Kategorie: "Opfer des Nationalsozialismus"
Nachrichten aus einer verdrängten Zeit Gmünds
August 29th, 2024Nachrichten aus Gmünd, stammend aus den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Bis auf zwei gekennzeichnete Beiträge stammen sie aus der parteinahen „Land-Zeitung“ des Kremser Verlegers Josef Faber. Thema der Auswahl: Judenhass und Judenverfolgung
1938
Eingesperrt wurde der hiesige Sohn des Josef Schwarz, da er sich in nicht wiederzugebender Weise über die jetzige Bewegung ausdrückte. Auch andere „Standespersonen“ wurden in Schutzhaft genommen, einige aber nach kurzer Zeit wieder entlassen. Bei dem früheren Regime hätten sie nichts zu lachen gehabt, wenn sie sich so verhalten hätten. Frau Birgfellner (Riehl) welche wegen nat.-soz. Betätigung seinerzeit als Postbeamtin entlassen wurde, wurde wieder beim Postamt Gmünd 2 eingestellt. Wie überall, wurde die Gemeinde, Sparkasse, Fürsorge usw. von den Nationalsozialisten übernommen und die früheren Amtswalter enthoben. Überall aber ging man äußerst human vor. Unsere früheren SS und SA-Männer waren sofort zur Stelle und versehen ihren Dienst. Von Deutschland sind SS-Männer nach Gmünd per Auto gekommen, welche in ihren schmucken Uniformen Aufsehen erregen. Auch die jüdischen Rechtsanwälte stehen unter Aufsicht. Auch die jüdischen Ärzte erhielten eine Aufschrift, damit Fremde sie als Juden erkennen. Auch die Kanzleien der Juden Friedmann und Pollak stehen unter Aufsicht. Doktor Glaser ist bereits von Gmünd abgefahren. Der frühere Heimatschützer Dr. Michl wurde zu drei Monat Haft verurteilt, da er sich in unanständiger Weise gegen die Bewegung aussprach.
[Heimatschützer: Mitglied des Heimatschutzes, einer paramilitärischer Einrichtung der den Nazis verhassten Vaterländischen Front Österreichs.]
Verschiedenes. Die jüdischen Firmen Löwy, Reich und J. Schwarz wurden unter arischer Leitung gestellt. – Unsere stramme SS erhielt bereits schmucke Uniformen, welche den schlanken jungen Männern vorzüglich passen. Die Sammlungen in den einzelnen Ortschaften werden planmäßig durchgeführt und fließen die Spenden der diensthabenden SA und SS zu. Pg. Herr Oberlehrer Bründl, ein geborener Gmünder, ist unermüdlich tätig, die Bevölkerung aufzuklären und hält massenhaft besuchte Versammlungen ab. Er wurde von dem früheren Regime mit Hass und Maßregelung verfolgt. Als Dietwart des Deutschen Turnvereines Gmünd ist er allen in bester Erinnerung, da er ein vorzüglicher, mit großem Wissen ausgestatteter Redner ist. Pg. Walter Weiner, welcher ebenfalls ein strammer Turner war, ist in Wien NSBO [Nationalsozialistische Betriebszellenorganisations]-Leiter seiner Firma, welche seit Jahren die größte Reklame (Lichtreklame)-Firma Wiens ist. Der einzige arische Rechtsanwalt in Gmünd ist Pg. Dr. E. Wais, in dessen Kanzlei auch Pg. Dr. Schrattel, dessen schneidigen Reden den Gerichtssaalbesuchern bekannt sind. – Der nächste Jahrmarkt findet am 12. April in Gmünd 2 (Neustadt) statt und wird hoffentlich von vielen arischen Marktfieranten [Marktfahrer] und Käufern besucht. Es ist ja die Osterwoche. Das städt. Museum ist wieder jeden Sonn- und Feiertag geöffnet und versäume keiner den Besuch desselben. Er wird dadurch unsere deutsche Stadt besser kennen lernen. Unsere strammen SA- und SS-Männer und die Hitlerjugend, zu der ein großer Zulauf herrscht, veranstaltete am 24. d. abends einen großen Propagandazug durch die Stadt. Die Beteiligung bewies wieder glänzend, dass die neue Zeit in Gmünd verstanden und freudig begrüßt wird.
[Pg.: Parteigenosse, Mitglied der NSDAP]
Nun sind auch in Gmünd alle jüdischen Geschäfte durch das Anbringen von großen Zetteln mit der Aufschrift „Jüdisches Geschäft“ erkenntlich gemacht. Alle werden dadurch ihre Kunden verlieren, denn die Parole heißt: „Kauft nur bei Ariern!“ Wie wir hören, wollen manche Juden Gmünd verlassen. Nur wissen sie nicht, wohin. Auch die jüdischen Kaufhäuser in den Städten der Umgebung, z. B. in Schrems, Weitra, Litschau u. a. tragen ähnliche Kennzeichnungen. Die Bäcker drüben [in der Tschechei] klagen schon, dass ihnen jetzt das Brot übrigbleibt, das früher Staatsangestellte und Pensionisten herübertrugen.
Abgezogen. Wie uns mitgeteilt wird, verlässt Rechtsanwalt Dr. Mayer-Friedmann unsere Stadt. Die beiden jüdischen Anwaltsanwärter Dr. Glaser und Dr. Tellmann haben ebenfalls unsere Stadt verlassen. Sie zeichneten sich durch anmaßendes Benehmen auch bei Gericht aus, sodass sie der Richter ermahnen musste; ein Staatsanwalt von Krems sagte sogar einmal zu Dr. G.: „Benehmen Sie sich anständig, Ihre Manieren müssen Sie sich abgewöhnen, wir sind nicht in Tarnopol.“
[Tarnopol/Ternopil: Stadt in Galizien, von wo viele Juden zugezogen waren]
Zum Nachweis der arischen Abstammung teilt das Pfarramt im Pfarrblatt mit, dass alle Bewerber im Matrisenscheine [„um Matrikenscheine“?] von der Stadt Gmünd nur nachmittags von 2 bis 5 Uhr in der Pfarrkanzlei vorsprechen mögen, um den auswärts wohnenden Bewerbern, die vielfach schon mittags wegfahren müssen, die Möglichkeit zu geben, ihre Scheine vormittags erhalten zu können. Bekanntlich soll jeder eine arische Abstammung bis zu den Großeltern nachweisen können. Besonders wichtig ist dies für Bewerber um eine Staatsanstellung.
Was ist Rasse? Es gibt auch hier noch Personen, welche die Rassengesetze nicht anerkennen wollen und sagen, wir alle sind Menschen. Menschen sind wir zwar, aber nicht alle gleich. Was ist nun Rasse? Rasse ist die Gemeinschaft von Menschen, welche gleiche geistige und körperliche Merkmale haben, die vererblich sind. Es können sich die guten und auch die schlechten geistigen Eigenschaften geradeso vererben, wie die körperlichen Eigenheiten. Will sich eine Rasse rein erhalten, so darf sie sich mit einer anderen Rasse nicht vermischen. Der Mischling erbt auf die schlechten Eigenschaften der Rasse. Darum hat Deutschland die Nürnberger Rassengesetz [so!] geschaffen. Nur der Internationale kennt keine Rasse, dem ist Mensch, Mensch; er weiß aber, dass gerade er, der meist von Juden geführt wird, die Eigenschaften dieser Rasse mitvererbt. Zu welchem Schaden, ersehen wir ja jetzt besonders deutlich an dem vergangenen Elend, wo die internationalen demokratischen Regierungen herrschten, bei denen meist das jüdische Großkapital und jüdische Akademiker herrschten. Ihnen war ihr Ich Hauptsache, das Volk aber, die Rasse, nebensächlich. Sie wollten es vermischen und indifferent machen. Es ist ihnen dies leider durch den Lauf der Jahre gelungen. Dies soll nun anders werden. Jede Rasse, auch die jüdische, soll sich unter sich vermehren, aber auch sich selbst verwalten und erhalten. Land ist hiezu genug auf Erden!
