Josef Glasl-Hörer (1851-1918), Sohn von Hitlervater Alois Schicklgruber erster Ehefrau

Juni 6th, 2023

Ich habe einnmal alles zusammengeschrieben, was man über den von mir entdeckten, natürlichen Sohn der Anna Glasl in Erfahrung bringen kann. Es ist doch einiges. Ob es Zusammenhänge mit der Familie Schickgruber/Hitler gibt: es sieht auf den ersten Blick nicht so aus. Es war jedenfalls kein leichtes Leben, das der Mann gehabt hat.

  josef_glasl_hoerer.pdf 

Der Wanderer im Waldviertel

Mai 31st, 2023

Ich habe die Kapitel aus Reils romantischer literarischer Wanderung aus dem Jahr 1823 abgeschrieben, die sich auf die Gegend um Weitra beziehen. Angeblich war er 1815 hier. Ich denke aber, dass er eventuell zwei Mal im Waldviertel war bzw. dass er einiges mit der Freiheit des Autors erfunden hat. Besonders eindrücklich und empfehlenswert sind seine Schilderungen über die Glashütten von Vater und Sohn Zich in der Schwarzau bzw. in Joachimstal.

Der Wanderer im Waldviertel (Brünn 1823) PDF

Die Taufpaten von Adolf Hitler

Mai 17th, 2023

In einem relativ neuen, angesehenen Nachschlagewerk, dem Itinerar von Harald Sandner aus dem Jahr 2016, liest man, dass Adolf Hitler, als er im Mai 1906 das erste Mal von Linz kommend Wien besuchte, bei Johann Prinz gewohnt habe.1 Der genaue Ort sei unbekannt.

In dem 2022 erschienenen, von Oliver Rathkolb und Johannes Sachslehner überarbeiteten Buch Brigitte Hamanns, Hitlers Wien, ist zu dieser Reise zu lesen:
„Wo Hitler in Wien wohnte, ist unbekannt. Dass er bei seinem Taufpaten Johann Prinz Unterkunft fand, wie oft behauptet, ist kaum möglich. Denn das Ehepaar Prinz, das 1885 auf einer Urkunde als „Bademeistersehepaar im Wiener Sofienbad“ erwähnt wird, wohnhaft im 3. Bezirk, Löwengasse 28, ist 1906 nicht mehr an dieser Adresse nachzuweisen, und auch andere Informationen fehlen.“2

Roman Sandgruber wusste ein Jahr vorher, 2021, schon mehr:
„Im Mai 1906 fuhr Adolf nach Wien und besuchte Museen und andere Sehenswürdigkeiten der Stadt. […] Der Aufenthalt war teuer, sicher an die 100 Kronen, auch wenn er wahrscheinlich bei seiner Taufpatin leben konnte, die in diesem Jahr noch an ihrer Adresse im dritten Bezirk gemeldet war.“3 Also war Johanna Prinz doch registriert?

Am meisten, speziell über den Taufpaten Johann Prinz, zu erzählen weiß drei Jahre früher, nämlich 2018, Volker Elis Pilgrim: „Als Hitler sich zwischen 1. und 10. Mai 1906 erstmals in Wien aufhielt, um eines Tages seinen Weg zur dortigen Kunst- Akademie einzuschlagen, wohnte er bei Johann Prinz, (Sandner I, S. 78) seinem Taufpaten, einem ehemaligen Freund seines Vaters. (Bavendamm, S. III, B. 4) Der Pate Johann Prinz wirkte auf seinen inzwischen 17-jährigen Patensohn ein, das Abitur nachzumachen, um eines Tages das Bauingenieur-Fach studieren zu können, denn davon, »Baumeister werden zu wollen«, faselte Hitler noch bis ins »hohe Alter« hinein.“

