Ein hochauflösendes Luftbild des Sägewerkes aus den 50er Jahren
Oktober 24th, 2011Es ist toll, was man alles im Internet findet. In Tschechien gibt es eine Kontaminationsdatenbank mit Luftbildern aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Und da ist am Rand das Sägewerk in Joachimstal in aller Deutlichkeit zu sehen!
Hier der Ausschnitt aus kontaminace.cenia.cz
Und so sieht es laut GoogleMaps (auf dem extrem schlechten Satellitenbild) heute aus:
Das ehemalige Dampfsägewerk von Löwy und Winterberg in Joachimstal: Wie ich darauf gestoßen bin.
Oktober 24th, 2011Das Dampfsägewerk von Löwy und Winterberg in Joachimstal ist eine Geschichte, die mich nun schon seit Jahren nicht loslässt und immer wieder neu beschäftigt. Vielleicht komme ich weiter, wenn ich anfange, darüber öffentlich zu schreiben, vielleicht finden sich Leute, die mir weiterhelfen können.
Im Juli 2002 lernte ich den oberen Lauf der Lainsitz kennen. Mitten im Nordwald entspringt der Bach, fließt hinüber ins Tschechische, kommt in Joachimstal wieder zurück nach Österreich. Ich hatte gehört, dass dort früher einmal mehr Betrieb gewesen sein soll, aber heute stehen in Joachimstal nur noch ein paar Häuser, erdrückt von Wald, Wald, Wald.
Wenn man von Harmanschlag aus auf der schmalen, einsamen Landesstraße den Ort erreicht, empfängt einen die erwartete Idylle. Man überquert den Bach, eine Lichtung tut sich auf, links ein schönes Haus, das fast wie ein altes Amt wirkt, rechts eine Wiese, auf der Pferde grasen.
Irritierend sind vielleicht ein wenig die vielen Terassen, Steinblöcke und Mauerfundamente auf der Pferdekoppel rechts:
Für meine Website lainsitz.prinzeps.com recherchierte ich immer ein wenig die Geschichte der Orte, an denen die Lainsitz vorbeizog, so auch in Joachimstal.
Die "Heimatkunde des Bezirkes Gmünd" aus dem Jahre 1986 widmet dem Dorf eine halbe Seite. Gründung 1770: Errichtung einer Glashütte durch Joachim Fürst zu Fürstenberg. Zwanzig Häuser, solange die Glaserzeugung florierte, fünf Häuser, nachdem die Hütte zugesperrt worden war. Der letzte Satz des Beitrages sollte ein erster, indirekter Hinweis auf die Geschichte des zerfurchten Grundstückes und der Beginn meiner langen Suche werden : "1964 wurde das große Sägewerk des Verbandes der Vereinigten Österreichischen Waldbesitzer stillgelegt." Das große Sägewerk?
Ich habe damals viel nach so einem Verband gegoogelt, aber nichts gefunden. Der richtige Name wäre "Genossenschaft österreichischer Waldbesitzer, Holzwirtschaftsbetriebe, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung" gewesen. Zu diesem Namen hätte ich wenigstens Seiten zu dem anscheinend wichtigen internationalen Urteil gefunden, welches diese Firma im Jahr 1954 erstritten haben soll, und wäre vielleicht schneller weiter gekommen.
Zum Glück gab es damals schon das wunderschöne, dunkelblaue Büchlein "Die Lainsitz. Natur- und Kulturgeschichte einer Region" von Knittler und Komlosy, wo letztere in ihrem Artikel über die Mühlen, Sägen und Hammerwerke auch ein Sägewerk in Joachimstal erwähnt:
"Neben den kleinen bäuerlichen Sägen, die vornehmlich für den Eigenbedarf arbeiteten oder Lohnschnitte für einen benachbarten Kundenkreis durchführten, haben sich - sobald die Eisenbahn den Transport ermöglichte - einige größere holzverarbeitende Betriebe entwickelt, die von Großwaldbesitzern bzw. Holzhandelsunternehmen gegründet wurden. Die beiden größten Betriebe dieser Art stellten das - allerding nicht an der Lainsitz gelegene - 1921 gegründete Sägewerk der Firma Pfleiderer in Karlstift-Rindlberg, die den ausgedehnten Waldbesitz der ehemaligen Herrschaft Großpertholz erworben hatte, sowie das Sägewerk des Prager Holzhandlungsunternehmens Löwy & Winterberg in Joachimstal dar." (Seite 121)
Löwy & Winterberg, ein Prager Holzhandlungsunternehmen, hat hier bei uns, ganz hinten in Joachimstal, ein großes Sägewerk gehabt?
"Letzteres geht auf eine Gründung der Prager Firma Bubeniček in Schwarzau aus dem Jahr 1882 zurück; 1924 wurde das Werk nach Joachimstal transferiert. Obwohl unmittelbar am Ufer der Lainsitz gelegen, wurde es auch hier mit Dampfkraft betrieben - wahrscheinlich deshalb, weil der Fluß so kurz nach dem Ursprung noch zu wenig Kraft für den Antrieb eines Werkes hatte, das mit bis zu 100 Beschäftigten zu den größten des Oberen Waldviertels zählte."