Weitra.
Warnung! Zu meiner Empörung wurde von schmutzigen Elementen das Gerücht verbreitet, dass ich und meine Frau anlässlich der Abstimmung nicht wahlberechtigt waren, weil ich Judenstämmling sei; hingegen wäre mein Sohn, Dr. Felix Freund, Rechtsanwalt in Weitra, schon abstimmungsberechtigt gewesen. Mittels in meinen Händen befindlichen Dokumenten weise ich nach, dass meine Urahnen und Ahnen beiderseitiger Elternteile, schon vor dem Jahre 1600 in Kehrbach, Arbesbach, Frauenwies und Streith bei Langschlag, also ausschließlich im Bezirk Gr.-Gerungs, als Bauern ansässig waren. Der Stammhof, der meinen Ahnen seit mehr als 150 Jahren gehört, wird derzeit von meinem Vetter Franz Freund, Bauer in Streith Nr. 6, bewirtschaftet. Aus den Taufmatriken des Pfarramtes Gr.-Gerungs können obige Tatsachen jederzeit geprüft werden.
Ich warne jedermann nachdrücklichst, künftighin Gerüchte, dass meine Abstammung nicht rein arisch sei, zu verbreiten, da ich gegen solche Gerüchtemacher energischest vorgehen werde.
Alois Freund, Postamtsdirektor a. D., Weitra, N.-Oe. 1189
Alles war verjudet. Der Lebensmittelgroßhandel Österreichs (auch die Konsumvereine) war geradezu jüdisches Monopol. Beim Zentralviehmarkt waren mehr als die Hälfte der Kommissäre, welche schwer verdienten, Juden. Die übrigen, d. h. die Arier bildeten nur Staffage. Ein Großteil des österreichischen Landbesitzes war in jüdischen Händen. Diese hatten sich den Besitz bei Zwangsversteigerungen usw. ergaunert. Auch im Waldviertel ist dies hier leider vorgekommen. Diese Besitzverhältnisse dürften sich schon in allernächster Zeit erheblich ändern. Es haben sich schon in einer ganzen Reihe von Orten Arbeitsgemeinschaften arischer Händler gebildet, um die Viehmärkte (auch den Wiener Markt) judenfrei zu machen. Deutschland wird seinen Brotkorb in die eigenen Hände nehmen und nicht mehr rassenfremden Elementen zur Ausbeutung überlassen. Es wird auf allen Gebieten gründlich Reinigung eintreten. Und dies alles, die ganze Verjudung geschah unter der Protektion der christlichen Schuschniggregierung. Dies war ja begreiflich, da ja der Chef derselben eine Jüdin heiraten wollte und Starhemberg von den Juden auf Kosten des Volkes saniert wurde.
Eine betrügerische Judenfirma. Bekanntlich besitzt die Steinindustriefirma Carl Benedikt, Wien 3., Rennweg, in Gmünd ein größeres Steinbruchswerk (Werkstätten) und in der Umgebung Steinbrüche. Nun wurden der Chef der Fa. Carl Benedikt und sein Bruder Leo Benedikt dem Gericht wegen betrügerischer Kirda [so! Krida] eingeliefert. Die jüdische Firma verstand es, seit 1918 durch betrügerische Buchungen Aktivität vorzutäuschen, obwohl sie schon zu dieser Zeit mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Nun wurde ein Schuldenstand von 150.000 Reichsmark festgestellt. Die Firma kaufte seinerzeit das Werk von der Firma Neuwirth in Gmünd. Das Gmünder Werk soll einstweilen unter kommissarischer Leitung fortgeführt werden.
Arisierung. Wie uns mitgeteilt wird, soll die Holzwarenfabrik „Bobbin“ in eine arische Firma umgewandelt werden und von einem arischen Konsortium erworben worden sein. Seit dem Umbruch beschäftigte die Fabrik nur eine geringe Anzahl Arbeiter. Hoffentlich tritt nun wieder Vollbetrieb ein. Die Bobbin war auch früher eine Aktiengesellschaft.
Großes Aufsehen erregte am 18. d. ein kleiner Zug. Zwei Personen aus der Umgebung (ein Bursch und ein Mädel) kauften in einem jüdischen Geschäft eine geringfügige Ware (Blaudruck). Zwei SS-Leute in Zivil führten die beiden mit einer großen Spotttafel durch Gmünd 1 und 2, was begreiflicherweise Aufsehen erregte. Jedenfalls war der Umzug für die beiden keine angenehme Sache.
Arisierung. Die jüdische Großhandlung E. Löwy und Sohn ging käuflich in den Besitz der Herren Speil und Hudler über, wodurch die Firma arisiert ist. Das große Handlungshaus befindet sich bekanntlich am Hitler-Platz in Gmünd 1. Das Kaufhaus Kohlseisen in Gmünd 2 ist geschlossen und wird jedenfalls ebenfalls in Kürze arisiert werden. Es sind mehrere Interessenten vorhanden. Die Lederhandlung Reich in Gmünd 1 wurde unter arische Leitung (kommissarisch) gestellt. Der jüdische Schuhmacher Neufeld in der Kirchengasse, Gmünd 1 hat sein Geschäft geschlossen und Gmünd verlassen. Der jüdische Rechtsanwalt Doktor Mayer Friedmann soll sich auf Kur nach Baden begeben haben. Auch die jüdischen Rechtsanwaltsanwärter Dr. Glaser und Dr. Tellmann haben Gmünd ebenfalls verlassen. Die jüdischen Geschäfte haben gar keine Kunden und wird ihnen nichts übrigbleiben, als die Geschäfte an Arier abzutreten. Meistens haben sie ohnehin geschlossen. Der ehemalige GR. und „Inhaber“ mehrerer Funktionen in allen möglichen Ämtern, Karszewsky, hat ebenfalls Gmünd verlassen; dieser Herr hatte auch in der IBK., Arbeitslosenamt usw. ein gewichtiges Wort zu reden und war der Ansicht, dass Ausgesteuerte nicht bei öffentlichen Arbeiten verwendet werden dürfen. Auch in der Gemeindestube spielte er oft die erste Geige. Er soll jüdischer Abstammung sein.