Pilgrim will mit seinem Buch beweisen, dass Hitler homosexuell war. Als einen von vielen Belegen führt er an, dass der 17-Jährige damals in Wien sich überhaupt nicht für Mädchen interessiert habe und dagegen fast jeden Tag eine Karte an seinen in Linz zurück gelassenen Freund Kubitschek schrieb. „Jetzt hätten sich »in der sechstgrößten Stadt der Erde« (Sandner) Massen von Gelegenheiten für den 17-Jährigen geboten, sich nach einem Wiener »Madl« (Brandmayer) umzuschauen. Hatte auch Patenonkel Hans nichts junges Weibliches unter sich, nichts neben sich bei seinen Verwandten, Freunden und Nachbarn? Hitler verlässt seinen Patenonkel in Wien, ohne auch nur »Schnitzel« von einer Großstadt-möglichen »Jagd« nach Weiblichem hinter sich gestreut zu haben.4

Ich habe viele Stunden damit verbracht, die Geschichte der Taufpaten Johann und Johanna Prinz aus den Matriken der katholischen Kirche zu rekonstruieren. Hier ist das Ergebnis: Alois Schicklgruber und seine Spitaler Prinzen in Wien

Es ist ein Blick ins 19. Jahrhundert mit seiner grassierenden Kindersterblichkeit.
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Literatur:
Brigitte Hamann, Johannes Sachslehner, Oliver Rathkolb, Hitlers Wien (Wien, Graz 2022).
Volker Elis Pilgrim, C: Von der Männerliebe zur Lust am Töten (Hamburg 2018).
Roman Sandgruber, Hitlers Vater: wie der Sohn zum Diktator wurde (Wien, Graz 2021).
Harald Sandner, Hitler - Das Itinerar: Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945 (Berlin 2016) Bd. 1.
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1 Sandner, S. 77

2 Hamann, S. 67. Die Fußnote dazu: „Bundesarchiv Koblenz, Akten des Parteiarchivs der NSDAP NS26/17a. Berufsangabe laut Taufschein von Gustav Hitler von 1885 und Wien Stadt- und Landesarchiv Meldearchiv.“ In der Taufmatrik von Braunau am Inn sind die Taufpaten Gustav Hitlers als Bademeisterseheleute eingetragen. (Taufregister 03, 1881 – 1891, fol. 75, laufende Nummer 42), online abrufbar unter https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/oberoesterreich/braunau-am-inn/103%252F03/?pg=99 (zuletzt April 2023).

3 Sandgruber, S. 67.

4 Pilgrim, S. 109.

Bericht einer Frau im Reichsarbeitsdienst über Spital bei Weitra

Mai 15th, 2023

Gehen wir mit einer jungen Wienerin in den Reichsarbeitsdienst nach Spital bei Weitra:

 

"In Weitra musste ich vom Bahnhof ein gutes Stück, etwa drei Kilometer, zu Fuß gehen, bevor ich nahe der kleinen Ortschaft Spital das Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes erreichte, wo ich die nächsten Monate verbringen sollte. In der reizvollen Landschaft des Waldviertels, dicht an den Rand eines der typischen kleinen Hügel gerückt, aus denen riesige Granitblöcke ragen, die von alten Bäumen beschattet werden, standen die Holzbauten."

 

Hier ihr Augenzeugenbericht aus einem Bauernhof:

 

"Nach wenigen Tagen Einschulung begann für uns die Arbeit bei den Bauern. Wir sollten tagsüber sowohl bei der Feld- als auch bei der Hausarbeit helfen. Von Hygiene wussten die Waldviertler Bauern damals noch nicht viel, und unsere Aufgabe bestand daher unter anderem auch darin, in dieser Hinsicht aufklärend zu wirken. Einiges ergab sich dabei fast von selbst, denn wir Arbeitsmaiden hatten das Recht, von eigenen Tellern zu essen, nicht aus einer gemeinsamen Schüssel.

