Kategorie: "Löwy und Winterberg"

Pamětní spís k 70. výročí založení firmy Löwy & Winterberg 1928

August 5th, 2024

MINISTR OBCHODU.

Č.j.7224/pres.-28.       V Praze, dne 16. října 1928.

Firmě

Löwy & Winterberg,
obchod dřívím a parní pily

V PRAZE.

Vaše firma slavi dne 23. listopadu t. r. 70 leté jubileum svého trvání. Se zadostiučiněním můžete pohlížeti zpět na vykonanou práci v tuzemsku i v cizině, která zajistila Vaší firmě významné místo na trhu dřevním, i na poli našeho národohospodářského podnikání.

Přeji Vám v další činnosti všeho zdaru.

Ministr obchodu:

Pamětní spís k 70. výročí založení firmy Löwy & Winterberg 1928

 

Pamětní spís k 70. výročí založení firmy Löwy & Winterberg obchod dřívím - parní pily v Praze. Praha 1928.

 

Denkschrift "Löwy & Winterberg" 1928: kopier-, editier- und durchsuchbar

Juli 31st, 2024

Das fast hundert Jahre alte Jubiläumsbuch der Holzgroßfirma „Löwy und Winterberg“ aus Prag kann ein guter Einstieg in die Geschichte der damaligen Zeit sein. Wenn man versucht, das Gebotene durch Hintergrundinformation auszuleuchten. Die vorgelegte erweiterte Ausgabe der „Denkschrift“ liefert eine erste Hilfestellung dazu.
Im ersten Teil wird die Originalschrift wiedergegeben. Jetzt in kopier-, editier- und durchsuchbarer Textform! Manchmal wurde die Schreibweise der heutigen angepasst, aber sonst nichts verändert.
Im zweiten Teil wird zuerst die nur noch überraschend kurz dauernde Geschichte der 1928 florierenden Firma bis zu ihrem wirtschaftlichen Ruin 1935 fertig erzählt. Danach findet sich in Art eines Lesebuches Zusatzmaterial, das zu tieferem Verständnis beitragen soll. Unglaubliche, manchmal kuriose Zusammenhänge tun sich auf: etwa, wenn man erfährt, dass es einen lebendigen Bericht des „rasenden Reporters“ Egon Erwin Kisch über die Fahrt auf einem Floß unserer Firma von Prag nach Sachsen aus dem Jahr 1911 gibt.

Und das allerteuerste Fundstück in dieser Denkschrift ist das Foto jener riesigen Motorkreissäge von Löwy & Winterberg, die Franz Kafka bei seinem längeren Aufenthalt 1921 in Plan an der Luschnitz das Leben verfluchen ließ!

Erstaunlich war auch, dass Löwy & Winterberg es waren, welche die Flößerei an Salza und Enns aufbauten und lange Zeit betrieben. Ein Foto aus der Denkschrift zeigt ein Filmteam, das ein Floß bei der Passage einer gefährlichen Stelle der Salza filmt.

Denkschrift "Löwy & Winterberg" 1928: kopier-, editier- und durchsuchbar
Karl Köfinger dreht 1927 eine Doku

Eine Kopie des Films mit unterlegter Begleitmusik ist auf YouTube zu finden:

Denkschrift "Löwy & Winterberg" 1928: kopier-, editier- und durchsuchbar
1927. Die Kamera auf dem Floß!

Ab in die Geschichte!

Denkschrift zur 70. Wiederkehr des Gründungstages der Firma Löwy & Winterberg, Holzhandlung - Dampfsägewerke in Prag. (1858-1928).

Hier die bisherige Version in einfacher Scan-Kopie:

Denkschrift zur 70. Wiederkehr des Gründungstages der Firma Löwy & Winterberg, Holzhandlung - Dampfsägewerke in Prag. (1858-1928).