[IBK. Industrielle Bezirkskommission, paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besetzt, regelte Arbeitsmarktfragen, zahlte Notstandsunterstützung aus]
Arisierung. Bezugnehmend auf den in Folge 27. vom 6. Juli Ihrer Zeitung unter „Arisierung“ erschienenen Artikel, betreffend die Firma E. Löwy u. Sohn, Gmünd, N.-Ö., teile ich Ihnen zur Richtigstellung mit, dass die gemachten Ausführungen nicht den Tatsachen entsprechen. Wenn auch der Verkauf bereits eingeleitet ist, kann von einer erfolgten Arisierung erst dann die Rede sein, wenn die Bewilligung seitens der Vermögensverkehrsstelle erteilt ist. Der Herr Berichterstatter möge in Hinkunft nur dann über solch heikle Angelegenheiten schreiben, wenn er über dieselben genauest informiert ist. Der kommissarische Leiter: Franz Zelenka.
Arisierung? Die Gattin des Kaufmannes S. Frühwirt in Gmünd 2, welche Jüdin war, hat Gmünd verlassen. Ihr Gatte führt sein Geschäft weiter. Mehrere Geschäfte, welche nichtarisch sind, werden von den Besitzern verkauft und sind hiefür mehrere arische Interessenten vorhanden.
Bubikopf. Unsere lieben Leser werden sich vielleicht erinnern können, dass wir schon vor Jahren gegen den jüdischen Bubikopf schrieben. Leider ohne Erfolg. Nun geht uns das Altreich mit gutem Beispiel voran. Der Bubikopf entbehrt jeder Eigenart der Trägerin und soll nun verschwinden. Unsere Jungmädelschaft lässt sich das Haar wieder wachsen und flicht es in Zöpfe. Dass dadurch die Friseure etwas weniger einnehmen werden, ist sicher. Deshalb geht man im Altreich daran, Friseure zu anderen Gewerben umzuschulen (Schlosser, Mechaniker usw.). Auch die Ostmark wird bald diesem Beispiel folgen und der von den Juden eingeführte Bubikopf wird verschwinden und die alte, schöne Tracht der langen Haare wieder erscheinen. Früher war ja das Haar eine Hauptzierde der deutschen Frau und des deutschen Mädchens. Der zerzauste Wuscheltopf geht also seinem Ende entgegen; es ist wahrlich nicht schade darum. Erfreulicherweise sieht man auch hier schon Jungmädel, welche sich die Haare wieder wachsen lassen, wie es die Natur in prächtiger Weise vollzieht. Auch der „Gestank“, welcher manchmal aus dem Haar der jetzigen Modedame entströmt, ist sicherlich kein natürlicher Duft, wie er dem gepflegten langen Haar eigen ist. Die Natur hat sicherlich dafür herrlich gesorgt. Nur sind leider die Geruchsnerven vieler Menschen verdorben worden. Arische Mädchen brauchen wahrlich den Duft nicht durch Pomaden usw. verbergen, wie es vielleicht andere Rassen müssen, denen man keinen besonders guten Geruch nachsagt.
Achtung! Die Bezirksvertretung für die Gerichtsbezirke Gmünd und Weitra der bekannten arischen Versicherungsgesellschaft Victoria zu Berlin hat Herr Hans Botzi in Gmünd 2 übernommen. Die genannte Versicherungsgesellschaft ist eine rein arische und im nationalsozialistischen Sinne geleitete Gesellschaft, welche besonders auch den Landwirten zu empfehlen ist, da sie dadurch eine Steuerbefreiung oder niedrigere Steuerleistung erreichen können. Herr Botzi gibt jedermann gerne Auskunft und ist als guter, nationalgesinnter Volksgenosse bekannt. Wir können den Landwirten raten, sich von ihm in Versicherungsangelegenheiten beraten zu lassen. Meiden Sie die jüdischen Versicherungen, welche zwar manchmal jetzt ein deutsches Mäntelchen umgehängt haben. Die Victoria-Versicherungsgesellschaft ist ein einwandfreies arisches Unternehmen. Wir werden in einer der nächsten Folgen besonders günstige Arten der Versicherungen und deren Vorteile unseren Lesern mitteilen.
Bestrafung. Wir berichteten über die Verhaftung des Bezirksrichters OLGR. Dr. Feucht von Weitra, welcher dem Bezirksgericht wegen Missbrauchs der Amtsgewalt - er behandelte die verhafteten Nationalsozialisten besonders schlecht - eingeliefert wurde. Dieser Tage wurde nun der ehemalige Richter mit seinen Konsorten (Kerkermeister usw.) nach Dachau bei München eingeliefert und kann dort über seine „hervorragenden“ Taten während der Systemzeit, deren verbissener Anhänger er war, nachdenken. Dr. Feucht war schon während der Verbotszeit wegen vieler Prozesse sehr unbeliebt. Er stellte sich äußerst bigott, ging täglich in die Kirche und auf den Friedhof. Alle Parteien, die mit ihm zu tun hatten und die im Geruche standen, Gegner der Schreckensherrschaft zu sein, bestrafte er strenge und auch oft ungerecht. Mancher Bauer hat den Verlust seines Hofes ihm zu verdanken. Die Verhafteten fuhr er stets grob an, witterte in jedem einen Schwerverbrecher. Die Kost im Kerker war miserabel, besonders die politischen Häftlinge wurden elendig gefüttert. Bereits nie erlaubte er eine Zubesserung. Nun kann er Gefängniskost versuchen. Auch sein getreuer Kerkermeister stand ihm in der Ausübung der Drangsalierungen treu zur Seite. Auch er hat nun den verdienten Lohn erhalten. Feucht ist mehrfacher Wirtschaftsbesitzer; sein Amt als Richter wird er wohl nie wieder ausüben. Sein Charakter erhält dadurch Beleuchtung, dass er sich nach dem Umbruch als Nazi gebärdete; es wurde ihm aber seine Umstellung nicht geglaubt. Die Weitraer, aber auch die Gmünder kannten den Herrn besser.
Verhaftung zweier Systembonzen im Waldviertel. Im ganzen Bezirk Gmünd hat die Verhaftung von zwei Systembonzen, die viele Familien von Nationalsozialisten ins Unglück gebracht haben, Befriedigung hervorgerufen. Die beiden sind der frühere Leiter des Bezirksgerichtes in Weitra, Oberlandesgerichtsrat Dr. Feucht, der ein wahres Schreckensregiment ausgeübt hat, und der Bindermeister Pen[n]inger in Gmünd, der sich während der Verbotszeit als „Nationalsozialist“ gebärdete, um gegen ansehnliche Prämien als Polizeispitzel Nationalsozialisten zu verraten und den Systemgerichten auszuliefern. Die beiden wurden vorläufig in Dachau untergebracht.
Bote aus Mistelbach, 2. September 1938, S. 3
[Landesgerichtsrat Dr. Heinrich Feucht]
Verhaftung. Das hiesige Ehepaar Herr und Frau F., Kaufmann in Gmünd 2, wurde wegen unerlaubten Grenzverkehres verhaftet. Die Gattin des F. ist Jüdin. Das Geschäft ist derzeit gesperrt. Das Ehepaar befindet sich in Wittingau.
