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Cousin von SA Brigadeführer Adolf Neugschwandtner endete 1943 im KZ Dachau
SA-Brigadeführer Adolf Neugschwandtner, der nach dem Krieg erfolgreich als Adolf Neumann in Deutschland untertauchte, hatte einen jüngeren Cousin in Wien. Er hieß Josef Neugschwandtner und war der Sohn seiner Tante Anna, die in die Hauptstadt gezogen war, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten. Diese heiratete 1907 den um mehr als 40 Jahre älteren Franz Hauk. Am 29. Mai 1917 gebar sie Sohn Josef, der aber nachträglich gerichtlich für „unehelich“ erklärt wurde.
Josef erlernte den Beruf des Galvaniseurs bzw. Metallschleifers. Er schloss sich den seit Februar '34 verbotenen Sozialisten an und wechselte darauf zur KPÖ. Im Jahr 1937 ging er, wie viele andere seiner Gesinnung, nach Spanien und kämpfte in der XI. Internationalen Brigade auf Seiten der Republikaner.
Nach dem Sieg der Nationalisten unter General Franco im Jahr 1939 flüchtete Neugschwandtner über die Grenze nach Frankreich und kam dort zusammen mit vielen anderen Flüchtlingen in die überfüllten Lager in Gurs bzw. Argelès.[1]
Nach der Niederlage gegen Nazideutschland 1940 wurden die Franzosen verpflichtet, alle Deutschen auf Verlangen ausliefern. In Deutschland gab es den Erlass vom September 1940, dass alle ehemaligen „Rotspanienkämpfer“ zumindest auf Dauer des Krieges in Schutzhaft zu nehmen sind. Dies dürfte in den französischen Lagern nicht bekannt gewesen sein, denn Neugschwandtner entschloss sich zusammen mit etwa 140 anderen Österreichern im Frühjahr 1941 zur Rückkehr. Alle kamen jedoch ohne Umwege am 1./2. Mai 1941 ins KZ Dachau.
Obwohl die Überlebensrate für Spanienkämpfer in Dachau an sich hoch war, starb Josef am 24. Februar 1943 im Lager laut Todesmeldung an „Versagen von Herz und Kreislauf bei Unterleibstyphus“[2]. Die Entbehrungen und üblen Zustände des Lagers brachten ihn und etwa 20 weitere ehemalige Spanienkämpfer zwischen 1942 und 1945 in Dachau um.[3] Diejenigen, die sie diesen Bedingungen unterwarfen, haben ihren Tod verschuldet.
Nach dem Krieg suchte seine Mutter als Opfer des Naziterrors beim K.Z.-Verband um Unterstützung an. In einem Brief vom 11. April 1946, der erhalten ist, bittet sie darum, dass man sie aufsuche, um ihr die versprochene Bekleidungsunterstützung zu überbringen. Sie schreibt, es fehle ihr die Kraft, selbst vorzusprechen, um ...
„… Sie herzlich zu bitten, denn ich war den ganzen Winter sehr krank, bin ich auch in ärztlicher Behandlung bei H. Dr. Hirsch-Zeiler gestanden und es ist mir nicht möglich persönlich mit Ihnen in Verbindung zu treten, so schwach bin ich noch, und so ausgehungert. Ich muss Sie bitten, mir jemand zu senden. Der sich überzeugt, und es auch aufnimmt. Ich bin seit 21./2. 1945 vollständig ausgebombt, ausgebrannt, habe keine richtig gehende Uhr, wohne in einem bombenbeschädigten Haus in Wien X., Buchengasse 4, Tür 7a und kann mit dem besten Willen Ihre Amtsstunden nicht einhalten. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, die Tür förmlich zersplittert so dass ich gezwungen bin, alle Gesuche und Bitten auf brieflichem Weg zu erledigen. Bitte! Bitte senden Sie jemand Verlässlichen zu mir, bevor es zu spät ist.“[4]
Die Mutter starb am 4. September 1954 mit 74 Jahren. Im Grab ist sie mit ihrem Sohn und zwei Schwestern vereint.
[1] ÖsterreicherInnen für Spaniens Freiheit 1936-1939. Online: https://www.doew.at/erinnern/biographien/spanienarchiv-online/spanienfreiwillige-n/neugschwandtner-josef
[2] Sterbeurkunde Nr. 401 Standesamt Dachau vom 25. 2. 1943. Online: https://collections.arolsen-archives.org/en/document/10219885
[3] Hans Landauer: Weg und Blutzoll der österreichischen Spanienkämpfer in den Jahren 1939-1945, S. 158
[4] Mildschütz Anna schreibt an KZ Verband. Dass ihr Sohn NEUGSCHWANDTNER JOSEF Spanienkämpfer war und 1943 im KZ Dachau gestorben ist. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Signatur 20.100/8129