Das zu lesen hat mich schon umgehauen, dass hier am Ende der Welt vor gar nicht so langer Zeit noch hundert Leute gearbeitet haben sollen! Aber der letzte Satz von Komlosy zu diesem Sägewerk hatte es noch mehr in sich: "Im Gefolge der Arisierung gelangte es nach dem Krieg an den Österreichischen Waldbesitzerverband, der das Unternehmen im Jahr 1964 einstellte." (S. 122)
Seit ich diesen Satz gelesen habe, will ich wissen, was da hinten wirklich passiert ist.
Grabungen am Johannesberg bei Harmannstein 1991
April 17th, 2010Bin jetzt erst durch die Buchsuche von Google draufgekommen, dass es auch aktuelle Grabungen auf dem Johannesberg gab! Im Herbst 1991 grub Mag. Gottfried Artner mit dem Verein ASINOE an drei Stellen auf dem Berg: in der Kirche, auf dem Plateau nordwestlich und an der Spitze des Berges südlich der Kirche. Spektakuläre Funde, wie zum Beispiel prähistorischer Herkunft, wurden wie es scheint nicht gemacht.
Grabungsbericht: Grabungen am Johannesberg bei Harmannstein. In: Archäologie Österreichs 3/1 1992, S. 40-42.
Kafka-Gasse in Gmünd
Februar 10th, 2006Manchmal brauchen die Sachen Zeit zum Entwickeln. Die Geschichte mit Kafka und Gmünd war für mich schon vor langer Zeit virulent. Ich hab' damals der Stadtgemeinde Gmünd geschrieben, einen Artikel an den Waldviertler geschickt, eine Ansichtskarte entworfen, aber es ist aus allem nichts geworden.
Sehr geehrter Herr Prinz!
Sie haben uns vor einigen Monaten auf die Beziehung von Franz Kafka zu Gmünd aufmerksam gemacht. In einem Mail haben Sie sogar sämtliche Zitate aus seinen Briefen mitgeschickt und gemeint, man sollte diesem Schriftsteller in Gmünd mehr würdigen.
Nunmehr ergibt sich die Möglichkeit, dass eine neue Siedlungsstraße nach ihm benannt werden könnte. Wir bitten Sie daher um nochmalige Zusendung der damaligen Unterlagen, da ihr Mail bei uns scheinbar verloren ging.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Weilguni
Ich habe dem Stadtamtsdirektor-Stellvertreter die Sachen noch einmal geschickt, und erfahre mit Freude von ihm:
Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen. Am 6. März soll in der Gemeinderatssitzung der Beschluss für eine "Franz-Kafka-Gasse" gefasst werden.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Weilguni
STADTGEMEINDE GMÜND
Wo war Kafka im Sommer 1922? An der Lainsitz!
Mai 20th, 2005Irgendeiner muss vor Jahrzehnten den fatalen Fehler gemacht haben, und seither hat ihn die ganze Literaturwissenschaft abgeschrieben!
Kafka war im Sommer 1922 fast drei Monate lang (23. Juni bis 19. September) in der Stadt Planá nad Lužnicí, in einer Ferienwohnung seiner Schwester Ottla. Er schrieb dort neun Kapitel seines Romans "Das Schloss", sie blieben die letzten dieses Fragments.
Was liest man in allen Biografien? Er wäre in Plana an der "Luschnitz" (!) gewesen. Alle schreiben es, die gedruckten wie die elektronischen Lebensbeschreibungen. Googelt man nach Kafka und Luschnitz, sieht man das Malheur!
Ich bin überglücklich, diesen Fehler hiermit aufklären zu können. An der Lainsitz hat einer der größten Schriftsteller einen Hauptteil eines seiner bekanntesten Werke verfasst! Die ganze Welt soll es wissen!
Franz Kafka: Das Schloß. Kapitel 12 bis 20. Das Buch wurde erst nach seinem Tod im Jahr 1926 veröffentlicht.
Des weiteren verfasste er in Planá die Erzählung "Forschungen eines Hundes".
Wie es Kafka in Plan erging, erfährt man aus seinen Briefen. Nur einmal, auf einer Poskarte vom 26. Juni an Robert Klopstock, erwähnt er darin auch unseren Fluss:
"...aber da es in Planá lebendige Menschen und Tiere gibt, ist auch hier Lärm, der aus dem Schlaf schreckt und den Kopf verwüstet, sonst aber ist es außerordentlich schön mit Wald und Fluß und Gärten."
Für Kafka und sein Werk ist es natürlich unerheblich, ob der Fluss nun Luschnitz oder Lainsitz hieß. Für den Fluss aber...
Planá nad Lužnicí auf alten Fotographien.
Stadt Planá nad Lužnicí