[F: Frühwirth]
Schächten. Bekanntlich ist nach dem Talmud den Juden vorgeschrieben, nur Fleisch von geschächteten Tieren zu essen. Das Schächten ist eine arge Tierquälerei, denn den Tieren wird der Balg bei lebendigem Leib herabgezogen. In Großdeutschland ist das Schächten verboten. Dieser Tage ließ eine Jüdin einen Haushasen von einem Eisenbahner schächten. Diese Marterei wurde gesehen und dem Tierschutzverein angezeigt, welche die gerichtliche Anzeige erstattete. Viele Juden essen jetzt Schweinefleisch usw. von ungeschächteten Tieren und hat sicherlich Frau M. auch schon Fleisch von ungeschäch-…
Flucht. Der Kaufmann Frühwirth, welcher in Gmünd 2 ein gutgehendes Geschäft hatte und dessen Frau Jüdin ist, reiste bei Nacht u. Nebel ab und soll sich jetzt wie eine Karte meldet in Prag befinden. Das Geschäft ist geschlossen. Der jüdische Schuhmacher Neufeld ist abgereist und will nach Amerika wandern. Auch der Schuster Polonsky ist bereits von Gmünd verschwunden. Er war ein polnischer Jude!
Ein Kartenkünstler. Franz Weinrich, ein herumziehender Zigeuner, stand am 6. d. vor dem Richter, um sich wegen betrügerischen Kartenspielens zu verantworten. Er führte in einem Gasthaus in Gmünd mehrere Kartenkunststücke vor, u. a. auch legte er drei Karten auf und der Mitspieler sollte sich eine Karte merken. Der Zigeuner warf dann die drei Karten durcheinander und man sollte die gemerkte Karte erraten. Zuerst wurde um kleine Beträge gespielt, welche der Zigeuner gewinnen ließ. Waren die Beträge höher, so gewann natürlich er. Die Karten waren gekennzeichnet, aber so dass Mitspieler…
Am 22. erhielten alle Juden den Befehl binnen 24 Stunden das Grenzgebiet zu verlassen. War ein Jude mit einer Arierin verehelicht, so konnte die Frau und die Kinder hierbleiben. Die Ausweisung geschah aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Betroffenen. Der Arzt Dr. Gold hat Gmünd endgültig verlassen. Er soll einstweilen nach Wien übersiedelt sein und gedenkt später nach Prag zu reisen. Ob er dortbleiben kann, ist bei den dermaligen Verhältnissen wohl zweifelhaft.
Gmünd ohne Juden. Auch der jüdische Advokat Pollak musste Gmünd verlassen. Er blieb solange hier, als er durfte. Nun hat auch für ihn die Stunde geschlagen. Freunde dürfte er wenig hinterlassen haben. Auch alle anderen Juden mussten Gmünd binnen 24 Stunden verlassen; man traut ihnen eben nicht einmal solange, als man sie sieht. Auch die bekannte Jüdin Münz ist abgereist. Sie glaubte, hier bleiben zu können. Ihr Mann ist bekanntlich wegen seiner schönen Taten in Dachau. Er war als Ratgeber mancher Steuerträger bekannt; wie er dieselbe ausübte ist bekannt. Nach echt jüdischer Manier. Auch Tschechen spielen hier noch den Steuerratgeber, obwohl sie als Steuerspitzel gerichtlich festgestellt wurden. Auch ihre Tätigkeit wird ein Ende nehmen.
Die Welt wehrt sich gegen Juda
Einwanderungsverbote und Konzentrationslager gegen jüdische Emigranten.
Ein Jude hat geschossen. Die Kugel traf einen deutschen Beamten, der den jüdischen Verbrecher in Ausübung seines Dienstes empfangen hatte. Das deutsche Volk gab die klare eindeutige Antwort dem jüdischen Volk, dem der Mörder entstammt, in dessen Auftrag er gehandelt hat. Die deutsche Reichsregierung ergriff Sofortmaßnahmen gegen die Juden, die in Deutschland durch Jahrzehnte gehaust haben, die das Deutsche Reich und Volk bis an den Abgrund brachten.
Nun brüllt die Presse der demokratischen Länder, sie klagt Deutschland vor aller Welt an: die armen Juden – die grausamen, barbarischen Deutschen! Das sagt die Presse, das heißt das sagen die Juden, denn niemand anderer macht die Presse in den demokratischen Ländern!
Was aber sagen die Völker, was sagen die Staatsmänner? Die wissen, warum sich Deutschland zur Wehr gesetzt hat, sie wissen, warum das deutsche Volk die jüdische Bestbeule an seinem Körper nicht mehr länger duldet. Sie sagen es zwar nicht aber, sie handeln nach ihrem Wissen und ihrer Verantwortung dem eigenen Volk gegenüber: Schließung der Grenzen gegen das jüdische Emigrantengesindel, Konzentrationslager für unerwünschte, lästige jüdische Volksschädlinge! Das ist das wahre Echo auf die deutschen Maßnahmen gegen die Juden. Und das können auch die jüdischen Hetzer und Schreier in den Redaktionsstuben nicht übertönen. Beweis dafür eine kleine Blütenlese:
Die Judenorganisation der tschechischen Agrarier in Mähren verlangt die …
[„Ein Jude hat geschossen“: Attentat auf den den Botschaftsmitarbeiter Ernst Eduard vom Rath durch Herschel Grynszpan in Paris am 7. November 1938]
Gmünd – judenrein! Gmünd ist seit einiger Zeit wirtschaftlich judenrein. Auch hier sind Personen, welche sagen, das Vorgehen gegen die Juden sei etwas hart. Denen sei aber gesagt, dass die Juden immer Volksfeinde waren. Das zeigten auch die letzten Hausdurchsuchungen nach dem Mord an Botschaftsrat vom Rath. Man fand bei den Juden zahlreiche Waffen, Auslandsvaluta und kommunistisches Propagandamaterial; auch selbst in den Synagogen wurde staatsfeindliches Material gefunden, was zeigt, dass die Juden alles daransetzen wollen, um zu hetzen und zu schüren. Sie sind eben Staatsfeinde! Die Empörung der deutschen Bevölkerung ist deshalb berechtigt. Es gibt keine unschuldigen Juden, wie manche behaupten. Besonders hier an der Grenze musste man umfangreiche Vorsichtsmaßregeln ergreifen, da die Juden mit den Kommunisten und Tschechen in Verbindung standen. Sie mussten deshalb von der Grenze entfernt werden. Nun ist dies endlich restlos gelungen.
[Ernst Eduard vom Rath wurde am 7. November 1938 in Paris von Herschel Grynszpan angeschossen, er verstarb an den Folgen am 9. November. Die Tat wurde zum Anfachen der laufenden, grauenhaften Novemberpogrome benutzt.]