Der verschlossene Buchhalter von Löwy & Winterberg in Planá

April 24th, 2024

Franz Kafka schrieb in einem Brief im Sommer 1922, als er in Plana an der Luschnitz (Lainsitz) auf Sommerfrische war, dass ihn der Lärm des nahegelegenen Sägewerkes dazu bringe, sein Leben zu verfluchen, wenn dort die Kreissäge in Betrieb genommen wird. Weiters schrieb er: 

"... ich kenne flüchtig den dortigen Buchhalter, sogar das gibt mir einige Hoffnung, er weiß zwar nicht, dass mich seine Kreissäge stört und kümmert sich auch sonst nicht um mich und ist überhaupt ein verschlossener Mensch und wenn er auch der offenste Mensch wäre, er könnte die Kreissäge nicht einstellen, wenn Arbeit für sie ist, aber ich schaue verzweifelt aus dem Fenster und denke doch an ihn."

Von einem Stadtchronisten Planas, Josef Kepka, erfahren wir mehr über den verschlossenen Buchhalter:

Vom 23. Juni bis 19. September hielt sich Franz Kafka zusammen mit seiner Schwester Ottla Davidová und ihrer Tochter Véra in Planá nad Lužnice im Haus von František Hnilička Nr. 145 (heute Přičná-Straße) auf... Diese Sommerwohnung wurde wahrscheinlich vermittelt von ihrem Onkel Löwy mütterlicherseits, der mit seinem Partner Wirtenberg [Winterberg!] in Plana, im Bereich des heutigen Fußballplatzes bis zum Fluss einen Platz zur Montage von Flößen hatte. Neben den Veselý-Nachbarn, die neben Hniličkas Haus wohnten, traf Kafka auch den damaligen Buchhalter des Sägewerks, Herrn Brabenec, dessen Hobby ursprünglich Salonzauberei und später Spiritualismus war. Obwohl Kafkas Krankheit, die fortschreitende Lungentuberkulose, bereits nahezu unheilbar war, fühlte er sich hier wohl. In seinen Notizen schrieb er, dass er eine Stunde oder länger Holz hacken könne, ohne müde zu werden. In Planá vollendete Kafka sein erstaunlichstes Werk „Das Schloss“ und die jenseitige Kurzgeschichte „Forschungen eines Hundes“, für welche der Hund seiner Familie, mit dem er oft in der Nachbarschaft spazieren ging, wahrscheinlich Modell war.  

Bei der Firma Löwy und Winterberg waren drei Herren aus der Familie Brabenec in höheren Positionen: Josef Brabenec ab 1880 sowie Gustav Brabenec ab 1906 im Zentralbüro in Prag und Rudolf Brabenec ab 1917 als Beamter in einem tschechoslowakischen Betrieb. Wir können also davon ausgehen, dass Rudolf unser Mann ist. Wir können neben dem Namen auch ein Foto des verschlossenen Bekannten Kafkas in Plana beisteuern:

Rudolf Brabenec

Hier noch Fotos von Vater (?) Josef und Bruder (?) Gustav Brabenec:

Josef Brabenec

Gustav Brabenec

 

Quellen

Werner Haas: Franz Kafka, Briefe und Tagebücher

Markéta Vysloužilová: Planá nad Lužnicí (2004)

Denkschrift zur 70. Wiederkehr des Gründungstages der Firma Löwy & Winterberg, Holzhandlung - Dampfsägewerke in Prag. (1858-1928)


Franz Kafkas Nervensäge in Planá 1922

April 23rd, 2024

Mein Zimmer in Planá liegt einem Sägewerk gegenüber, das zeitweise erträglich ist, dann aber, wenn es die Kreissäge arbeiten lässt, einen das Leben zu verfluchen zwingt!

