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IN MEMORIAM KARL HÖFER

aus "Das Waldviertel" 7 (1958), Heft 7/8, S. 159-160


Diese Zeilen des Gedenkens sollen einem treuen Sohn seiner Waldviertler Heimat, dem am 8. Mai d. J. in Krems verstorbenen Oberstleutnant a. D. Karl Höfer, gewidmet sein, der als Heimatkundiger es sich zum Zweck gesetzt hatte, der Heimat zu dienen, und durch ein eifriges, opferfreudiges und hingebungsvolles Arbeiten den Weg zu diesem Ziel gefunden hat.


Karl Höfer wurde am 7. Jänner 1883 zu St. Martin im obern Waldviertel geboren. Seine Eltern stammten aus dem Böhmerwald.[1] Der Vater, Josef Höfer, war als Schulleiter nach St. Martin gekommen, wo er durch seine hervorragenden pädagogischen Fähigkeiten - er verfasste methodische Hilfswerke für den Unterricht und ersann originelle Lernbehelfe - wie durch sein gerades, lauteres Wesen zu hohem Ansehen gelangte.


Karl Höfer entschied sich, nachdem er das Gymnasium in Freistadt absolviert hatte, für die militärische Laufbahn, wobei wohl der Umstand mitgespielt hatte, dass das Studierstädtlein Garnison war. Nach dem Dienst als Offizier in Galizien wurde er dem Militärbauwesen in Wien zugeteilt. Den Ruhestand verbrachte er mit seiner Familie in Krems, wo er ein Eigenheim "Am Steindl" erworben hatte.


Zeit seines Lebens bewahrte er sich ein Herz voll warmer Anhänglichkeit an die Heimat. Immer wieder trieb es ihn an die alten, trauten Stätten, in die Gefilde der idyllischen dörflichen Kleinwelt, wo sein Erinnern so gern Rast hielt.


Als eifriger Förderer heimatkundlicher Interessen ging er allem nach, was von heimatkundlichem Belange war. Mit Mühe, Geduld und Ausdauer sammelte er Material für seine Forschungen und verschaffte sich die beweisenden Belege. Manches schon ins Vergessen Gesunkene hob er wieder ans Tageslicht und sorgte mit betreuender Innigkeit dafür, dass es erhalten bleibe. Er war ein gründlicher Kenner der Verhältnisse seines Heimatbereichs und ein guter Beobachter des Volkslebens.


Was er mit Bienenfleiß erarbeitet hatte, legte er in Aufsätzen nieder, die streng sachlich, genau, einfach und klar gehalten sind, so, wie es seinem treu ehrlichen Wesen entsprach. An die 40 Aufsätze hat er uns geschenkt. Die meisten brachte unsere Waldviertler Heimat-Zeitschrift "Das Waldviertel". Diese Abhandlungen, die eine dem Stoff angemessene Beachtung verdienen, befassen sich mit den Denkwürdigkeiten des obern Waldviertels und berichten interessante Einzelheiten darüber. Wir lernen u.a. merkwürdige Gedenksteine kennen und erfahren, was für eine Bewandtnis es damit hat; wir werden aufmerksam auf alte Kulturdenkmäler als Überreste historischer Begebenheiten. Bilder aus der Vergangenheit der Heimat erstehen vor uns, heimatliche Volksart und Lebensweise wird lebendig, allerhand altes Brauchtum spiegelt sich in den Schilderungen wider. Alles ist wahrheitsgetreu festgehalten. Wir finden das Typische des obern Waldviertels herausgestellt. So das Nebelsteinmassiv mit den übereinandergelagerten Felsgebilden und den verstreuten Granitblöcken, dem Hochmoor mit seiner nordischen Vegetation. Ebenso den bewaldeten Höhenrücken des "Waller" zwischen dem Weitraer und dem Gmünder Gebiet mit dem alten Passübergang, wo Saumtiere und Frachtwagen der Jahrmarkthändler dahinzogen, Räuber in den Schlupfwinkeln der dichten Wälder lauerten und zuweilen Gruseliges sich ereignete, so dass der Waller mit Sagen umsponnen wurde.

 

Seinem Geburtsort St. Martin hat der Heimatforscher und Volkskundler Höfer eine Chronik geschrieben.


Auch der Malerei war der für Natur und Kunst Eingenommene ergeben. Sein Lieblingsthema waren idyllische Ausschnitte, meist der heimatlichen Gegend. Seiner Malweise lag das Gewissenhafte, Klare, Ehrliche zugrunde, wozu der alte Zeichenunterricht erzogen hat. In dieser Art entstanden ansprechende, sympathische Aquarelle, die so manchem Stücklein Natur Dauer verliehen.


An Karl Höfer sehen wir den Begriff "Mensch" mit einem schönen und reichen Inhalt erfüllt. Was er beispielgebend, vorbildlich geleistet, entsprang seiner tiefen Heimatliebe und -treue. Das hat ihn zu einem innerlich hochstehenden Menschen und ehrenwerten Charakter gemacht. Unbedingte Verlässlichkeit, Treue, selbstlose Gesinnung und eine rührende Anspruchslosigkeit waren seine vortrefflichen charakterlichen Eigenschaften.


Der beweglich Schaffende ließ sein heimattreues Herz nicht ruhen, bis ein Schlaganfall ihm Einhalt gebot und der Tod ihm die nimmermüde Feder aus der Hand nahm.


Für das Grab des Dahingegangenen langte ein Päckchen Heimaterde mit Tannen- und Fichtenzweigen ein.


Was die Heimatgemeinde St. Martin schon zu Lebzeiten des nun Verewigten beschlossen hat, Karl Höfer in dankbarer Erinnerung an seine Verdienste zum Ehrenbürger zu ernennen, will sie ihm nun als posthume Würdigung erweisen.


Sein Andenken bleibt. Er lebt fort in den Herzen seiner Heimatgenossen und aller, die ihn kannten.


Maria Lastufka  


Anmerkungen H.P.:

[1] Sein Vater kam aus Plattetschlag, tschechisch Mladoňov. Der Ort existiert heute nicht mehr, er lag auf dem Gebiet des späteren Truppenübungsplatzes Boletice westlich von Krummau, 8km nordöstlich von Oberplan.