23.11.1938
Versammlung. Die Ortsgruppe der NSDAP. veranstaltete am 17. d. im Kinosaal Gmünd 2 eine große Versammlung. Der geräumige Saal war bis auf das letzte Plätzchen gefüllt, ja viele konnten keinen Platz mehr vorfinden. Die einzelnen Formationen waren in Uniform ausgerückt, was der Versammlung ein lebhaftes Bild bot. Ortsgruppenleiter Pg. Ing. Birgfellner eröffnete die Versammlung und begrüßte u. a. den Kreisleiter Pg. Lukas und den erschienenen Gauredner Pg. Scheriau. Unter Fanfarenklängen zogen die Fahnen auf und wurden lebhaft begrüßt. In mehr als eineinhalbstündiger Rede schilderte der Redner den Werdegang der Partei. Er verstand es mit glänzenden Worten, das Vorgehen der Systemregierungen im Altreich und auch in der Ostmark zu schildern. Atemlos lauschten die vielen Zuhörer den Ausführungen. Besonders scharf kritisierte der Gauredner das Vorgehen der politisierenden Priester, die Politik des Vatikans, welche durch Jahrtausende stets für das deutsche Volk ein Unglück war. Scharf nahm er die Juden unter die Lupe, erörterte an Beispielen das volksfeindliche Verhalten dieser Rasse. Überall, wo Geld zu verdienen war, u. zw. mühelos durch Spekulation, war der Jude. Bei der Arbeit fand man ihn nie. Die Ausführungen wurden oft von lebhaftem Beifall unterbrochen, was bewies, dass Pg. Scheriau allen aus dem Herzen sprach. Er verstand es auch, die Meckerer und Nörgler zu zerzausen, die es verstehen bzw. es versuchen, Zwietracht unter die Volksgenossen zu säen. Die Brieftasche halten die Herren zu, die Wohltat der Partei aber wollen sie genießen. Sie sind keine Nationalsozialisten, wenn sie auch ein noch so großes Hakenkreuz auf der Brust tragen und wenn sie auch noch so laut Heil Hitler schreien; einen klaren Beweis erbrachte in dieser Hinsicht das Vorgehen der Herren Bischöfe, welche seinerzeit predigten, dass der Nationalsozialismus mit der katholischen Religion unvereinbar sei. Als sich der Umbruch vollzog, waren es aber gerade sie, welche sich sofort anbiederten. Es trieb sie wohl die Furcht dazu. Jetzt hat ihnen aber Gauleiter Bürckel die gehörige Antwort gegeben und sie sind wieder in den Hintergrund verschwunden. Tosendes Händeklatschen zeigte, dass die Zuhörer mit dem Redner eines Sinnes sind. Der Verlauf der Versammlung war ein überaus erhebender. Als Pg. Birgfellner dieselbe mit den Worten schloss, Pg. Scheriau möge bald wiederkommen, erfüllte er wohl den Wunsch aller Anwesenden. Nach einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer und dem Absingen der Deutschen Hymnen wurde die erhebende Versammlung geschlossen. Wir sagen mit unserem Ortsgruppenleiter: Auf Wiedersehen!
Beschlagnahmt wurden auch hier die Realitäten einiger Juden. Einige derselben sind stark überschuldet, da die Besitzer es verstanden, Geld aufzunehmen. Geld war ja für diese Rasse immer die Hauptsache.
Dass die Maßregeln gegen unsere Juden an der Grenze notwendig waren, beweist das Vorgehen des früheren Präsidenten Benesch, welcher am 4. Oktober einen Staatsstreich plante. Er wollte mit Hilfe der Juden und Kommunisten Tschechien als Sowjetstaat ausrufen. Dass die Juden damit einverstanden waren, ist leicht begreiflich. Dass es ihnen nicht gelang ist nur ein Verdienst der Vorsicht, welche man gebrauchte. Man konnte also die Juden als Staatsfeinde an der Grenze nicht dulden. Wenn ein harmloser Jude dabei war, so konnte man keine Ausnahme machen; denn hätten Benesch gesiegt, so hätten diese Harmlosen sicher seine Partei ergriffen.
Neuer Arzt. Bekanntlich musste Dr. Gold Gmünd verlassen und war bis jetzt kein Arzt in Gmünd 2. Nun hat erfreulicherweise Herr Dr. Rudolf Lanser seine ärztliche Praxis in Gmünd 2 aufgenommen und ordiniert täglich im großen Neubau in Gmünd 2. Herr Dr. Lanser ist den Gmündern fein Fremder. Er wirkte als Assistenzarzt im hiesigen Spital, wo er sich das Vertrauen der Patienten bald erwarb, sodass Gmünd 2 nun wiederum einen tüchtigen Arzt besitzt. Wir begrüßen Herrn Dr. Lanser auf das herzlichste und hoffen, dass es ihm in Gmünd gut gefällt und er sich in unserer Mitte recht wohl fühlen wird. Gmünd 2 ist ein großer Stadtteil und war ein Arzt eine Notwendigkeit, welcher Wunsch nun in Erfüllung gegangen ist. Also nochmals herzlich willkommen. Selbstredend ist Dr. Lanser rein arisch.
Geschäftsverlegungen. Auf dem Hauptplatz befand sich früher eine mechanische Strickerei der Firma Löwy. Nach dem Verschwinden des jüdischen Geschäftsinhabers aus dem Weichbilde unserer Stadt brachte der Automechaniker Vinzenz Rzepa den Besitz an sich, um hier eine für ihn praktischer gelegene Werkstätte einzurichten. Aus diesem Anlass musste der erste Stock, wo sich die Strickerei befand, geräumt werden. Sie übersiedelte ins Schloss in die ehemalige Milizkaserne und untersteht jetzt der Führung des Illegalen Felix Habel, dem wir zur Geschäftseröffnung Glück wünschen!
St. Pöltner Bote, 6. September 1951, S. 24
Geschäftsverlegung. Die bekannte tüchtige Modistin Frl. Else Wendl hat ihr Modistengeschäft von Gmünd 2 nach Gmünd 1, Kirchengasse 84, verlegt. (Ehem. Geschäft des H. Neufeld-Küchler).
1939
Auch im Nachbarlande, in der Tschechei, wurde die Zählung der Juden beschlossen. Als Grundlage der Zählung soll die Rassenzugehörigkeit gelten, nicht das Religionsbekenntnis. Also getaufte Juden werden in der Tschechei den Hebräern gleich gehalten. Auch in der Tschechei macht also der Antisemitismus Fortschritte. An der Preßburger Universität waren im letzten Semester noch 600 Juden eingeschrieben. Im jetzigen Wintersemester wurden nur mehr 38 Juden zum Studium zugelassen. Die Professorenschaft ist jetzt dort völlig judenrein. In der Slowakei dürfen jüdische Lehrer nur an jüdischen Schulen unterrichten. Recht so! Die Tschechoslowakei hat seit dem Verschwinden des Giftmischers Benesch einen anderen Kurs eingeschlagen. Die Vernunft hat gesiegt und man hat die Schädlinge aller Nationen auch dort erkannt.
4/1939
Einige der früheren Gmünder Juden zogen nach dem Umbruch in die Tschechoslowakei. Nun hat aber die Tschechei am 1. d. ein Gesetz erlassen, wonach alle jüdischen Emigranten binnen 6 Monaten das Staatsgebiet verlassen müssen. Es werden also die Herren wieder auswandern müssen. Sie mag eben niemand mehr. Auch werden alle seit 1918 erteilten Staatsbürgerrechte überprüft. Teilweise werden die Juden in Anhaltelager untergebracht werden. Von Gmünd 3 sind die Gmünder Juden, welche dorthin übersiedelten, schon abgereist.
7/1939
Die Wirkwarenfabrik wieder in arischem Besitz.
Wie bereits berichtet, ist die Wirkwarenfabrik vormals Schüller u. Co. aus jüdischem in arischen Besitz übergegangen. Einer von den vier Besitzern ist der Wiener Polizeipräsidentstellvertreter Pg. Fitzthum. Bei seinem ersten Besuch versprach er der Gefolgschaft der Fabrik bei ihrer Betriebsfeier anlässlich des Besitzwechsels nach Litschau zu kommen. Diese fand am 25. Mai im Saale Skolek statt. Voi[!] der Gefolgschaft waren 200 Heim- und Betriebsarbeiter mit Direktor Schwarzmüller erschienen, von der Partei war Ortsgruppenleiter Pg. Dr. Mayer, von den Besitzern Pg. Fitzthum und außerdem ein Vertreter der DAF. aus Wien erschienen. Pg. Fitzthum begrüßte alle Erschienenen und hoffte auf ein wirksames Zusammenarbeiten.