Kafka sinngemäß in einem Brief aus Planá an der Lainsitz Anfang Juli 1922

Hier sind Originalfoto von Sägewerk und Kreissäge der Firma Löwy & Winterberg in Planá nad Lužnicí, deutsch Plana an der Luschnitz aus einer Selbstdarstellung der Firma 1928:

Fahrbare Motor-Kapp-Säge

 Totalansicht mit Krummholz-Lagerplatz

Der ganze betreffende Briefausschnitt:

An Felix Weltsch

Lieber Felix

[....] Der Lärm hat auch etwas Fascinierend-Betäubendes; wenn ich - ich habe glücklicherweise manchmal zwei Zimmer zur Auswahl - in dem einen Zimmer sitze und, so wie Du es auch beklagst, einer Säge [einem Sägewerk] gegenüber sitze, die zeitweise erträglich ist, dann aber, wenn sie die Kreissäge arbeiten läßt, in der letzten Zeit geschieht das fortwährend, einen das Leben zu verfluchen zwingt, wenn ich dann in diesem Unglückszimmer sitze, kann ich nicht fort, ich kann zwar ins Nebenzimmer gehn und muß es auch, denn es ist nicht auszuhalten, aber übersiedeln kann ich nicht, nur hin und her gehn und etwa in dem zweiten Zimmer feststellen, dass auch dort Unruhe ist und vor dem Fenster Kinder spielen. So ist die Lage.

Immerfort hoffe ich, dass, wie es einmal schon geschehen ist, die Kreissäge plötzlich zu arbeiten aufhören wird, ich kenne flüchtig den dortigen Buchhalter, sogar das gibt mir einige Hoffnung, er weiß zwar nicht, dass mich seine Kreissäge stört und kümmert sich auch sonst nicht um mich und ist überhaupt ein verschlossener Mensch und wenn er auch der offenste Mensch wäre, er könnte die Kreissäge nicht einstellen, wenn Arbeit für sie ist, aber ich schaue verzweifelt aus dem Fenster und denke doch an ihn.

Oder ich denke an Mahler, dessen Sommerleben irgendwo beschrieben war, wie er täglich um halb sechs, er war damals sehr gesund und schlief ausgezeichnet, im Freien badete und dann in den Wald lief, wo er eine "Komponier-Hütte" hatte (das Frühstück war dort schon vorbereitet) und bis ein Uhr mittag dort arbeitete und die Bäume, die später in der Säge so viel Lärm machen, in Mengen still und lärmabwehrend um ihn standen. (Nachmittag schlief er dann und erst von vier Uhr ab lebte er mit seiner Familie und nur selten hatte seine Frau das Glück, dass er abend etwas von seiner Morgenarbeit verriet.)

Aber ich wollte von der Säge erzählen. Ich allein komme von ihr nicht los, es muß die Schwester kommen und unter unglaublichen Bequemlichkeitsopfern ihrerseits das andere Zimmer mir einräumen (das allerdings auch keine Komponierhütte ist, aber davon will ich jetzt nicht sprechen), nun bin ich für eine Zeit die Säge los. So müßte man Dich auch einmal in ein stilles Zimmer hinüberführen. [...]

Werner Haas: Franz Kafka, Briefe und Tagebücher

Zu Löwy und Winterberg in Planá

„Gegen Ende des Jahres 1911 wurde in Planá an der Luschnitz eine nach dem alten Boucherie-Verfahren [wiki] mit Kupfervitriol arbeitende Holzimprägnieranstalt mit den dazugehörigen Grundstücken erworben. Das Imprägnierwerk wurde niedergelegt und an dessen Stelle ein Sägewerk errichtet, welches infolge seiner günstigen Lage am flößbaren Flußlaufe der Luschnitz einerseits und an der Staatsbahnlinie Prag-Tábor andererseits, mit den qualitativ hochwertigen, feinjährigen, südböhmischen Hölzern sowohl per Bahn als auch per Wasser versorgt werden konnte. Das Werk wurde mit 2 modernen Schnellgattern und den nötigen Hilfsmaschinen ausgestattet.“

Denkschrift zur 70. Wiederkehr des Gründungstages der Firma Löwy & Winterberg, Holzhandlung - Dampfsägewerke in Prag. (1858-1928) S. 22

Die beiden Bilder stammen aus dieser Denkschrift.