mich dazu verleitet, einmal die wichtigsten Sonnenaufgangs- und untergangsrichtungen einzuzeichnen. Mit Skyviewcafe lassen sich diese leicht berechnen:
(W from S) Azimuth 2003-06-21 04:58 231°51'04" 2003-06-21 21:07 128°17'25" 2003-09-23 06:48 268°59'13" 2003-09-23 18:57 90°42'19" 2003-12-22 07:51 305°56'03" 2003-12-22 16:07 54°07'39"
Das Ergebnis ist verblüffend:
Die Felsen nach Süden hin scheinen mit diesen Richtungen irgendwie zu harmonieren, oder?
Nachlass Friedrich Julius Bieber II
April 8th, 2005Ich war heute noch einmal in der Nationalbibliothek. Die lt. Standortrepertorium ev. noch interessanten Mappen Ser. n. 24548 bis 24551 mit Briefen aus dem Nachlass von Friedrich Julius Bieber enthielten aber leider auch keinen Hinweis auf die Erkundung des Johannesberges im Herbst 1912. Es fanden sich "nur" handschriftliche Briefe an seine Frau aus Afrika von den Reisen 1904 und 1909 und Korrespondenzen mit Schweinfurth, Frobenius,...
Schade, ich hatte die Hoffnung mehr über die Reise des Forschers zum Johannesberg heruaszufinden. Ich werde woanders suchen müssen...
Nachlass Friedrich Julius Bieber I
April 1st, 2005Endlich ist es soweit: Ich habe kurz Zeit in die Nationalbibliothek zu fahren und mir den Nachlass von Friedrich Julius Bieber auszuheben. In einem Standortrepertorium sind die 45 Mappen Ser. n. 24511 bis 24555 mit Dokumenten des Afrikaforschers kurz beschrieben. Trotz des Zuvorkommnens der Bibliothekare komme ich nur dazu, die "Belege zur Lebensarbeit" 24528 und die "Ansichtskarten" 24552 durchzusehen.
In der ersten Mappe finden sich drei literarische Manuskripte von F.B.: "Das Märchen vom wahren Glück", "Rascha, eine Geschichte aus den abessinischen Bergen..." und "Das zweite Leben".
Die zweite Mappe birgt einige Dutzend Ansichtskarten, die der Forscher aus Afrika an seine Familie geschickt hat. Wunderbare, zum Teil farbige Karten aus Ägypten, vom Suezkanal, aus Dschibuti...
Leider kein Hinweis zum Herbst 1912, als F.B. den Johannesberg bei Harmanstein besichtigt und beschrieben hat.
Aber vielleicht findet sich in den anderen Mappen mehr...