23/1939
„Arisierung der Wirkwarenfirma Schüller u. Co.“ In unserer Ausgabe vom 7. d. berichteten wir, dass Polizeivizepräsident Fitzthum einer der vier Besitzer der Firma Schüller. Co. geworben sei. Dies ist selbstverständlich ein Irrtum, denn es liegt auf der Hand, dass ein hauptamtlicher Staatsbeamter nicht nebenbei eine Firma arisieren kann. Es handelt sich vielmehr am dessen Bruder Karl Fitzthum.
30/1939
Ungarische Zwangsarbeiter beim Fürstenberg in der Rörndlwies
Juli 16th, 2018Ab dem März 1944, als deutsche Truppen das abzufallen drohende Ungarn besetzten, begann die planvolle Vernichtung der jüdischen Menschen auch dort. In einer ersten großen Aktion wurden bis Anfang Juli mehr als 400.000 dieser Menschen deportiert, die meisten zur Vernichtung nach Ausschwitz. Ein Viertel davon wurde zur Arbeit selektiert, die anderen sofort vergast.1
Aus dem nächsten Deportationsschub von etwa 15.000 Menschen im Juli stammten aller Wahrscheinlichkeit nach jene Personen, welche als Arbeitssklaven von der Forstverwaltung Fürstenberg in Rörndlwies eingesetzt wurden.
Es gibt über die unmenschlichen Verhältnisse in diesem Arbeitslager einen berührenden Bericht der 1936 geborenen, also zu dieser Zeit sechsjährigen Johanna Grudl aus Rörndlwies, der hier im Original wiedergegeben wird:
Ins Nachbarhaus vom Fürstenberg kamen ca. 27 Juden
Die Personen, die 15 bis 65 Jahre alt waren, mussten täglich im Wald pro Person einen Kubikmeter Holz machen, Schleifholz oder Brennholz. Es musste aufgeschlichtet werden. Am Anfang taten sich die Juden schwer, da waren Leute darunter, die vielleicht noch nie so eine Zugsäge oder eine Holzhacke in der Hand gehabt haben. Sie bekamen Blasen an den Händen. Die richtige Bekleidung hatten sie ja auch nicht. Es waren Leute dabei, wie Ärzte, einer war Apotheker. Das Wort Jude löste in mir Angst aus, bis ich sah, als sie bei uns vorbei gingen, dass sie auch so Menschen waren wie wir. Es waren drei Mädchen dabei mit so 15 bis 17 Jahren, die sind mit meinen Brüdern Schlitten gefahren. Eine fuhr einmal ans Hauseck an. Es passierte zum Glück nichts. Sie sangen mit meinen Brüdern, ein wenig konnten sie schon Deutsch. „Im Leben geht alles vorüber, im Leben geht alles vorbei; und zwei die sich lieben, die bleiben sich treu“, sangen dann die Buben.
Als dann der Schnee schmolz und die ersten Brennnesseln wuchsen, ging eine alte Frau Brennnesseln pflücken, die haben sie dann gegessen. Ich weiß heute nicht von was die gelebt haben! Bekamen sie Geld für ihre Arbeit oder sonst wo etwas? Mein Bruder Raimund hatte einmal eine goldene Füllfeder von einem Juden bekommen. Die Mutter stellte diesem Herrn alle Tage ein Häferl Milch und Kartoffel in den unteren Schuppen. Die Nachbarin durfte es nicht sehen. Bei der Nacht holte sich der Mann dann immer die Milch. Die Frau Nachbarin hatte wieder Angst vor meiner Mutter, die gab auch einem Juden Lebensmittel. Alle hatten Angst, den Juden etwas zu geben. Man konnte gleich nach Mauthausen kommen, wenn sich Deutsche mit einem Juden abgaben. Ein Jude ist hier gestorben, er wurde ganz im Eck bei der Kirche begraben. Später hat man ihn exhumiert und nach Israel gebracht.
Mein Bruder Raimund und ich mussten immer das Vieh auf die Weide bringen. Wir hatten mitten im Wald eine Wiese. Und da kamen wir zu den Juden, wo die ihre Holzarbeit verrichteten. Meine Haare waren immer zerrauft, da kämmte mich so ein Judenmädchen im Wald und schenkte mir einen kleinen Kamm, den man in ein Etui stecken konnte. Ich freute mich, aber die waren ja selbst ganz arm.
An einem Sonntagvormittag bekam bei uns die Kuh eine Frühgeburt. Die war erst sieben Monate trächtig. Die Juden haben das „Kalb“ gegessen. Eines schönen Tages kam ein Lastauto, lud die Juden auf und fort waren sie, wir erfuhren nichts mehr von ihnen.2
„Es geht alles vorrüber, es geht alles vorbei, doch zwei die sich lieben, die bleiben sich treu“ von Kurt Feltz, bekannt geworden durch Lale Andersen, wird hier vermengt mit dem Stück „Im Leben geht alles vorüber“ von Günther Schwenn aus dem Tonfilm „Torra Kerry“ mit Marika Rökk, beides berechnende zeitgenössische Propagandaschinken.
Der hier am 5. September 1944 verstorbene Jude war Rabbiner, hieß Ignatz Csengeri und stammte aus Debrencen, sein Tod trat durch Erschöpfung ein. Im September 1967 ließ sein Sohn Jenö seine sterblichen Überreste nach Israel überführen.3
Als die sowjetischen Truppen sich der ehemaligen österreichischen Grenze näherten, wurden auch die Arbeitssklaven aus St. Martin nach Theresienstadt gebracht, wo sie am 19. 4. 1945 nach deutscher Manier ordentlich registriert wurden. Eleonore Lappin-Eppel hat die Liste der Ankommenden 2005 gesichtet und 14 Personen aus Rörndlwies namentlich eruieren können. Es handelt sich um mehrere Angehörige der Familien Csengeri, Grünhut und Seidenfeld, sowie um eine Frau Weinberger und einen Dr. Szelényi. Sie überlebten, weil Nazideutschland drei Wochen später endlich besiegt werden konnte. Falls es wirklich 27 Personen in Rörndlwies gewesen sind, fehlt die Nachricht von 12 von ihnen, ihr Schicksal ist ungewiss.
Wer für die unmenschliche Behandlung im Lager Rörndlwies direkt verantwortlich war? Irgendein Förster des Landgrafen Fürstenberg, wer Genauers weiß, sollte sich melden. Der Chef selber, Karl Egon V. Maximilian Maria Emil Leo Erwin Franziskus Xaver Johannes Fürst zu Fürstenberg, Landgraf in der Baar und zu Stühlingen, Graf zu Heiligenberg und Werdenberg würde wohl als Obersturmführer der SS auch wenig Mitgefühl mit den jüdischen "Volksschädlingen" gehabt haben.