Das Anwesen, in dem ich meine Arbeit beginnen sollte, lag am Rande des Dorfes. Ställe und Nebengebäude erschienen mir durchaus ansehnlich, das Wohnhaus aber war winzig klein. Es bestand nur aus einem geräumigen Vorraum und einer großen Stube, in der sich nicht nur ein mächtiger Schrank, der Herd und ein langer Tisch mit vielen Stühlen befanden, sondern auch ein ausladendes Doppelbett. Offensichtlich hielt sich die Familie hier Tag und Nacht auf, denn ich sah keine anderen Räume.

Zuerst wagte es die Bäuerin nicht, mir Arbeit zu schaffen, obwohl es an dieser nicht mangelte. In der Ecke neben dem Herd befand sich ein ganzer Berg schmutzigen Geschirrs, und so beschloss ich, vorerst dieses zu reinigen. Aber im Vorhaus, wo die Bäuerin sonst diese Arbeit verrichtete, hielt ich es nicht aus. Hier bewahrte sie auch das eingesurte Fleisch auf, und dieses stank derart penetrant, dass ich kurz entschlossen das Geschirrschaff auf die Straße trug, es auf der Hausbank abstellte und hier mit der Arbeit begann. Ich säuberte auch das Essbesteck, das bisher von den Familienmitgliedern nur abgeleckt, ins Tischtuch gewischt und in die entsprechende Lade gelegt worden war.

Die Bäuerin ließ mich gewähren, also versuchte ich, auch sonst etwas Sauberkeit in das Haus zu bringen. Ich fegte das Vorhaus und die Stube, wusch die Kinder und zog ihnen frische Kleidung an. Kaum aber hatte ich versucht, das Bett frisch zu überziehen, wehrte die Bäuerin entsetzt ab. Das Bett durfte nur sie berühren, es war ihr intimster Bereich, hier schlief sie mit der ganzen Familie. Zwischen ihr und dem Bauern lag das jüngste Kind, neben ihnen und am Fußende des Bettes ruhten die anderen, kreuz und quer liegend. Ein eigenes Bett für jedes Familienmitglied war ihr unvorstellbar."

 

Die Hühner fraßen die Fingerspitze

Irene Hudler, geboren 1925, Wien

Aus: Erlebte Geschichte Niederösterreich (St. Pölten/Wien/Linz 2004) 76-82

 

Der Fehler war kein Fehler! Oder?

Mai 12th, 2023
Der Fehler war kein Fehler! Oder?

Es hat so ausgesehen, als hätte der Pfarrer von Radstadt zuerst den Grund der Namensänderung falsch eingetragen, weil er ihn danach durchgestrichen hat. Da hat es geheißen, der Bub wäre vom Ehepaar Hörer adoptiert worden und dessen Name solle deswegen auf Glasl-Hörer geändert werden.

Er streicht das durch und danach schreibt er daneben neu, dass die Statthalterei am 4. Juli 1860 unter Z 13.750 die Namensänderung bewilligt hat, weil dessen Mutter, also Anna Glasl, die erste Ehefrau Schicklgubers/Hitlers adoptiert worden sei. Hier für jeden einsehbar:

https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/radstadt/TFBIV/?pg=88

Und genau das ist falsch. Im Landesarchiv OÖ liegt der in der Begründung der Namensänderung angeführte Erlass 1860/13.705 nach mehr als 160 Jahren noch immer wohlbehütet auf. Nicht die Mutter selbst wurde adoptiert, sondern ihr Sohn!

Warum sie sich bei der Heirat trotzdem Glas-Hörer nennt? Keine Ahnung.

Im Teaser oben der entscheidende Satz 1860 im Antrag des Bischöflichen Ordinates an die Statthalterei in Linz:
"Die Eheleute Josef Hörer, kk. Zolleinnehmer und dessen Gattin Maria haben ihren Ziehsohn Josef Glasl, natürlichen Sohn der Anna Glasl, adoptierten Hörer mit Bestätigung des kk. Landesgerichtes vom 30. Mai d.J. Z. 1289 adoptiert."