________
1) Eleonore Lappin-Eppel, Erinnerungszeichen an die Opfer des Zwangsarbeitseinsatzes ungarischer Juden und Jüdinnen in Niederösterreich 1944/45. In: Heinz Arnberger / Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung (Wien 2011) 60-86, 61f. <Online>.
2) Johanna Grudl, Erinnerungen an meine Kinder- und Schulzeit. 1942-1950 (Eigenverlag, St. Martin, 2005) 31-33.
3) Lappin-Eppel, 84.
Theresia Hochholdinger, Rossbruck
Juli 12th, 2018Dass man wegen zweifelnder Äußerungen über die Stabilität der Reichsmark ins Gefängnis kommen konnte, musste die Rossbrucker Wirtin Theresia Hochholdinger (*14.10.1897, +11.01.1962, geb. Sommer) Ende 1942 erleben. Sie gibt nach dem Krieg in ihrem Ansuchen auf Haftentschädigung1 an, dass sie im Zug von St. Martin nach Gmünd aufgeschnappt habe, dass die Reichsmark in nächster Zeit spürbar entwertet werden soll. Sie habe dies zu Hause vor einem Gast aus Spital erzählt, worauf dieser in Weitra bei der Sparkasse sein Geld beheben ging. Der Bankangestellte Horacek erfragte den Grund für die Herausnahme des Geldes und zeigte daraufhin Hochholdinger bei der Gendarmerie Weitra an. Hochholdinger wurde zu einer dreimonatigen Arreststrafe verurteilt, die sie Anfang 1943 im Gefangenenhaus Krems über sich ergehen lassen musste.
Im Dossier im DÖW findet sich auch ein Brief, den sie am 7. März 1943 nach Hause geschrieben hat:
„Meine Liebsten! Vater zu deinem Geburts u. Namenstag wünsch ich dir alles Gute die Hauptsache die Gesundheit. Unser Glück und Freude für uns 2, J u K [?] unsern Kind ins kühle Grab. Hatte diese Woche trübe Stunden, habt keine Blumen auf Grab getragen. Liebste Frieda, schau nach was wir für Gartensamen brauchen, damit du kaufen kannst, Petersilsamen bekommst schwer, frag halt Anna Tante. Vergesst nicht auf die Erbsen - in Lagerhaus nicht.
Besten Dank für Brief und Strümpfe. Karl Onkel und Gusti Tante haben mich besucht. Ich bin gesund was ich auch von euch hoffe. Was gibt es sonst neues. Hilde besorge die Säcke für Rositante. Wer mich einmal holt soll mir Geld mitbringen auch Augengläser, seh fast zum Schreiben nicht mehr. Die herzlichsten Grüße u. Küsse an euch alle. Mutter Anna an die Kinder in Gmünd alle Bekannten, Mutter Theresia Hochholdinger.“
Ich konnte in den Tauf- und Sterbematriken von St. Martin feststellen, dass Theresia Hochholdinger in den Jahren 1924 und 1925 jeweils eine Tochter kurz nach der Geburt verloren hatte. Wahrscheinlich meint sie deren Grab gleich in den ersten Zeilen des Briefes. Es beschäftigte sie in ihrer Haft am meisten, dass dorthin keine Blumen gebracht worden waren. Ihr Brief, ungeübt im Schreiben und nicht ganz verständlich, gibt einen seltenen Einblick in das Leben und die Sorgen einer Waldviertler Dorfwirtin.
________
1) Niederschrift vom 5. Juni 1953 bei der BH Gmünd, GZ. 134/38/1952 im Dossier zu Theresia Hochholdinger im DÖW
Karl Zimmel aus Rottenschachen, heute Rapšach
Juli 9th, 2018Der am 25.10.1913 geborene Tischlergehilfe soll bei Wenzl Hartl („ein Haus von Hartl“) gearbeitet und nach der Niederlage von Stalingrad wegen „kommunistischer Reden“ aufgefallen und denunziert worden sein. Er soll am 19.09.1944 vom OLG Wien zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden sein.1
Genaueres werden wir beim DÖW über ihn erfahren!
Apropos Hartl: Auf deren Firmenwebsite kommen die Jahre 1938 bis 1945 in der Firmengeschichte nicht vor, wohl nicht deshalb, weil sich in dieser Zeit nichts ereignet hätte. Hartl ist gerade in dieser Zeit zum Großlieferanten von Fertigbaracken an die Organisation Todt für den Osten geworden! 1938 soll der Personalstand noch bei 50 gelegen sein, der Höchststand in der Nazizeit aber an die 600 betragen haben! Davon waren 500 Zwangsarbeiter, die in einem unweit aufgebauten Lager untergebracht waren: Franzosen, Belgier, Russen, ab Mitte 1944 auch an die 100 ungarisch-jüdische Leute.2 Man hätte jede Menge aufzuarbeiten!
Auf der Internetressource nie-wieder-gau-wien-niederdonau findet sich folgende Beurteilung der Firma:
„Die noch heute bestehende Firma Hartl - 'Hartl-Haus' in Echsenbach war ein Vorzeigebetrieb der Nazis. Geschäftsführer Ing. Karl Hartl war zugleich Bürgermeister und Ortsgruppenleiter. Damals hieß sie Fa. Wenzel Hartl, Niederlassung Echsenbach.
Hartl war ein Familienbetrieb, der von Wenzel Hartl, dem Vater von Karl, als Sägewerk gegründet wurde. Unter den Nazis blühte das Unternehmen so richtig auf: Wehrmachtssiedlungen, Kinos, Truppenunterkünfte, RAD-Lager, Parteilokale, 'Sturmheime' für die SA, Baracken für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter...“
Hartl soll beispielsweise bei der Errichtung des Truppenübungsplatzes und der Siedlung für Offiziere in Allentsteig sehr gut verdient haben.
„In Echsenbach wurden auch jüdische Zwangsarbeiter aus dem KZ eingesetzt. Einige Tote wurden irgendwo verscharrt, Nachfragen der Israelitischen Kultusgemeinde blieben nach dem Krieg erfolglos. Die Arbeiter von Hartl stellten die Kerntruppe aller Parteiorganisationen, vor allem der SA. Der Volkssturm wurde von den Betriebsleitern von Hartl kommandiert. Viele der Hartl-Nazis stammten aus Allentsteig.“3
________ 11. Juli 2018:
Hatte gestern meinen ersten Besuch im Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes. Keine Ahnung, warum ich solange gebraucht habe, dort hinzufinden.
Von Karl Zimmel liegt dort unter der Signatur 10.208 das Urteil des Oberlandesgerichtes Wien vom 29. September 1944 gegen ihn auf:
„Im Namen des Deutschen Volkes! [...]
Der Angeklagte Karl Zimmel hat während des Jahres 1943 in Echsenbach fortgesetzt öffentlich gegenüber Arbeitskameraden wehrkraftzersetzende Äusserungen gemacht und mit Kriegsgefangenen verbotenen Umgang gepflogen. Er wird deshalb zu einer Gesamtstrafe von vier (4) Jahren Zuchthaus und zum Ersatz der Verfahrenskosten verurteilt.“4
Man erfährt in diesem Dokument, dass Zimmel tschechischer Staatsangehöriger war, verheiratet war und für drei Kinder zu sorgen hatte.
Äusserungen, die er vor seinen Denunzianten unter vier Augen machte, wurden ihm als öffentlich getan ausgelegt, weil „der Angeklagte damit rechnen musste, dass sie von den Anhörenden nicht für sich behalten, sondern weitergegeben würden".
Zimmel hatte noch Glück, denn wäre sein Fall vor den Volksgerichtshof gekommen, hätte er vielleicht das Jahr 1944 nicht überlebt. Es wäre interessant zu erfahren, was nach Kriegsende aus ihm geworden ist. Er gehörte zu den Mutigeren aus unserer Mitte!
________
1) Robert Kurij, Nationalsozialismus und Widerstand im Waldviertel. Die politische Situation 1938-1945 (Horn 1987) 122.
2) Maria Theresia Litschauer, Architekturen des Nationalsozialismus (Wien 1012) 33-40. Von der selben Autorin: https://www.sammlung-spallart.at/de/sammlung/684/
3) Onlineressource: https://nie-wieder-gau-wien-niederdonau.webnode.at/echsenbach-no/
4) DÖW, Signatur 10.208.
Pfarrer Anton Weissensteiner in Großpertholz
Juli 6th, 2018Momentan steht mir als einzige Quelle dazu Robert Kurijs "Nationalsozialismus und Widerstand im Waldviertel" aus dem Jahr 1987 zur Verfügung.1 Im Lauf des Sommers hoffe ich Originaldokumente zum Prozess einsehen zu können. Vielleicht geben diese ja auch einen ungewollten Einblick in die Struktur eines Waldviertler Dorfes zu Zeiten des Autoritären.
Nach Kurij stammt Weissenteiner aus Eichberg in unserem Bezirk. In einer Predigt in Großpertholz vom 20. April 1941, am "Führergeburtstag", soll er den Niedergang des Glaubens in der damaligen Zeit beklagt haben: während man früher aufragende Burgen gebaut habe, baue man jetzt nur noch Bunker. Daraufhin sei er denunziert und in Folge das erste Mal verhaftet worden. Anscheinend wurde er bis zur Verhandlung wieder freigelassen, denn erst ein weiterer Vorfall brachte ihn in noch ärgere Bedrängnis. Von einem Schüler im Religionsunterricht verhöhnt, vergaß er jede Vorsicht und kritisierte den Nationalsozialismus fundamental, wurde dabei von Oberlehrer Karl Mödlagl belauscht und gestellt. Weissensteiner wurde wieder angezeigt, verhaftet und schließlich am 19. Dezember 1941 in Krems zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Er verbüßte die volle Strafe, musste danach Großpertholz verlassen und kam nach Spital bei Weitra. Ob er sich im Geburtsort von Hitlers Mutter wohl gefühlt hat?
________14.07.2018
Im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes gibt es das Dossier zu Weissensteiner2 noch, aber es ist nicht mehr sehr reichhaltig. Anscheinend hatte Kurij bei der Verfassung seines Buches noch mehr darin vorgefunden. Dieser Akt enthält heute hauptsächlich Dokumente, die anlässlich des Ansuchens Weissensteiners auf Haftentschädigung Anfang der 50er Jahre angefallen sind, unter anderem einen Brief vom Sekretariat der bischöflichen Klerusstellen, den ich hier gerne wiedergeben möchte, da er doch Licht auf einige Umstände wirft:
Wien, den 30. 12. 1952
Lieber Freund!
Reichlich spät, zum Glück noch nicht zu spät, bewirbst du dich um eine Amtsbescheinigung. Schicke also den Heimatschein, gleichgültig, von welcher Gemeinde er ausgestellt ist, und einen Wohnungsnachweis, der von der Gemeinde in Spital zu bekommen ist, stempelfrei nach Gmünd. Die Staatsbürgerschaft ist durch den Heimatschein ohnehin nachgewiesen. Wegen des Nachweises Deines Einsatzes für ein freies und demokratisches Österreich habe ich soeben an Deinen ehemaligen Verteidiger Dr. Saahs geschrieben. Er wird Dir schicken, was du brauchst. Die paar Schilling wirst Du ihm gerne bezahlen, da Du für jeden in der Haft verbrachten Monat 431 S erhältst. Du bist zu 18 Monaten verurteilt worden. Abgeholt hat Dich die Gestapo am 11.7.1941, Verhandlung war am 19.12.1941. Im Krankenhaus warst Du interniert von Anfang Oktober 1941 bis 1.7.1942. Diese Zeit gilt vielleicht auch als Haft. Wie lange Du in Landsberg warst, weiß ich nicht. Die Untersuchungshaft, die am 25.7.1941 begann, wird wohl in die 18 Monate eingerechnet werden. Somit hat Deine Strafzeit am 25.1.1943 geendet. Wieviel Dir erlassen wurde, weiß ich nicht. Hoffentlich hast Du noch Nachweise für die bezahlten Haft- und Gerichtskosten zur Hand.
Sobald Du die Amtsbescheinigung hast. lässt Du Dir Deine Lohnsteuerkarte von der Finanzkammer schicken und gehst mit beiden zum Steueramt behufs Abschreibung von monatlich 364 S Freibetrag. Als 70jähriger kannst Du außerdem einen Freibetrag für den Unterhalt der Haushälterin verlangen. Somit wird Deine Lohnsteuer ganz minimal werden. Schreibe, wenn Du Dich bei etwas nicht auskennst.
Glückliches neues Jahr und viele Grüße.
D F Draxler [eigenhändig]
Für die Haftentschädigung brauchte man nach dem „Bundesgesetz vom 4. Juli 1947 über die Fürsorge für die Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich und die Opfer politischer Verfolgung“ eine sogenannte Amtsbescheinigung, diese wollte Weissensteiner sich 1952/53 ausstellen lassen. Er ist am 24. März 1878 geboren, zu dieser Zeit schon im 75. Lebensjahr, darauf spielt Draxler an.
Man findet die Daten der Festnahme, der Haft und eines neunmonatigen Spitalsaufenthaltes. Laut einem weiteren Dokument im Dossier war Weissensteiner so schwer akut herzkrank, dass er aus der Haft entlassen werden und wegen Todesgefahr ins Krankenhaus Gmünd eingeliefert werden musste. Die Verhandlung fand demnach ohne ihn statt.
Nach seiner Genesung scheint Weissensteiner in der berüchtigten Gefangenenanstalt Landsberg in Haft gewesen zu sein!
________15.07.2018
Ende 1952, Anfang 1953 suchte Weissenteiner um Entschädigung für die wegen seiner mutigen Aussagen zum Nationalsozialismus erlittene 18monatige Haft. Ich hoffe, dass er diese noch rechtzeitig bekam. Im Index des Sterbebuches von Spital/Weitra fand ich heute diesen Eintrag:
Weissensteiner hatte kaum noch drei Jahre zu leben!3
Aufruf: Falls jemand nähere Informationen zu Pfarrer Weissensteiner hat, dann bitte ich dringend um einen Kommentar!
________
1) Robert Kurij, Nationalsozialismus und Widerstand im Waldviertel. Die politische Situation 1938-1945 (Horn 1987) 94-97.
2) DÖW 13.660. Kurij zitiert in seinem Buch auch aus Vernehmungsprotokollen, dieses sind definitiv nicht mehr im DÖW-Dossier vorhanden.
3) Sterbematrik Spital <online>